In der Nacht blies ein starker Wind aus dem Canyon. Ein paar Mal erwachten wir und dachten, das Wetter ändert. Aber es scheint hier natürlich zu sein, dass es in der Nacht aus dem Canyon bläst, jedenfalls ist es in der 2. Nacht auch so. Der Himmel war am Morgen wolkenlos blau und genau das richtige Wetter für eine gemütliche, ungefährliche Wanderung, so planten wir das nach dem gestrigen Abenteuer. Wir machten uns anfänglich ahnungslos an eine weitere Herausforderung, die eigentlich für sportliche Wanderer gedacht ist und besser früh morgens oder im späteren Nachmittag in Angriff genommen werden sollte. Wir waren natürlich nicht sooo sportlich und auch nicht früh genug für den Aufstieg zur Angels Landing, 450 m über dem Talboden. Der Weg lag zu unserer Wanderzeit genau in der brennenden Sonne und so begnügten wir uns bald einmal mit dem sagenhaften Blick ins Tal hinein auf halber Höhe. Wir wandten uns lieber der weniger anstrengenden, aber gleichwohl schönen Wanderung zu den Emerald Pools zu. Der oberste Pool, der kühle Kessel, wo rundum rote Felsen 200-300 m in die Höhe ragen und das Wasser die Felswände in einen See heruntertropft, ist wunderschön, berührende Stille, die jeden erfasst, so dass man nur noch leise spricht oder flüstert. Man ist aber niemals allein, denn der Park wird von 3 Millionen Besuchern im Jahr überrannt, und solche mittelschwere Wanderwege gibt es gerade mal drei zur Auswahl. Der unterste Pool ist wieder ein Durchgang unter dem Felsen von dem das Wasser in einen darunterliegenden kleinen See fliesst, bzw. tropft. Wir konnten uns gut vorstellen, wie schön es ist, im Frühling oder wenn es geregnet hat und mehr Wasser fliesst. Wieder im Talboden zurück, lagen wir zur Erholung im Gras und schauten in die, in vielen Rottönen schimmernden, hohen Sandsteinfelsen und den blauen Himmel hinauf, in dem einige weisse Wolken dahinzogen (und sogar einige wenige Tropfen regnen liessen).
Morgen Donnerstag werden wir uns vom Zion National Park verabschieden und uns dem weniger grünen, trockenen Bryce Canyon National Park zuwenden. Da wir mit unserem Gefährt nicht ohne Aufpreis und Tunnelsperrung durch den Zion-Tunnel fahren dürfen, werden wir einen Umweg fahren müssen, der uns südlich vorbeiführt und sogar ein kurzes Stück in den Staat Arizona. Somit werden wir sogar ungeplant einen 6. Staat befahren.