Rollerausflug nach Panaji

11.October 2010 - Arambol


Nach unserem dritten Umzug innerhalb Arambols sind wir nun ein einem schoenen Guesthouse im Stadtkern von Arambol. Das ist um einiges praktischer als Ausgang fuer einige Ausfluege.
Gestern haben wir uns Roller gemietet und sind ein wenig rumgefahren. Im Gegensatz zu den Jungs, die ja den chaotischen Strassenverkehr in Indien schon gewohnt sind, war es fuer mich schon eine kleine Herausforderung. Mein letztes Mal Linksverkehr ist gut und gerne sechs Jahre her und Thailand hat im Vergleich zu Indien auch durchaus ein paar Verkehrsregeln. Indien ist verkehrstechnisch reine Anarchie. Das wichtigste Instrument ist die Hupe. Sobald man jemanden ueberholen will, was man hier dauernd tut, hupt man zweimal kurz. Dann weiss der Fahrer vor einem, dass er nun in der Spur zu bleiben hat. Auch bei uneinsehbaren Kreuzungen, scharfen Kurven oder streunenden Hunden ist das gleiche zu tun.
Wir machten uns also auf den Weg nach Panaji und haben uns natuerlich ein paar Mal im Gewirr verloren. Aber wenn Deutsche eines gut koennen, dann Konvoi fahren. Also war es nach ein paar Minuten kein Problem mehr, uns wiederzufinden.
In Panaji, der Hauptstadt Goas, gepraegt von den protugisischen Kolonialzeiten, ist mir dann der Reifen geplatzt. Sonntags einen geplatzten Reifen in einer christlichen Stadt zu haben ist auch in Indien nicht der Hit. Doch wie es immer so ist hat uns ein Taxifahrer einen Mechaniker besorgt, der fuer einen Service Fee von 200 Rupies zu uns kam, ein Notrad montierte und wir zu seiner Werkstadt fuhren. Die war unglaubliche 100 Meter entfernt, aber das hat er uns natuerlich vorher nicht gesagt - man will ja verdienen am weissen Mann. Dort haben sie dann fuer weitere 200 Rupies einen neuen Schlauch eingesetzt. Verglichen zu deutschen Preisen ist das immer noch ein Witz, 8 Euro zu zahlen.
Aber meine zwei kleinen Sparfuechse haben sich natuerlich aufgeregt. Meine Quittung fuer diesen Ausflug war ein schoen ausgepraegter Sonnenbrand, der mir endlich ein wenig Anpassung gibt, da ich ueberall angefasst werde wegen meiner wunderschoenen weissen Haut, die ich eher vornehme Bueroblaesse nenne.

Das Essen ist nach wie vor viel besser als erwartet, wie haben uns in unserem alten Hotel einen Red Snapper fuer 3 Euro gegoennt der im Tandoori-Ofen gemacht worden ist und mit Masalla den typisch indischen Geschmack erhielt. Koestlich! Gestern Abend hatte ich auch das erste Mal die Moeglichkeit, einen ganz kleinen Strassen- und Fischmarkt zu sehen, dort verkaufen die Fischerfrauen die Tagesausbeute, meist bestehend aus kleinen Fischen, ein paar Babyhaien, Calamari und Flusskrebsen, denen sie bei lebendigen Leib die Scheren abbrechen, was ziemlich grausam war.

Die Tiere tun mir hier ohnehin leid. Eigentlich kann einem hier alles leid tun, die armen Menschen, die Tiere, die Umwelt - man weiss gar nicht, wo man anfangen soll. Hier am Strand, wie auch sonst ueberall in Indien gibt es wilde Hunde, die unglaublich liebeshungrig um dich rumstreifen und ein wenig Zuneigung wollen. Denn meist werden sie verscheucht von den Barbesitzern, wenn sie pingeligen Touris zu nahe kommen. Gestern hat sich einer unter unserem Tisch eine Kuhle gegraben und dann auf meinem Fuss seinen Kopf zum Schlafen gelegt - welcher Tierfreund koennte so einen Hund wegscheuchen?

Die Inder an sich kann man ganz schwer einschaetzen. Wenn jemand nett zu dir ist, dann will er meist Geld von dir. Zumindest ist mir noch keiner begegnet, der einfach so nett war. Als Weisser hast du hier pauschal sehr viel Geld, dass du auch ausgeben sollst. So muss man aufpassen, nicht zu schnell abgezockt zu werden. Am Strand kommen immer wieder Inder und bieten Tuch, Schmuck und andere Dinge feil. Ich war das beste Opfer, da ich irgendwie nicht NEIN sagen konnte. Also schaute ich mir ueber eine Stunde lang an, was sie alles zu bieten hatten und saemtliche Strandverkauefer nahmen um mich herum Platz. Fuer alle anderen sicherlich ein belustigendes Schauspiel, ich aber hatte irgendwann etwas Angst. Zum Glueck hat Domi mich aus der Situation befreit und mit ihnen haerter verhandelt als ich es im Stande gewesen waere.
So, beim naechsten Mal gibt es auch Bilder, versprochen. Die Jungs sind etwas fotofaul und da ich nur filme und das hier nicht so einfach hochstellen kann, bin ich auf ihre Fotos angewiesen. Aber sie kommen - versprochen!

Liebe Gruesse ins kalte Deutschland!
AC