Am Ende der Welt

28.January 2010 - Cockle Creek


Montag, 25. Januar 2010
Gestern sind wir nachmittags am sprichwörtlichen Ende der Welt gewesen, nämlich in Cockle Creek. War witzig zu sehen, wie der ganze Strand von Campern überflutet war, obwohl das Schild am ?Orts?Eingang sagte, dass das Nest nur drei Einwohner hat. Der nächste Supermarkt ist 30 Kilometer Schotterstraße weg und unser armes Autochen war gar nicht glücklich über den Weg. Aber sie hat das sehr tapfer gemeistert, wie im übrigen auch alle anderen Herausforderungen wie den Freeway nach Hobart, wo man 110 fahren kann. Hab ich natürlich auch gemacht, und sobald es nur minimal bergab ging, konnte der Rio sogar die 110-Marke manchmal überkriechen. Sehr nett, das.
Nur beim Überholen hab ich ein bisschen Angst ums Bodenblech unter dem Gaspedal...
Vormittags haben wir auf dem Weg von Hobart in den Süden noch am Airwalk vorbeigeschaut, was mit 22 Dollar echt teuer war, um zehn Minuten in 25 Metern Höhe über den Regenwald zu wandern. Dafür gab es aber auch zwei je 200 Meter lange, 1 Meter breite Hängebrücken über flache Flüsschen, die geschwankt haben wie blöd. Das war vielleicht was... Gott sei Dank waren die Seiten durch Metallseile und starkes Netz gesichert...

Nach dem Abstecher ans südlichste Ende der Welt (wobei ich nicht weiß, ob Argentinien nicht noch südlicher ist), ging es wieder ein Stück nach Norden, nämlich nach Dover- nein, nicht in England, soweit dann doch nicht nach Norden ? ungefähr 50 Kilometer nördlich von Cockle Creek. Dort haben wir in einem sehr netten, ruhigen und nur mit sechs Menschen bewohnten Hostel übernachtet, wo ich endlich mal wieder 8 Stunden am Stück geschlafen hab.
Am frühen Montagmorgen ging's dann weiter zurück nach Hobart, wobei ich auf dem Weg einen Abstecher zur Kirschenfabrik gemacht hab, um meinen Payslip zu holen. Jetzt muss ich mir darum wenigstens keine Gedanken mehr machen. Außerdem ging es noch über Judbury, was 13 Kilometer westlich von Huonville ist, um die dort ansässige Pferdevermietfrau nach einem WWOOF-Platz zu fragen. Leider war niemand zu Hause außer zwei Pferden und zwei Hunden, die sogar zu faul zum Bellen waren, also hab ich ne Nachricht geschrieben und um Rückruf gebeten. Mal schauen.
Tja, und inzwischen, knapp 12 Stunden und ungefähr 200 Kilometer später sind wir schon wieder halb die Westküste hoch in Triabunna, um von dort morgen die Fähre nac Maria Island zu nehmen. Guter Platz für morgen, weil Australia Day ist und außer in den Pubs überall die Bürgersteige hochgeklappt bzw. gar nicht erst runtergeklappt werden. Maria Island ist autofreier Nationalpark und so werden wir wieder schöne, lange Wanderungen unternehmen und dann, je nachdem, wie spät es wird, nach Hobart zurück fahren oder noch eine Nacht in Triabunna bleiben und am Mittwoch früh zurück fahren. Ich will das Auto (das eigentlich am Mittwoch zurück gegeben werden soll) noch bis Samstag behalten, um mir die Tasman Peninsula anzuschauen (Port Arthur) und einen hübschen Ausritt zu machen. Und dann, vielleicht, nach Judbury gehen für eine oder zwei Wochen, bevor ich mir in Sorell Arbeit suche bis Mitte Februar.

Dienstag, 26. Januar 2010
Heute war ja Australia Day, was ungefähr unserem 3. Oktober entspricht, und von daher war es ganz praktisch, auf Mariah Island abzutauchen, weil die Geschäfte und soweiter sowieso zu hatten.
Wir hatten ein Riesenglück, denn auf der 40-Minuten-Fähren-Hinfahrt haben wir einen einzelnen Delfin gesehen und auf dem Rückweg eine ganze Schule. Außerdem gabs noch Känguruhs zu bewundern, ein Wallaby uuuuuuuund eine Mama Wombat mit Baby Wombat. Seeeeeeehr süß, das. Und viele riesengroße Wildgänse gabs auch. Ansonsten war es hübsch ruhig, wir (Carys, ich und ein deutsches Ehepaar, das wir auf dem Campingplatz kennengelernt haben) sind zu den Painted Cliffs gewandert. Das ist eine Sandsteinformation, die durch Erosion und korridierendes (?) Salzwasser aussieht, wie wenn jemand mit weißer Farbe auf den eigentlich gelben Sandstein gepinselt hätte.
Danach waren Carys und ich noch an den Fossil Cliffs, wo es hunderte Schichten von Fossilien gab, sehr interessant. Und im Vergleich zu unseren anderen Wanderungen in den diversen Nationalparks war das absolut Kindergartenniveau, denn es war (fast) nur eben und der Weg superbreit und flach, sprich nicht holperig oder so. Sehr nette Abwechslung. Ansonsten war Mariah Island sehr ruhig, es gibt dort nämlich keine Straßen oder Autos (von den drei der Ranger abgesehen), nur Tiere und Fahrräder.
Die viele Tiere, und vor allem natürlich das Wombatbaby waren der Hammer. Seeeeeeehr wunderbar.
Jetzt bin ich wieder in Hobart und muss, wie es aussieht, in einem 12Bett-Zimmer schlafen, in dem die Decke ein Loch hat... Dabei hatte ich extra heute morgen vor der Fahrt nach Mariah Island telefonisch ein Zimmer gebucht, aber durch einen System (?) fehler wurde die Buchung gecancelt, also ist mein Bett weg. Die Rezeptionistin, die eine andere ist als der Knabe, der meinen Anruf entgegen genommen hat, hat gemeint, sie kümmert sich... Immerhin muss ich nichts zahlen. Und ein Bett ist immer noch besser als im Kia Rio zu schlafen...
Cayla will morgen einen Tag Ruhe haben, was mir entgegenkommt. Dann kann ich nämlich direkt das Auto verlängern gehen.
Sehr praktisch.

