Der Arches National Park sah am Tag danach mit dem anderen Sonnenstand gleich nicht mehr so spektakulär aus wie mit der Abendsonne. Vor allem hatte es Unmengen von Autos und Wohnwagen und Cars, die die einzige Stichstrasse hinein und wieder hinaus fuhren, und dies seit dem frühen Morgen. Es gibt im Arches N.P. kein Shuttle Bus, um den Verkehr ein wenig einzudämmen. Man müsste den Privatverkehr völlig verbieten, damit nur die Shuttle Busse verkehren könnten. In diesem Fahrzeug und Menschengewimmel verging uns bald einmal die Lust, zum schönsten erreichbaren Bogen zu wandern (zuhinterst im Park mit einem Hin-und Rückweg von 10 km). Der Parkplatzmangel und der Verkehr auf der ziemlich schmalen Strasse hielt uns davon ab und natürlich auch die heisse Sonne, die plötzlich hinter den wenigen Wolken hervortrat. Trotzdem sahen wir eindrucksvolle Gesteinsformationen und konnten schöne Aussichten geniessen, denn das Gebiet des Parkes ist sehr gross. Beim erneuten Hineinfahren in den Park bemerkten wir sogar ein Schild mit der Mitteilung, dass der Campground voll besetzt ist. Also hätten wir es doch sehen können, hätten dann aber die wunderbar in der Abendsonne beleuchteten Sandsteinfelsen verpasst.
Am frühen Nachmittag fuhren wir in die Stadt Moab, wo wir in einem Restaurant einen Imbiss zu uns nahmen, ich ass einen geschmacklich wunderbaren Hamburger mit Pommes Chips. Diese Esskultur ist uns völlig fremd, Brunos Wraps mit Pommes Chips war etwa das gleiche Niveau, obwohl in diesem Laden wenigstens die Salatblätter sehr frisch waren. Die Stadt war so interessant und gesichtslos wie jede vorhergehende. Irgendwie hat man es gesehen nach 5 Wochen Herumreisen, es gibt in jedem Dorf oder Städtchen eine Main Street. Dies ist meist die einzige Strasse mit Läden, bzw. mit ein wenig Dorfleben, es gibt kein Ortszentrum in unserem Sinne. Eine Ortschaft kündigt sich immer gleich an, übergrosse Reklameschilder am Ortsbeginn, Industriegebiet mit Wohnbaracken dazwischen, die Mainstreet, Hotels, Motels (bei grösseren), Einkaufsläden, einfache Wohnhäuser oder Baracken mit Gerümpel und schon wieder ist man in der Prärie. Alles in allem ziemlich trostlos, ich könnte mir bei allem Optimismus kein Leben hier vorstellen. Die Leute sind überall sehr nett, aber oberflächlich. Wir sehen zwar das Land nur mit den Augen eines Touristen, das wirkliche gesellschaftliche Leben der Einwohner bleibt uns verborgen, aber das Konsumverhalten, der hohe Grad des Mobilitätsbedürfnisses, das fehlende Naturverständnis ist sehr unterschiedlich zu uns Europäern. In einem State Park haben wir (nette) Leute getroffen, uns gut unterhalten auf der Wanderung, aber sie haben in der Zwischenzeit (über 1 Stunde!) den Motor ihres Autos laufen lassen, damit es schön kühl bleibt im Innern.
Wenn wir nicht erst nach 30 km gemerkt hätten, dass wir die falsche Strasse aus Moab genommen hatten, wäre ein überaus sehenswertes Tal von uns unentdeckt geblieben. Wir fuhren nämlich nach Süden statt nach Norden, hier in Amerika scheinen unsere Orientierungssinne nicht zu funktionieren. Jedenfalls fuhren wir nach La Sal und über die Grenze nach Colorado ins Städtchen Paradox. Die Strasse, die uns wieder Richtung Norden nach Grand Junction führte, war eine Scenic Byway. Wir hatten jedoch praktisch keinen Verkehr und übernachteten zum ersten Mal wild auf einem Rastplatz. Hier am San Miguel River fanden wir ein Plätzchen mit WC und ein wenig abseits der Strasse, bzw. mit einigen hohen Büschen als Abgrenzung. Hier in diesem wilden, von Bauern verlassenen Gebiet sollen wieder Mountain Lions und River Otter leben. Trotz intensiver Suche in den Bergen mit dem Feldstecher rund um unseren Platz konnte ich kein einziges Tier entdecken, nicht einmal Vögel. Dafür plagten uns wegen der Nähe zum Fluss die zahlreich vorhandenen Mücken.