buen Camino

21.May 2016 - Astorga


Ich bin gerade in Astorga angekommen. Am Ortseingang komm ich in ein Gespräch mit eine 70 Jährigen Deutschen wir laufen die drei km zum Stadtzentrum zusammen und dann läd sie mich auf dem plaza mayor einfach spontan zum Essen ein... Life is Brilliant.

Auch die Tage seit dem letzen Eintrag ist wieder so viel schönes passiert. Tag 17 war einer der intensivsten Tage bislang, früh ging es im herrlichen Sonnenaufgang relativ unspektakuläre 10 km nach Sahangun wo sich der Weg anschließend teilte und ich flaschendrehen spielte, welchen Weg denn das Universum für mich vorgesehen hatte. Es führte mich auf den kaum begangen, weil längeren Weg auf dem erst nach 12 km die nächste Ortschaft anstand. Dafür ging er so herrlich ohne jegliche Autos, Häuser oder ähnliches durch die blühende Natur und die singenden Vögel. Und weil mich das in so eine Hochstimmung versetzte, entschied ich auch bis zum nächsten Ort zu laufen. Der lag allerdings noch 20 km entfernt, was mich insgesamt auf eine 42 km Tagesetappe brachte :) ohne jegliche Pilger ging es bei purer Sonne ohne jeden Schatten durch endlose verlassene Gräserlandschaften, so einsam und gleichzeitig so schön. Unterwegs leckte ich geschmolzene Schokolade und erfreute mich an einer Vielzahl von Störchen.

Die letzten km waren jedoch echt endlos und das ankommen ein herrliches Gefühl. Den Rest des Tages verbrachte ich in einem Biergarten in dem mich eine nette Koreanerin mit ihrer Freundin (mitte 30) verkuppeln wollte und ging zeitig ins Bett.

Zur Zeit starte ich immer feiernd mit dem superschonen Soundtrack der fabelhaften Welt der Amelie in den Tag und war in kürzester Zeit am Tag 18 in Leon. Auch weil ich nach 5 km Landstraße entschied die letzten km in die Innenstadt per Bus zurückzulegen. Meinen täglichen Cafe con leche gab es somit um 11 im Zielort gemeinsam mit einer Finnen die auch mit Bus gefahren war, ehe ich bei traumhaften Wetter individual die Stadt besichtigte. Sehr hübsch. Abends ging es dann mit alten Weggefährten und der Finnin geil von Bar zu Bar, von Wein mit Tapas zu Bier mit Tapas, ohne ins Detail zu gehen wie oft diese Wechsel erfolgten :) auch aufgrund der Heiterkeit des abends, Schloss sich mit dem Besuch der pilgermesse in unserem Herbergskloster das Highlight des Tages an. 17 Nationen sangen in ihrer Sprache gemeinsam mit den Nonnen in der Kirche... Wieder sehr intensive Momente.

Tag 19 war "ich entspanne- geniese das Leben in Leon-lauffreier" Tag. Ich dachte mir geh am besten in die Uni, setz dich einfach nur hin, lausche ner Vorlesung und schreibe paar administrative Mails nach Deutschland. Doch bevor ich die Bushaltestelle erreiche grinst mich das Mädel aus Riga an und wir gehen zusammen nen Kaffeetrinken. Über drei Stunden lang, noch etwas intensiver als mit Valentina der Italienerin, würde hier den Rahmen sprengen. Als sie Mittag weiterläuft denke ich mir ok geh ich kurz was essen und dann zur Uni. 5 min später grinst mich die Finnin an und wir gehen zusammen Tapas essen, Bier trinken und einfach in der Sonne entspannen. Also eben keine Uni. Abends steht dann wieder Tapas essen und Bier trinken mit Quim und anderen Spaniern in dieser herrlichen lebenswerten Stadt an. so schön dass wir die letzte Minute der Schlieszeit unserer Herberge ausreizen.

Morgens könnte ich noch paar Tage hier bleiben, laufe dann jedoch einen sehr schönen Weg, immer auf die schneebedeckten Berge unter blauem Himmel. Nach 10 km treffe ich zufällig Elisabeth (Riga) und wir laufen zusammen, mit vielen Schatten-, Bar-, Füsse-in-den-Fluss-haltestopps bis kurz vor sechs zur historischen Brücke von Hospital de Obrigo. Die Herberge hat einen herrlichen Garten zum Yoga machen und draußen essen. Hier teile ich meine Nudeln mit einem Venezueler und er seinen Salat und Wein. Außerdem merke ich wie viel besser mein spanisch schon geworden ist.

Bevor ich dann in Astorga ankam und zum Mittag eingeladen wurde, stand eine sehr heisse Etappe voller Geschenke des Universums an. Früh fand ich in der Herberge ein tolles neues Buch und entschied mich daher für einen gemütlichen Tag voller Pausen. Las zuerst auf ner Wiese, dann in nem Cafe und auf Banken. Allerdings vergas ich zum ersten mal rechtzeitig mein Wasser nachzufüllen und wusste nicht wieso. Etwas dehydriert erkannte ich dann den Grund, mitten auf dem Weg war ein Einsiedler der seit sieben Jahren jeden Tag geilen Saft, verschiedene Obst wie geile kalte Melone und anderes verteilte. Eine super Stimmung unter den Pilgern inklusive. Also las ich dort auch noch ne Weile. Dann traf ich Juliane vom Anfang der Geschichte.

So und mittlerweile bin ich schon 25 km weiter, weil mir das Universum mitten beim schreiben der Geschichte gestern ein wundervolles erstes sommergewitter schenkte :) so herrlich, ebenso wie die Gesichter der Spanier wie ich singend nur in kurzer Hose durch ihre Straßen laufe.. Das nächste Geschenk dann von Li und seiner Mutter. Ein leckeres koreanisches Abendbrot und zum Abschluss, habe ich mit verschiedenen Nationalitäten und zwei Taiwanerin ein chinesisches spiel gespielt.

Genießt das brilliante Leben ich denke an euch!