Nationalparks, Autos und ganz Tasmanien

15.January 2010 - Strahan


Faszinierend, wie zielstrebig die kleinen Gesellen (Fairy Pinguins, die knappe 30 cm hoch werden) über die steilen, glitschigen Felsen und den Strand watscheln, um ihren 3 bis 4 Wochen alten Jungen Fisch zu bringen. Das war ein Hurra... Bestimmt 60 Pinguine und 20 Junge haben wir gesehen, die ließen sich durch die Taschenlampen und die vielen Schatten gar nicht stören. Die flauschigen Küken sind fast größer als die Alten und seeeehr fordernd. Offensichtlich ist es so, dass die Alten die Küken erkennen, aber die Küken jedem Alten hinterherrennen, um sie um Futter anzubetteln. War sehr lustig anzusehen, wie die Babys quietschend auf die Eltern draufgehopst sind, um halbverdauten Fisch unter großem Gefiepe und Gezeter von Schnabel zu Schnabel befördert zu kriegen. Die Alten nehmen die heroische Herausforderung auf sich, jeden Morgen vor Sonnenaufgang erstmal bis zu 1 Kilometer von ihrem Nest (zum Teil auf der anderen Seite der Hauptstraße gelegen...) an den Strand zu watscheln, um dann bis zu 20 Kilometer raus ins Meer zu schwimmen. Ziel ist natürlich, genügend Fisch für sich selbst und die beiden, sehr forderndern, Jungen zu bringen. Das erfordert den ganzen Tag und so kommen die Eltern erst mit Einbruch der Dunkelheit wieder zurück. War sehr interessant zu sehen und die ganz mutigen Pinguin-Eltern sind sogar zwischen unseren Beinen durch zu ihrem Nest gewatschelt, nicht ohne vorher vorwitzig und sehr kräftig in die (zum Glück stabilen) Schuhe reinzuhacken.
Tja, und heute morgen bin ich dann runter nach Coles Bay gefahren, dass am Eingang zur Freycinet-Halbinsel liegt, hab mich ins YHA eingemietet und bin dann losgestiefelt in den Nationalpark. Dort habe ich zum Glück im Informationszentrum jemanden gefunden, der mich zum 5 Kilometer entfernten Ausgangspunkt für sämtliche Wanderungen genommen hat, sonst wär ich schon vor Beginn meiner Tour fix und alle gewesen. Am Carpark angekommen, bin ich dann losgestiefelt zum Wineglass-Bay-Lookout, natürlich nicht ohne mich vorher pflichtbewusst ins große Logbuch einzutragen. Nach vielleicht einer Stunde relativ steilem Anstieg, der zwischendurch mit sehr netten Ausblicken auf Coles Bay und das dahinter liegende Meer belohnt wurde, hab ich dann auch den Lookout erreicht und war spontan sprachlos. So was Wunderschönes! Hab mich dort dann erstmal ausgeruht und meine Frühstückspause nachgeholt und anschließend den Abstieg zur Wineglass Bay selber in Angriff genommen. Das war mehr oder weniger spontan, denn der Abstieg ist sehr steil und nicht geteert oder so, sondern im Prinzip eine Ansammlung loser Steine und Wurzeln, wie man den Bildern entnehmen kann.
Auf jeden Fall war ich heilfroh, dass ich meine stabilen, knöchelhohen Wanderschuhe hatte, denn bei meinen schwachen Bändern und meinem Stolpertalent hätte ich mir sonst sicher eher was gezerrt oder überdehnt. Ich hab doch tatsächlich nicht nur auf dem Lookout-Weg, sondern auch auf diesem haarsträubenden Abstieg Menschen mit Flipflops laufen sehen. Unglaublich. Aber die Anstrengung war auf jeden Fall absolut lohnenswert, denn der Strand von Wineglass Bay ist reinweiß, und es sind fast keine Menschen da. Allerdings gab es ganz, ganz viele (zum Teil tote) Quallen, die zwar nicht tödlich sind, aber höllisch wehtun, wenn sie stechen. Daher ist auch niemand geschwommen (das Wasser hat übrigens angenehme 18°, ist also nicht vergleichbar mit den schön warmen Queensländer Gewässern).
Das hat auch nochmal ungefähr ne Stunde gedauert, und dann war ich endlich am Strand. Hab mich hingelegt, mein Mittagessen zu mir genommen (Oliven und geräucherte Forelle) und gelesen. Seeeeeeeeeehr schön. Dann fing es aber leider an, zuzuziehen und da der Weg schon runter im trockenen Zustand haarig ist, wollte ich es dann nicht drauf ankommen lassen, wie es ist, ihn bei Regen hochzulaufen und bin früher als geplant wieder hoch gestiefelt. Halleluja. Ich dachte mal, ich wäre einigermaßen fit. Aber nix da. Nach fünf Minuten Gekraxel war ich fix und alle, und das ging dann nochmal ne gute Stunde so weiter. Zum Glück hatte ich genügend Wasser dabei.
War auf jeden Fall lohnenswert!
Übrigens ist Tasmanien, zumindest hier im Osten, nicht halb so grün und ?grasig?, wie ich mir das vorgestellt habe, obwohl das Gras an manchen Stellen so hoch ist, dass man die darin grasenden Schafe gar nicht sieht.

