One decaf, sugarfree caramellatte without lactose please.

27.October 2010 - Kelowna


Nach dem Tief von gestern Abend sind die Bedenken noch nicht gewichen. Erst ein weiterer Anruf zu Hause und ein Telefonat mit meiner Lieblingsanka, die mir viel von ihren Erfahrungen in Australien berichten kann, und mein Optimismus holt mich wieder ein. Zumindest ein bisschen. Ein paar neue Möglichkeiten haben sich ergeben, die ich weiter zu verfolgen gedenke.
Den Morgen verbringe ich hauptsächlich damit, und mit dem Rollen der Rumkugeln. Zu doof, dass ein paar aus unerfindlichen Gründen einfach zu klein geraten. Die KANN man einfach nicht verkaufen. Zu schade, aber ich will sie ja auch nicht einfach wegwerfen... Sie selbst zu essen scheint mir die einzige vertretbare Möglichkeit zu sein ;).
Langsam kann ich mich auch wirklich auf diesen Nachmittag freuen, an dem ich meine Arbeit als Volunteer im Krankenhaus von Kelowna aufnehmen werde. Natürlich erst einmal als Training im "Starbucks" des Krankenhauses. "Perking Lot" heißt die Einrichtung, die den größten Posten der Einnahmen der Volunteer-Arbeit stellt.
Mit dem Bus geht es die Straße hinunter, ungefähr 6km: nein, ich hätte nicht laufen können ;). Vorbei an einer Kirche, die doch tatsächlich mit der Aufschrift "Come in for faithlift!" auf einer altmodischen Stecktafel wirbt. Da kommen offenbar die nachbarschaftlichen amerikanischen Kommerztriebe durch...
Im Perking Lot bin ich für die Abendschicht von 4-8 p.m. eingeteilt. Auf geschätzten sechs Quadratmetern werden hier natürlich Kaffee und Tee, aber auch Smoothies und andere eisgekühlte Getränke zubereitet. Und das alles gibt es auch mit Moninsirup in allen Geschmacksrichtungen. Ich wette, im Paradies gibt es irgendwo genau dieses Perking Lot noch einmal.
Nach einer ausgiebigen Einweisung in alle Geräte und Rezepte, fallen mir zum ersten Mal bewusst die vielen Zettel auf, die überall hängen und sämtliche Rezepte und Bedienungsanleitungen in peinlich genauer Ausführung für den Ernstfall bereit halten. Aprospos Ernstfall: In dem kleinen roten Handbuch für Volunteers sind doch tatsächlich die Bedeutungen der einzelnen "Codes" des Krankenhauses aufgelistet. Spannend, wie ich finde, und was für ein Zufall, dass in genau diesem Moment der Code für einen Herzstillstand durchgegeben wird. Wahrscheinlich bin ich die einzige, der der fahrbare Defibrilator auffällt, der kurz darauf vorbei geschoben wird.
Der Abend vergeht schneller als erwartet, und zu meinem eigenen Erstaunen darf ich direkt alles ausprobieren. Von einfachem Kaffee bis zu "Strawberry-Smoothies". Und, wenn man die Milch außer Acht lässt, die irgendwie schneller aus ihrem Behälter kam, als ich wollte, sogar ohne nennenswerte Zwischenfälle. Mein Mitarbeiter heute ist, neben der Frau, die mich "trainiert", ein Zwölftklässler, der letztes Jahr von den Philippinen nach Kanada migriert ist. Er gibt mir den Tipp, doch einfach mal in der Mall in sämtliche Geschäfte zu gehen, um meinen Lebenslauf abzugeben.
Genau das werde ich morgen tun. Gleich nachdem ich im Copyshop noch einige Kopien meines Lebenslaufs gemacht habe.