Ayers Rock,ich komme!

03.March 2010 - Alice Springs


Mittwoch, 3. März 2010
Nachdem ich heute morgen fast meinen Flug verpasst hätte, weil der (angekündigte) Flughafenshuttlebus nicht auftauchte ? ich sollte mich einfach von den Öffis in Australien trennen,das funktioniert irgendwie nicht so richtig ? bin ich endlich in Alice Springs gelandet. Sehr schockierende Stadt. So viele arbeitslose und alkoholabhängige Aboriginals, kaum Weiße,sehr touristisch. Ich bin echt froh,dass das Hostel ausserhalb des Stadtkerns liegt und hier nicht soviele Tramps sind. Und grün ist es hier,ich dachte ich spinne,als der Flieger durch die Wolken gebrochen ist: grasgrün,sieht aus wie auf der Alm,nur ohne Berge. Jetzt stellte sich heraus, dass es hier die ganze letzte Woche geschüttet hat,der komplette jährliche Regen in einer Woche. Gestern abend hat es aufgehört,allerdings schüttet es zwischendurch nochmal 10 Minuten,was geht und dann ist wieder gut. Sehr faszinierend. Tut natürlich den Fliegen gut,sind für meinen Geschmack deutlich zu viele, aber laut den Einheimischen ungefähr 90% weniger als sonst um die Jahreszeit. Hab mir trotzdem vorsorglich nen Fliegenschleier gekauft,jetzt seh ich aus wie ein Imker. Aber immer noch besser,als die Viecher in sämtlichen Körperöffnungen zu haben. Freu mich schon,morgen früh geht?s um sechs los zum Kings Canyon, dann am Freitag zum Ayers Rock und am Samstag Kamele reiten. Das wird lustig werden (hoff ich,meine Zimmergenossin hat sich im Kings Canyon den Knöchel verstaucht und die Knöchelbänder gezerrt...) Vorsorglich hab ich mich mit einem20er Pack (nicht aufladbarer) Batterien eingedeckt,denn wie man ja weiß,haben Batterien die Eigenschaft,immer dann leer zu sein,wenn man es so gar nicht brauchen kann.Und wie der Engländer sagt:better safe than sorry...
Jetzt bleibt nur noch zu hoffen,dass das Wetter hält,will ja unter dem Sternenhimmel schlafen...

