Rennpferdebuschreiterin lässt grüssen!

12.March 2010 - Armadale


Mittwoch, 10. März 2010
Hah, wie geil ist das denn hier??? Gestern kam ich in Armadale an, Sharon und Gary sind sehr, sehr nett. Sie haben 12 Pferde, ein witziges kleines Thellwell-Pony, einen Pudel, eine steinalte Katze und Hühner. Und natürlich drei Kids, Kurt ist 21, Jade 19 und Logan, die kleine Nervensäge, 4. Dann gibt es noch Danielle, die die Verlobte von Kurt ist und ein Mädchen hat, Chloe.
Es stellte sich heraus, dass ich hier für sechs Wochen bleiben kann und sprichwörtlich jeden Tag zum Reiten komme! Nichts mit Stall ausmisten oder so, das macht Sharon, nur reiten! Ist das nicht toll? Krieg sogar 20 Dollar pro Ritt, bei zwei Pferden am Tag macht das sogar mehr Geld als ich bei Rich gekriegt hab.
Auf alle Fälle waren wir gestern schön essen in Freemantle, was echt nett ist, aber sehr teuer, und dann ging es wieder heim und ich hab meine tolle Unit bezogen: Ein großer Trailer mit Dusche, Klo, theoretisch nem Doppelbett, aber das ist noch nicht da, Mikrowelle, Toaster, Grillofen (Ofengrill, wie auch immer), Garderobe, TV und ausklappbarer Couch, die als Bett dient. Sehr, sehr geil. Vor allem der Ausblick: beim Geschirr spülen seh ich Pferde, nach dem Duschen seh ich Pferde und heute morgen bin ich aufgewacht, weil Gary die Hengste verladen hat. Sprich, durch das Klappern der Hufe geweckt worden. Sehr, sehr, sehr geil. Um viertel vor sieben gings dann auch für mich los: Pferd Nr. 1, Musical Dane, richten und ab in den Busch mit Danielle. Abgesehen davon, dass die Süße (das Pferd...) erst 2 Jahre alt ist und dementsprechend ein bisschen guckig, war das einfach nur cool: 40 Minuten Schritt und Trab auf dem Sand-Track, eine leichte Brise, keine Fliegen, ich muss gestorben und im Himmel gelandet sein, ohne es zu merken... Nach 40 Minuten gings dann wieder heim, Pferde abgeduscht und weggebracht und ab aufs nächste Pferd: Blue, auch erst zwei und verletzungsbedingt schon lange nicht mehr geritten worden. Die hab ich dann nur im Roundyard geritten, was natürlich nicht soviel Spaß macht wie auf dem Track im Busch, aber immerhin. Sehr, sehr genial. Nachdem sie abgeduscht und versorgt war, war es viertel nach 10 und mein Arbeitstag beendet...
Gary, der außer Rennpferde-Trainer auch Pferde-Zahnarzt ist, hat mir dann noch das Auto erklärt, das mit dem Trailer zusammengehört, ein kleiner, uralter Fiesta. Ich wusste gar nicht, dass die Kleinwagen auch Automatik sein können...

Sehr cooles Teil, denn jetzt kann ich nach Armadale fahren, was ca. 15 Minuten weg ist, Essen einkaufen und zum Bookexchange und sogar über meine Freizeit nach Perth oder Freemantle fahren mit dem Zug. Sehr, sehr, sehr genial. Ich werd jetzt mal versuchen, einen McDonalds oder eine Bücherei oder sowas zu finden, damit Ihr endlich wieder Bildchen und Geschichten sehen und lesen könnt...

