Haie Essen Weihnachten

26.December 2017 - Niigata


Ohrwurm des Tages: Light of Nibel - Gareth Cocker

Fröhliche Weihnachten, meien Süßen. Ich hoffe, Ihr hattet liebe Menschen um Euch herum und wurdet mit Herzblut beschenkt. Also, metaphorisch. Vielen Dank für alle Glückwünsche, Fragen und liebe Worte, die mich hier schon erreicht haben. Das tut richtig gut = )

Ob alles in Ordnung bei mir ist? Diese und andere Fragen beantwortet man hier in Textnachrichten oft mit einem Hai-Symbol. "Hai" heißt auf Japanisch nämlich "Ja". (Ja-panisch wäre dann Hai-panisch, oder? ^_^). Was ich eigentlich sagen wollte: bei mir ist alles shiny. Es gibt viel zu tun und die Studis hier sind sehr freundlich. Trotz meines Sonderstatus - ich studiere nicht, ich genieße - wurde ich schnell in die bunte Patchwork-Gemeinschaft mit aufgenommen. (Deutsche, Japaner, Chinesen, Franzosen und ein Malaie ergeben einen herrlichen Sprachenmix.)

Viele unser gemeinsamen Aktivitäten haben natürlich mit Essen zu tun. Momo fragte, was es hier in Japan zum Frühstück gibt. Dazu möchte ich einen kleinen Dialog aus dem Deutsch-Unterricht schreiben, den Laura hier betreut.

Laura: Was hast Du heute gefrühstückt?
japanische Studentin: Reise.

Deutsch ist manchmal ganz schön gemein. Aber um Deine Frage zu beantworten, Momo, vermutlich gibt es meistens Reis mit Fleisch und Gemüse. Laura und ich frühstücken ziemlich deutsch, Brot mit Aufstrich oder Müsli. Wobei "Brot" natürlich Definitionsfrage ist. Ebenso wie "Käse". Oder "Erdnussbutter". Aber man fährt ja auch nicht nach Japan, damit es dann so ist, wie zuhaus.

Außerhalb essen ist meistens ein presiwertes und leckeres Erlebnis. Und bevor jemand fragt: ja, im Sushi hier möchte man baden. Ich habe beim letzten Besuch im Sushi-Restaurant etwa 7 Euro bezahlt und war danach satt und glücklich. Oh, ich wünschte so sehr, ich könnte Euch Sushi nach Deutschland beamen.

Ansonsten gibt es viel Reis, viele Monsternudeln (siehe Bilder) und viel Fleisch. Letzteres esse ich wieder seit ich in Japan bin. Laura hatte mich schon darauf vorbereitet, dass ich ansonsten vermutlich verhungern würde. Meinen Kopf beim Essen auszuschalten ist gar nicht so einfach. Huff. Aber wie die Japaner sagen würden: Shouganai. Da kann man nix machen. Und es ist ja auch nicht so, als ob es mir nicht schmecken würde.

Es ist ein bisschen seltsam, hier in der Uni-Caféteria zu sitzen, so am ersten Weihnachtsfeiertag. In Japan ist Weihnachten zwar beliebt, aber kein Grund, das Alltagsleben einzustellen. So war auch meine Weihnachtsfeier relativ ungewöhnlich. Also, "Weihnachtsfeier" ist gut, eigentlich sollte man es die "Tham-Show" nennen. Tham ist der bereits erwähnte Malaie, der sehr talentiert darin ist, Menschen zusammen zu organisieren und zum Trinken zu bringen.

So verbrachten wir den Weihnachtsabend zu fünfzehnt in einem Restaurant, in dem es zwei Stunden lang hieß: all you can drink. Das eigentlich lustige daran war, dass Tham vorher bereits schon einer anderen all you can drink Feier beigewohnt hatte und dementsprechend redselig und gleichgewichtsgestört war. Seine Regel für die Wichtelgeschenke: Du bekommst erst Dein Geschenk, wenn Du ein alkoholisches Getränk Deiner Wahl in einem Zug geleert hast.

Laura leerte elegant ihren Grasshopper (Schoko-Pfefferminzlikör! Wie geil!) und nahm ein großes Sortiment an Badezusätzen entgegen. Ich selbst nahm nicht am Wichteln teil, weil ich die Knuffels zum Zeitpunkt der Zulosung noch gar nicht kannte, aber auch ich durfte ein Geschenk öffnen: Laura hatte mir fünf Kapitel meines Lieblingsbuches "Ash" eingelesen. Auf Englisch. Das Leben ist schön = )
Durch das gute Essen waren wir zwar fröhlich, jedoch nicht rabaukig, als wir die Kneipe verließen und den Heimweg antraten. Komischer Weihnachtsabend. Schöner Weihnachtsabend.

Wie schon gesagt: ich hoffe, auch ihr hattet komisch-schöne Weohnachtsabende, ihr Lieben. Ich denke an Euch. Fühlt Euch fest umarmt von
Eurer Utsch

@Momo: Ich drück Dich, Bruderherz!

@Mutsch: Ja, saubere Zugtoiletten sind cool. Und wovon es hier von oben bis unten riecht, das kann ich gar nicht so richtig sagen. Wind vielleicht. Und Reis. Küsschen!