Freitag, 29. Januar 2010
Auto verlängern war kein Problem, nur TEUER! Für die 7 Tage hatten wir 500 Dollar gezahlt und ich jetzt für die drei Tage extra nochmal 300... Naja, es lohnt sich auf jeden Fall. Aber für die Größe (oder eher Kleine...) von dem Rio schluckt er endlos Sprit, über 10 Liter auf 100 Kilometer.
Am Dienstag morgen hatte ich noch extra von Triabunna aus im Hostel in Hobart angerufen, um mein Bett zu reservieren, was mir auch bestätigt wurde. Als ich dann dort ankam, hieß es plötzlich, die Reservierung wurde gecancelt (nicht von mir, soviel ist sicher)und man könnte da jetzt nichts mehr machen, weil das Hostel ausgebucht sei. Allerdings gäbe es noch ein 12-Bett-Zimmer mit Loch im Dach, wo man noch Betten hätte.
Hmja. Also haben sie mich in das Loch gesteckt, wo es gestunken hat und alles schimmlig war, immerhin kostenlos. (Und ich konnte richtig gut schlafen, weil man außer dem tropfenden Wasser nichts gehört hat, das war so schön hypnotisch).
Am Mittwoch morgen gings dann direkt auf die Tasman Peninsula. Sehr nett dort.
Hab mir ein Zimmerchen genommen im Caravanpark in Port Arthur und dann gings los in den Tasmanian-Devil-Rescue Park. War schweineteuer mit 28 Dollar, aber was solls. Hab Tasmanische Teufel beim Füttern gesehen (die machen vielleicht ein Geschrei...) und eine Flugshow mit nem Gallah, nem Rosella und einigen Falken. Leider keine Adler wie in
aber immerhin.
Abends ging es dann nach Port Arthur zur Ghost Tour. Super Kulisse, der Führer war genial. Leider war die Gruppe extrem laut mit albern kichernden 15-jährigen und ner etwa zehnjährigen, die nur geplärrt hat, weil sie Angst hatte. Meine Fotos zeigen leider nur Schwärze, keine Geister. Aber ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass besonders in der wunderschönen Kirche und im Gefängnis Geister umgehen. Leider gab es auch Idioten, die es nicht fertig gebracht haben, auf ihr Handy zu verzichten, sodass mitten in einer besonders gruseligen Geschichte plötzlich die James Bond Titelmelodie losging, was natürlich die Stimmung total versaut hat. Das war seeehr schade, denn ich hab die gruselige Atmosphäre sehr genossen und hätte zu gerne einen Geist gesehen... Es gibt Berichte von einer jungen Mutter, die im Kindbett gestorben ist und ihrem Baby, die sich gegenseitig besuchen, sowie von einem etwa 8jährigen Mädchen, das seine Eltern sucht. Alles eher tragisch-traurig als schaurig...
Nun denn. Nachdem die Taiwanesen in meinem Zimmer so arg geschnarcht haben, dass ich auf die Veranda gezogen bin, bin ich dann auch gleich morgens weiter gefahren nach Koonya, um einen Zweistunden-Ausritt zu machen. Sehr nett, das. Mit 80 Dollar zwar recht teuer, aber das war es schon aufgrund der Kulisse echt wert.
Leider war ich die einzige erfahrene Reiterin, sodass es mehr ein Schrittausritt war, aber die Landschaft war so toll, dass das auch nicht schlimm war. Ich war nur froh, als ich die supersteilen Berge gesehen hab, dass Princess die Laufarbeit gemacht hat und nicht ich :-).
Das ältere Ehepaar, in den frühen 60ern, würd ich schätzen, war sehr nett, haben auch sehr viel über die Landschaft und die ehemals in Koonya existierende Sträflingskolonie erzähltt. Wir hatten sehr viel Spaß, besonders bei den kurzen, knackigen Galoppreprisen...
Und ich hab endlich wilde Kookaburras gesehen, sogar gleich zwei. Beim ersten, der jung war und wunderhübsch posiert hat, hab ich nicht daran gedacht, abzusteigen. Dabei hätte ich wunderbare Bilder machen können, so geduldig wie der war. Leider fand Princess das Rumstehen doof und daher sind die Bilder zu verschwommen. Beim zweiten Kookaburra bin ich dann abgestiegen, und siehe da, die Bilder sind deutlich besser.
Ich hatte Spaß. Danach war es zu spät, um Port Arthur nochmals bei Tag zu besichtigen, war mir auch zu teuer mit 38 Dollar, also bin ich zurück gefahren Richtung Sorrell und hab mir die ganzen Sehenswürdigkeiten angeschaut, das Blowhole, den Tasman Arch und Devils Kitchen. Wunderschön ist das.
Und dann hab ich die Nacht am Strand verbracht. Leider im Auto und nicht direkt im Sand, weil es dafür zu kalt war, aber immerhin hab ich einen schönen, leider bewölkten, Sonnenaufgang erlebt.
Tja, und jetzt bin ich in Sorrell, werd mein Autochen waschen und aussaugen und dann nach einer Bleibe suchen. Morgen abend geht es dann nach Sydney und dann? Mal schauen.