Wunderschöne Blaue Berge!

11.February 2010 - Katoomba


Sonntag, 7. Februar 2010
Gestern war ich bei einem Jazzkonzert der ?Catholics?, einem Septett aus Bass, Schlagzeug, Percussion, Posaune (und Taschentrompete), Saxophon (Tenor und Sopran) und zwei E-Gitarren. Das war mein erstes Jazzkonzert ohne Klavier, ohne Sänger, aber mit E-Gitarre. War ein bisschen seltsam, aber ich mag generell keine E-Gitarren, hab lieber die akustischen.
Der Posaunist war klasse, ich wusste ja, dass man einem Sax seltsam schräge Töne entlocken kann (die trotzdem ?richtig? klingen), aber bei einer Posaune war mir das neu. Die Posaune war auch nicht gerade, also der Zug, sondern ca. in einem 45° Winkel schräg. Ist das bei allen Posaunen so? Falls ja, war mir das bisher nie aufgefallen. Hammer, was der Kerl abgeliefert hat. Die Gruppe gibt es wohl schon seit 19 Jahren, war aber erstaunlich jung (verglichen mit den deutschen Jazzgruppen, die ich bisher so gesehen hab, die sind meistens Mitte 50 bis Mitte 60 ? geschätzt). Der Gitarrist war sicher noch keine 35. Hat aber echt Spaß gemacht, denen zu zuhören und zu schauen, denn ich saß in der ersten Reihe, konnte allen auf die Finger schauen (vor allem natürlich der Saxophonistin). Die hat immer das Gesicht verzogen, wie wenn sie tierische Schmerzen hätte. Kann natürlich auch am Ansatz gelegen haben, aber dass ihr das Spielen Spaß macht, hat man nicht gesehen (aber gehört). Ihr Tenor war der Hammer: über 40 Jahre alt und total zerkratzt und mit Grünspan überzogen, aber super eingestellt, hat mich sehr beeindruckt. Naja, genug der Instrumentengeschichten.
Ich wollte vormittags noch ins Aquarium, weil das Wetter so extrem schlecht war. Leider war ganz Sydney auf die gleiche Idee gekommen und daher hab ich das dann gelassen. Hatte noch ein Buch dabei und hab mich dann ins Einkaufszentrum gesetzt und Leute beobachtet. Sehr spannend. Hier gibt es übrigens viele Obdachlose und nur ganz wenig Polizei (zumindest ist die Polizei nie da, wo ich bin).

Mittwoch, 10. Februar 2010
Seit gestern bin ich in Katoomba in den Blue Mountains, etwa 2 Stunden gemütliche Zugfahrt von Sydney weg. Sehr nette Gegend und ich hab auch richtig Glück mit dem Wetter, denn es ist hier gute 8 Grad kühler als in Sydney und lange nicht so feucht. Anscheinend hatte es aber geregnet bis ich ankam... Heute war ich dann bei den ?Three Sisters?, eine Felsformation im Nationalpark der Blue Mountains, verbunden mit einer elends langen und steilen Treppe (900 Stufen). Und natürlich, die obligatorischen Waserfälle. Ein älterer Jugoslawe, vielleicht so um die sechzig rum, hat sich erboten, mich zu führen, was mir ganz recht war, da ich so noch einen kostenlosen Tourguide kriegte. Allerdings fing er nach ein paar Minuten an, Händchen halten zu wollen, was ich schleunigst unterbunden habe. War aber trotzdem netter, als alleine zu laufen. Das Wetter war toll, keine Wolke am Himmel, in der Sonne bis 26 Grad und trotzdem im schattigen Tal im Regenwald schön kühl.
Morgen sieht das dann wohl wieder anders aus, jetzt ist zumindest sehr wolkig und grau.
Leider ist mir meine Kamera komplett kaputt gegangen und ich musste eine neue kaufen. Bis ich mich richtig mit der auskenne, gibt es wohl ein paar (noch weniger gute) ?Anfängerknipsbilder?, muss ja die Bilder, diei ch heute nicht machen konnte, oder zumindest nur auf meinem Handy, nochmal auf den Laptop kriegen irgendwie. Allerdings weiß ich nicht, ob ich überhaupt die Bilder von meinem Handy auf den Laptop spielen kann.
Die Landschaft ist allerdings so atemberaubend, dass es wirklich schade wäre, keine Bilder zu haben. Ich dachte zwar, ich hätte in Tasmanien genügend Wasserfälle für den Rest meines Lebens gesehen, aber das hier war doch nochmal besonders.