Freitag, 15. Januar 2010
Heute hab ich mir nen ganz faulen Lenz gemacht, so mit am Strand rumliegen und lesen, hatte auch was, zumal der ?Hausstrand? hier absolut auch was hat. Werde morgen ausführlich Fotos machen, bevor es weiter geht nach Bicheno und dann weiter hoch nach Scamander, je nach Busverbindung (die hier übrigens bescheiden bis gar nicht vorhanden ist ? und wenn, dann sehr teuer).
Internet ist hier sehr teuer und langsam, von daher muss die Aktualisierung warten, bis ich mindestens in Launceston, wenn nicht sogar zurück in Hobart bin.

Samstag, 16. Januar 2010
Heute hab ich glücklicherweise eine Mitfahrgelegenheit gekriegt von Coles Bay nach Bicheno, und Chris (aus Dortmund) hat mir dann noch die Friendly Beaches gezeigt, die auf dem Weg liegen. Sehr hübsch. Leider ist das Wetter heute bewölkt und regnerisch, aber immer noch einigermaßen warm.
Ich wollte ja versuchen, einen Job im Café hier zu kriegen, aber heute war es schon zu, als ich angekommen bin, also muss ich morgen fragen. Hoffentlich hab ich Glück, sonst sitz ich ne Woche hier fest, denn der einzige Bus von Bicheno nach St. Helens geht sonntags. Allerdings nachmittags, von daher kann ich da immer noch anrufen. Mal schauen, vielleicht darf ich ja auch mit Lena spazieren gehen. Hätte auch was. Leider dürfen Hunde nicht an den Strand, was ich einerseits verstehen kann, andererseits aber echt schade finde. Macht den Tierchen doch auch Spaß, am Wasser entlang zu hopsen, wie man dem Labrador, den ich gestern in Coles Bay gesehen hab, deutlich angemerkt hat. Wie ein Flummi ist der durch die Wellen seinem Ball hinterhergehopst. Da passt das englische ?bouncen? wieder viel besser als das deutsche ?hüpfen?.
Das Einzige, was ich an Tasmanien wirklich vermisse, sind die Kookaburras. An die hab ich mich so gewöhnt. Im Freycinet Nationalpark scheint es allerdings welche zu geben. Die haben sogar mitten am Tag gelacht.

Sonntag, 17. Januar 2010
Heute morgen hab ich einen wunderschönen Strandspaziergang gemacht, dann fing es an zu regnen und jetzt ist alles grau in grau und ekelig kalt. Morgen fahr ich weiter nach Launceston, in Bicheno hab ich ja jetzt alles gesehen, was es zu sehen gibt (auch das Aquarium mit ein paar Seepferdchen, aber was für Teile... Die sind riesig im Vergleich zu denen, die ich bisher so gesehen hab, bestimmt 15 Zentimeter hoch.