Sonntag, 7. März 2010
Was für eine Tour!
21 Leute aus Deutschland, England,Kanada,Ungarn, Holland,Schweden, Australien und Irland,ein Tourguide (Ringer), und das beste Wetter,das man sich denken kann.
Aber von Anfang an:
Am Donnerstag morgen gings um sechs los,bis schlussendlich alle von ihren Unterkünften abgeholt waren und im Büro der Rocktour nochmals eingecheckt haben,war es halb sieben. Nach einer kurzen Vorstellung von Ringer und einer kurzen Ausführung,was uns am heutigen Tage so erwarten würde (unter anderem 750 von insgesamt 1500 Streckenkilometern), döste die ganze Truppe vor sich hin. Nach 2,5 Stunden und knapp 250 Kilometern gabs in Erldunda die erste Pause. Ringer riet uns dazu, Fliegennetze zu kaufen, da diese (außer ihm) unsere besten Freunde seien. Ich hatte in Alice schon eines geholt,hätte aber wohl ein zweites kaufen und für 80 oder 90 Dollar am zweiten Tag loswerden können.
Die Dinger sehen aus wie eine Imkerhaube,nurohne Räuchereigenschaften. Sehr kleidsam,wie man an den Bildern sieht.Hab mich gefühlt wie ein Beduine,aber ohne die Teile geht echt gar nichts.Die Fliegen sind zu Tausenden unterwegs, lassen sich auch nicht durch ausgiebiges Kopfschütteln loswerden und sitzen mit Vorliebe in und um Augen,Ohren und Mund.
Es fasziniert mich immer wieder, dass auch bei stundenlanger Fahrt so wenige Autos unterwegs sind.
Wie auch immer,nach 20 Minuten Pause gings weiter bis zum nächsten Stopp,nämlich Kings Canyon. Dort gab es Obst, Müsliriegel und ein Sandwich zum Mittagessen,bevor wir den Kings Canyon in einer dreieinhalbstündigen Wanderung unsicher gemacht haben.
Wir hatten richtig viel Glück mit unserem Tourguide, denn er hat soviel über die Aboriginal-Kultur und -Geschichte erzählt,das hätte bestimmt nicht jeder Tourguide gemacht.War hochinteressant,wie er verschiedene Pflanzen hervorgehoben hat und erklärt hat, was man damit alles machen kann: Umschläge aus den zerkauten Blättern, Heilsalben aus dem ?Saft?, rauchen,als Tee aufbrühen, verbrennen,um mit dem Rauch Mozzies zu vertreiben und und und. Außerdem hat er uns noch erklärt,wie man Bushtucker,also das Essen der Aboriginals,findet: Raupen gräbt man unter bestimmten Pflanzen aus oder holt sie aus einem Loch im Baum. Ameisen streift man von den Blättern, Heuschrecken und Grashüpfer fängt man, indem man eine Tüte über einen Ast stülpt (so sammelt man auch Trinkwasser...) Super interessant. Dazwischen sind wir natürlich fleissig weitergewandert,der Weg war sehr steinig und zum Teil auch steil, lose Steine und so. Nicht ganz ungefährlich. Ich hatte eh schon ein komisches Gefühl,weil meine Zimmernachbarin in Alice sich hier im Kings Canyon den Knöchel verstaucht hat (auch mit der Rock Tour...) und mit dem Hubschrauber rausgeflogen werden musste, weil sie sonst im Dunkeln gewesen wäre. Ging aber alles prima,sehr nette Gruppe auch. 11 Mädels,10 Jungs, von 19 bis 65,wir hatten richtig viel Spaß.Vor allem,als es mitten im heißesten Teil der Wanderung in den ?Garten von Eden? ging,das ist ein natürlicher Swimmingpool mitten im Kings Canyon,in dem es außer verschwitzten Backpackern auch vieeeeeele Babyfrösche,sprich Kaulquappen gab. Wir hatten riesen Spaß, obwohl das Wasser richtig eisig war an Stellen, aber das war nach der Hitze (35° und kaum Wind) gerade gut. Nach 30 Minuten gings erfrischt weiter zum letzten Teil der Wanderung, wo Ringer uns auch erklärt hat, wie die seltsam anmutenden Gesteinsschichten und das insgesamt sehr interessante Layout des Canyons enstanden ist (ich sag nur Plattentektonik). Übrigens ist der Grand Canyon gar kein Canyon,sondern eine sogenannte Gorge (was für mich immer eine Schlucht war,also was mit Wasser drin,während ein Canyon quasi eine wasserlose Schlucht ist). Wie falsch ich doch lag. Eine Gorge ist quasi eine an beiden Seiten offene Schlucht, egal ob mit Wasser oder ohne,während ein Canyon eine wasserlose Schlucht ist,die an mindestens einer Seite zu ist. Nach diesem kleinen Exkurs ging es dann auch schon zum Nachtlager für den Tag, das wir über Mt.Connor - Attila- (den kleinen Bruder von Ayers Rock -Uluru-) erreicht haben. Ich hab mich sehr blamiert, weil ich nicht wusste, dass dieser Mt.Connor überhaupt existiert. Sieht auch überhaupt nicht aus wie Uluru, mehr wie ein riesiger Tafelberg. Da war ich dann sehr fasziniert,dass ?Uluru? (Mt. Connor) noch laut Straßenschild 140 Kilometer weg ist, aber trotzdem zum Greifen nah aussieht. Als wir dann zum ?Mt. Connor Lookout? kamen,hat sich das auch aufgeklärt. Außerdem gibt es noch,direkt gegenüber von Mt. Connor, Lake Amadeus,einen riesenhaften Salzsee,der nach einem spanischen König benannt ist,von dem ich ebenfalls noch nie gehört habe. Wie man sieht, hab ich jede Menge gelernt. Unterwegs gings noch ans Feuerholz sammeln, was mit dem lapidaren Kommentar begleitet wurde: Kick it first. If it moves, don't pick it up!
Was soviel heißt wie: Gib dem Stock einen Tritt. Wenn er sich bewegt, heb ihn (die Schlange) nicht auf.
Guter Tipp, das... Als wir schließlich,nach einem laaaaaangen 14-Stunden-Tag, unser Nachtlager im Niemandsland erreicht haben,waren alle hungrig und dankbar,dass außer Swags und Feuerholz vom Trailer werfen nicht allzuviel zu tun war. Das Feuer war in Sekunden entzündet, Zwiebeln und Karotten für das Chili con Carne waren schnell geschnippelt, Ringer hat noch einen sehr leckeren Damper (Brot) zusammengerührt,und dann hieß es warten. Die Zeit haben wir uns mit Sternekucken und am Lagerfeuer sitzen vertrieben,sehr romantisch war das. Das Essen war lecker und viel, nur der Damper war viel zu schnell leer.
Danach gab es noch Gitarrenmusik, leider fand sich im Trailer,trotz ausgiebiger Suche, kein verstecktes Saxophon. Gesungen wurde auch und wir hatten viel Spaß.
Dann,so gegen zwölf,nach einem wirklich langen Tag,waren alle müde,kuschelten sich in ihre Swags (Schaumstoffmatten mit einem Canvasüberzug, in die man einen Schlafsack legt) und schliefen mehr oder weniger gut. Ich hätte gut geschlafen, wenn das Mädel neben mir nicht geschnarcht hätte wie die Sünde. Aber so hab ich wenigstens jedes Mal, wenn ich aufgewacht bin, wieder die Sterne und den inzwischen aufgegangen,knallorangenen Mond bewundern können.