Donnerstag, 11. Februar 2010
Jetzt ist der Donnerstag auch schon wieder rum, die Zeit vergeht so schnell hier... heute hab ich wieder schöne Buschwalks gemacht, die größte private Teekannensammlung der Welt angeschaut (über 3000 Teekannen..) und dann war ich noch im Toy- und Railway-Museum. Da hätte ich länger bleiben können, der Hammer! Hunderte Barbies und Popeye-Puppen und Aufziehsoldaten und Plüschtiere und Alice im Wunderland-Figuren. Sehr faszinierend. Das Wetter war wieder toll, Sonne und knitzeblauer Himmel, nur mittags gab es ein kleines Gewitter mit Riesenblitzen und superlautem Donner, aber kaum Regen. Abgekühlt hat es auch nicht wirklich. Aber dafür macht meine neue Kamera richtig gute Bilder. Wenn ich über das Knipsstadium rausbin, müssen das Hammerbilder werden.. nur der Zoom ist immer unscharf, egal was ich versuche. Vielleicht muss ich die Automatik aus dem Fokus nehmen...
Samstag, 13. Februar 2010
Morgen ist schon Valentin. Irre, wie schnell die Zeit rumgeht, sogar wenn man ? wie ich heute ? so gar nichts tut. Das Wetter war sooooo schlecht: grau, neblig und a****kalt, genau wie im deutschen November. Genau richtig also für einen Gammeltag: auf dem Sofa liegen, lesen, das freie Wi-Fi nutzen und nur zum Mittagessen fassen kurz spazieren gehen. Tut auch mal gut (wobei mein Rücken entschieden protestiert). Morgen werd ich dann in Sydney ?wandern? gehen, weil mein Bus erst abends um sechs geht, der Zug aber schon um eins ankommt.
Phu, warum Hostelzimmer immer so stinken müssen, ist mir unbegreiflich, hier steht das Fenster immer 20 Zentimeter offen und trotzdem stinkt es wie in einer Kneipe (dabei wird, zumindest seit ich hier bin, nicht in den Zimmern geraucht).
Gestern war ich in Blackheath, 9 Kilometer von hier, wandern. Leider nicht so lange, wie ich gerne gewandert wäre, denn der Himmel zog sich zu, als ich ungefähr dreiviertel der (sehr schwierigen) Strecke geschafft hatte, darauf hin bin ich umgekehrt, denn in den Bergen von nem Gewitter überrascht zu werden ist weniger witzig, könnte ich mir vorstellen. Natürlich war dann nix, nur ein kleiner Donnerschlag und ein Blitz, nichtmal geregnet hat es (das kam heute dafür umso doller). Auf dem Rückweg bin ich fast auf eine ? große, dicke ? schwarze Schlange getreten, ich war so in Gedanken, dass ich das erst gemerkt hab, als die Schlange die Flucht angetreten hat. Auf meine Frage im Wildlifecenter hieß es dann zum Glück: schwarz ist harmlos und verzieht sich, alles Braune ist potenziell tödlich und angriffslustig. Hab aber mit meiner tollen neuen Kamera viele Bilder von den verschiedenen Echsen machen können, die mir untergekommen sind. Leider waren sowohl die Schmetterlinge als auch die Libellen zu schnell. Der Sonnenuntergang, den ich mir eigentlich über Echo Point anschauen wollte, fiel buchstäblich ins Wasser, daher bin ich dann auch früh ins Bett. Hab ja sonst nix zu tun und Schlaf nachholen ist immer gut.
Natürlich bin ich gedanklich, gerade diese Woche, sehr viel bei den Leo Valentinos, teils froh, dass ich nicht in der Kälte mitfrieren muss und (größerenteils) traurig, dass hier so gar keine Faschingsstimmung aufkommt. Allerdings ist, soweit ich weiß, nächste Woche in Sydney der Mardi Gras, aber das ist ja mit unserem Fasching nur bedingt vergleichbar. Morgen geht es dann also zurück nach Sydney und dann für zwei Nächte nach Canberra, und dann (hoffentlich direkt) weiter nach Wagga Wagga bzw. Junee zu Richard, damit ich endlich in West Australien nach Arbeit suchen kann, langsam wird das Geld wieder knapp.
Bevor ich das übrigens vergesse, es ist sehr spannend, hier die Dämmerung (oder, wie in Sydney, eher die Nicht-Dämmerung) zu beobachten. In Hobart, das die gleiche Zeitzone hat wie Sydney, fing es gegen neun an, dunkel zu werden und zwischen halb zehn und viertel vor zehn wars dann dunkel. In Sydney geht die Sonne gegen neun unter und dann ist pechschwarze Nacht. Die Dämmerung ist höchstens 5 Minuten lang. Sehr faszinierend. Vielleicht kann mir ja wer erklären, woran das liegt. Ich mutmaße, dass es was mit dem Breitengrad zu tun hat, aber ich kann mich irren.