Nach 26 Stunden zum Letzten Mal Zugfahren und ich kam da an, von wo es vor fast einem Jahr losging. Fährt man von Guiyang gen Osten verändern sich Welten, es wird besiedelter, moderner, teurer und stickiger. Die letzten drei Tage in Shanghai haben mir geholfen mich allmählich wieder an die westliche Welt zu akklimatisieren. Ein jeder Student, der für ein Jahr durch China driftet, sollte sich auf einen Reverse-Cultureshock vorbereiten, wenn es heißt: Zurück in die Heimat. Ja mentale Arbeit heißt reflektieren um das Kapitel China zuschließen. Und wie der Zufall so will sitzt im Flugzeug, neben mir am Fenster, ein junges chinesisches Mädchen, und ich hätte mir kein schöneres Ende für China vorstellen können. Kurz vor dem Take-Off, aus dem Fenster blickend, kullern hier und da zwei drei Abschiedstränen. Das schüchterne chinesische Mädchen tut auch so als würde sie es nicht gesehen haben, aber insgeheim hat sie es, traut sich nicht zu fragen warum und wendet ihren Blick ebenfalls zum Fenster. Als sich der Herr das Tränenabwischen gespart hat, da die Klimaanlage auf Hurrikan Windstärke eingestellt war und die glasigen Augen nur so trockengeblasen wurden, sah ich flüchtig auf ihrem Ipad, wie sie sich Bilder von Ihr und einem Chinesen anschaut. Irgendwoher kenn ich diese Situation zu gut. Und da nicht der Chinese sondern ich neben ihr sitz hat das was zu bedeuten. Mit dem Iphone im Ohr würde sie meine Frage nicht hören also schreib ich ihr dezent auf einen Zettel eine kurze neutrale Frage in Chinesisch: ??????????????????. Geht es für dich zum ersten Mal ins Ausland um zu studieren? Sie lacht kurz, nimmt ihre Kopfhörer ab, schaut kurz aus dem Fenster und wir reden für die nächsten 3 Stunden. Tatsache, meine Menschenkenntnis wird besser mit Erfahrung und wie es sich so ergab war der Chinese ihr Freund, sie ist auf dem Weg nach England um für ein Jahr Schauspiel zu studieren. Sie war genauso aufgeregt wie ich, und irgendwie konnte ich mich selbst in Ihren Augen sehen. Wir haben viel gelacht und ich konnte ihr wohlmöglich etwas Angst nehmen. Ich hab sie ein wenig auf England, Essen, Wetter, Menschen, Kultur und Werte vorbereitet und dadurch selbst langsam zu Deutschland zurückgefunden, während ich wortwörtlich Deutschland mit jeder Minute näher kam. Ich wünschte ihr noch ein schönes Jahr mit Regenschirm und viel Glück mit Studium und ihrem Freund in China. Hab sie noch kurz daran erinnert, dass sie selbst in einem Jahr an meiner Stelle sitzen wird, und ohne eine Träne England nicht verlassen wird.