Mittwoch, 20. Januar 2010
War jetzt zwei Tage in Launceston, auf der Fahrt dorthin hab ich Cayla kennengelernt, sie hat auch in Bicheno gearbeitet und wir haben uns jetzt zusammen ein Auto gemietet. Süßen kleinen Kia, quietschorange und sehr schwach auf der Brust, was die ganzen Hügel angeht.
Am Dienstag haben wir die Cataract Gorge in Launceston bewandert, was trotz gelegentlichen Nieselregens sehr nett war.
Heute morgen sind wir dann zur Autovermietung gestiefelt, haben 500 Dollar für 7 Tage gezahlt (inklusive Versicherung außer Reifen und Windschutzscheibe) und dann ging's los.
Hat schon was, unabhängig zu sein, da sind wir nämlich zuerst nach Mole Creek gefahren, das etwa 2 Stunden westlich von Launceston liegt, und haben uns dort die Salomon Cave angeschaut, bevor wir von Mole Creek durch Paradise (!!!), Sheffield und schließlich Penguin gekommen sind, um dort Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen. Dann ging es auch schon weiter nach South Rianna, um Jonathan zu besuchen. Den hatte ich ja im Dezember in Melbourne beim Frisör kennengelernt, er ist Milchbauer mit 800 Kühen. Die Gegend hier ist wunderschön, obwohl wir die ganze Fahrt über mehr oder weniger starken Regen hatten, ist zum Schluß auch noch die Sonne rausgekommen und hier ist alles schön grün (dank der gründlichen Bewässerung).
Es war gegen halb fünf mittags und wir dürfen über Nacht bleiben, was uns natürlich sehr entgegen kommt. Außer Jonathan sind hier noch seine Frau und die beiden Töchter, die jüngere gerade 10 Tage alt. (Mir war nicht bewusst, dass Babys schon in dem zarten Alter den Kopf selbständig heben und drehen können). Vor dem Abendessen haben wir dann noch Monopoly gespielt, die elektronische und neuseeländische Version. Komisches Gefühl, so ganz ohne Geld zu spielen... War aber echt witzig und wir hatten viel Spaß. Allerdings ist die Nacht um vier rum, wenn Jonathan wieder melken gehen muß. Naja, wir werden sehen. Auf jeden Fall hat mich die Fahrerei doch ganz schön geschlaucht (Cayla darf nicht fahren, weil sie erst 24 ist).
Natürlich hab ich mich sofort und vom Fleck weg in Noah verliebt, den wunderschönen, grau-weißen Kater (in dem sicher Ragdoll ist), der total verschmust ist und sich sehr verwöhnt vorgekommen muss...
Übrigens ist Noah bisher erst die zweite Katze, die ich in Tasmanien gesehen habe, die erste war in Bicheno, ein wunderschöner, cremefarbener Persermix mit stahlblauen Augen und braunen Ohren, Pfoten und Schwanzspitze. Der wollte sich allerdings nicht fotografieren lassen.

Donnerstag, 21. Januar 2010
Heute sind wir, nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht, in der die Bewässerungsmaschine das Wellblechdach über uns malträtiert hat, weitergefahren zum Cradle Mountain National Park. Gott sei Dank hatten wir mit dem Wetter mehr Glück, denn gestern hatte es ja geregnet.
Das Autofahren in Tasmanien ist übrigens sehr spaßig, denn es passiert einfach nichts: Keine Autos, keine Tiere (wir vermeiden Dämmerungsfahrten) und sehr schöne, geteerte, hügelige Sträßchen. Das arme Autochen muss schon sehr arbeiten, die Hügel sind wohl steiler als sie wirken. (Das Autochen ist allerdings auch recht schwach auf der Brust).