Kanarraville war nicht unsere erste, aber unsere einzige Wahl. Wir hatten nämlich nur einen schmalen Platz bekommen. Die Grillen zirpten bis weit in die Nacht hinein, sicher jedoch bis ein Uhr morgens. Am Abend fand Bruno noch, das Zirpen sei ja so beruhigend und ich solle mir vorstellen, einsam auf einer Ranch und abends dieses Zirpen, das sei sicher ganz schön und schlief gleich ein. Na ja, ich habe jedenfalls noch nie eine Beruhigungs-CD gehört mit Grillenmusik. Und mitten in der Nacht meinte Bruno dann doch langsam genervt, sie hätten doch eher die Grillen abknallen sollen, anstelle der Bisons, die hätten einem wenigstens nicht den Schlaf geraubt.
Zum Trost funktionierte jedoch das Internet einwandfrei, was von unserem jetztigen , doppelt so teuren Platz im Zion National Park nicht behauptet werden kann. Wir fuhren gleich am Morgen nach unserer Ankunft in Springdale auf den Platz, liessen den Camper stehen und nahmen den Gratis-Shuttle Bus in den Zion. Die roten Felswände, die schmalen Canyons und der grünbewachsene Talboden faszinierte uns von Anfang an und wir beschlossen gleich, dass wir hier 2 Nächte bleiben wollten. Der Park ist weitgehend autofrei, bzw. der Shuttle fährt alle 10 Minuten in eine ca. 12 km lange Stichstrasse, gleich neben dem Virgin River in das enger werdende Flusstal. Beidseitig stehen die gewaltigen hoch aufragenden Sandstein-Felswände in Rot- und Brauntönen. Wir entschieden uns für die erste Wanderung bis zuhinterst zu fahren. Dann beginnt der Riverside Walk. Der Wanderweg hört nach ca. 2 km auf und führt nun durch das Wasser weiter in den Canyon hinein bis die Felswände ganz dicht beieinander stehen. Darum also kamen uns völlig durchnässte Wanderer entgegen mit Holzstöcken. Diese benützten sie, um den Halt im stark strömenden Virgin River nicht zu verlieren. Weiter hinten gab es einen Campingplatz, wo man übernachten konnte. Aber so weit gingen wir nicht, durch hüfthohes Wasser zu waten, schien uns nicht verlockend genug.
Beim Ausgangspunkt zurückgekommen, nahmen wir den Shuttlebus ein Stück zurück. Von dort aus wanderten wir zu einer Stelle, wo man unter dem Felsen hinter einem Wasserfall stehen konnte. Dieses Wasser soll 1000 Jahre alt sein, bevor es aus dem Felsen fliesst. Das stelle ich mir gerne vor, vor tausend Jahren hier allein zu stehen (wir waren ja bei weitem nicht allein dort). Unter dem Wasserstrahl und weitgehend geschützt vom Felsen, war es angenehm kühl und feucht. Es war nämlich fast unerträglich heiss zwischen den Felswänden. Im Sommer konnte es weit über 40 Grad werden und auch jetzt mit über 30 Grad fanden wir es fast unerträglich an der Sonne. Nicht umsonst gibt es Wasserhahn mit Trinkwasser an allen Shuttle-Haltestellen und es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass man genug zu trinken mittragen muss. Mit vielen Pausen schafften wir den Aufstieg zum Hidden Canyon. Zuletzt verliess mich jedoch der Mut, hoch oben über dem Canyon, mitten in der Felswand, mich an eine Kette klammernd. So ging Bruno noch ein Stück allein weiter, um ein paar Fotos zu schiessen und um die Ecke zu schauen, ob der Weg einfacher wird. Wurde er aber nicht und so kehrten wir um. Genau zu dem Zeitpunkt jedoch, als Bruno um die Ecke war, kamen zwei Wanderer. Die staunten nicht schlecht, mich hier oben allein an der Kette festhaltend zu entdecken, keinen Schritt vor oder zurück machend. Sie fragten auch erstaunt, was ich hier denn mache? Der eine war unterwegs in diesem rutschigen Felsenweg, der bepudert war mit feinem mehligen Sandstaub MIT SANDALEN, die nur zwischen zwei Zehen halten! Solche trage ich höchstens in der Dusche. Nun ja, die Mühe hat sich gelohnt, die Aussicht von so weit oben ins Tal hinunter war wirklich ein Erlebnis, auch wenn wir nicht bis ganz ans Ende gegangen waren.