Freitag, 12. März 2010
In der Zwischenzeit hab ich das Autochen einmal nach Armadale bewegt, um Kühlwasser und Motoröl zu holen, und abgesehen davon, dass es zuerst nicht angesprungen ist, nachdem ich Wasser nachgefüllt habe, läuft es sehr gut. Ansonsten bin ich fleißig am Reiten, ab und zu ein bisschen Stall ausmisten oder Wasser wechseln, aber nach spätestens 4 Stunden, sprich gegen 10 Uhr morgens, ist mein Arbeitstag beendet. Hat schon was... Die Pferde sind ein bisschen jumpy, hopsen wegen jedem Vogelpups durch die Gegend, aber dafür, dass sie zum Teil erst ein Jahr alt sind, sind sie wirklich gut. Natürlich nicht zu vergleichen mit unseren ?erzogenen? Pferden, denn mit Schenkelhilfen kommt man nicht so arg weit. Aber wenigstens funktionieren die Bremsen. Es wird auch darauf geachtet, weil es ja Rennpferde sind, dass man nicht hinter-, sonern nebeneinander reitet, auch auf Wegen, die eigentlich zu schmal für zwei oder drei Pferde sind. Das hat den Hintergrund, dass zum einen Pferde, die eng nebeneinander laufen, zwar kicken können, aber nicht so fest. Und zum anderen lernen sie so eher, competitive zu sein, also zu ?gewinnen?, während bei uns ja streng darauf geachtet wird, dass die Pferde das Leadhorse nicht überholen. Natürlich gewinnt man so kein Rennen. Ist aber sehr interessant. Wie es ausschaut, kann ich sogar mit auf ein Rennen am Wochenende.
Mittwoch, 17. März 2010
Tja, so arg viel passieren tut hier nicht, außer dass ich jeden Tag fast (bisher zum Glück immer nur fast) vom Pferd flieg, weil die lieben Tierchen echt vor jedem Hasenpups erschrecken. Und natürlich geb ich viel zu viel Geld aus, weil ich viel zu viel Freizeit hab. Naja, vielleicht kann ich wenigstens noch ein bisschen ?lückenfüllende? Arbeit finden, wie Sattelzeug putzen und so. Das ?Problem? ist nur, dass alles, was bei uns Leder ist, also Trensen Sättel, hier entweder Wintec oder abwaschbarer Kunststoff ist, von daher kann ich da auch nicht wirklich viel tun. Naja, Sattelkammer aufräumen wird ne Aufgabe, da Gary extrem unordentlich ist und auch die Futterkammer ist jeden Morgen und jeden Abend ein einziges Chaos. Ich frag mich, wie es kommt, dass sie keine Mäuse oder Ratten haben, in der Futterkammer, die ein (fast) dichter Blechschuppen ist, ist der Boden ständig mit Futter bedeckt, das beim Eimer füllen daneben fällt. Naja, zum Glück nicht mein Problem.

Samstag, 27. März 2010
Heute ist Fury's großer Tag, leider erst um fünf. Ich bin seit halb fünf morgens auf den Beinen, um Archie, Blue, Musical Dane (ich mag den Namen) und Buddy zum Training auf den Track zu bringen.
Ich bin ja sehr gespannt. Wie es aussieht, kriegen Rennpferde zum einen ihre Zunge am Gebiss festgebunden, damit sie dieselbe nicht übers Gebiss nehmen. Was natürlich dazu führt, dass die Durchblutung derselben für 5 Minuten unterbrochen ist.
Ausserdem kriegen sie ungefähr 6 Stunden vor dem Rennen kein Wasser, weil Trinken offensichtlich zu Schmerzen führt. War mir auch neu...

Mittwoch, 31. März 2010
Am Samstag war also Furys großer Tag und obwohl er mehrere Wochen kein Rennen mehr gelaufen war, hat er gleich gewonnen und zwar mit ziemlich großzügigen 15 bis 20 Zentimetern Vorsprung vor dem Zweiten... 26.000 AUD Preisgeld gab es, und da Gary nicht nur Trainer (die kriegen 10% des Preisgeldes), sondern auch Halbbesitzer (der Jockey kriegt 5% und der -oder die- Besitzer den Rest) ist, gab das eine richtig schöne Feier, zu der ich auch eingeladen war. Wir waren in der Byford Tavern, die 3 Minuten vom Haus weg ist, und wie der Zufall es wollte, war dort am Sonntag ein Sax-Konzert. Da bin ich natürlich gleich drauf angesprungen. War leider ein bisschen enttäuschend, da ich die einzige Zuhörerin war, aber immerhin. Die Musikalienläden hier (um Perth rum zumindest) kann man nämlich getrost in der Pfeife rauchen, außer Gitarren und Schlagzeug gibt?s da nix zu kaufen oder anzuschauen. Naja, was solls. Gibt ja noch Theoriebücher.
Ansonsten gibt?s nichts Neues, außer dass unser kleiner Macca mit seinen 14 Monaten heute zum ersten Mal mit auf der Rennbahn war und sich aufgeführt hat wie ein Großer (nur besser, wenn ich mir die beiden 2jährigen Fillies anschaue...). Sehr beeindruckend. Aber lag wohl am Vollmond, dass heute alle ein bisschen neben der Spur waren. Morgen ist dann mein großer Tag, wenn ich zum ersten Mal die neue Stute reiten soll. Muah. Das ist ein Riesenvieh und wenn die bockt, hab ich wahrscheinlich deutlich schlechtere Karten oben zu bleiben als bei den Schaukelpferdhopsern von Blue. Mal schauen.
Immerhin kann ich, wenn ich heim komm, auf jeden Fall nicht über mangelnde Sattelfestigkeit klagen.
Nachdem Blue gestern aus heiterem Himmel eine (hohe!) Mischung aus Bocksprung und Kicken hingelegt hat, um direkt fließend daraus über einen kleinen Zweig am Boden einen Meter hoch zu springen, kann mich nichts mehr schocken. (Außer vielleicht ein senkrechtes in-die-Luft-stehen, damit hab ich überhaupt keine Erfahrung).
Aber sehr witzig, das. Vor allem, weil die große Blue, die ungefähr 1,67 m Stockmaß hat, tierische Angst vor Klein-Rambles hat (Miniatur-Horse mit vielleicht 80 cm Stockmaß...)