Hallo Freunde,
irgendwie bekommt man hier unten doch vieles aus der Heimat gar nicht richtig mit und wenn dann immer nur ganz grob und mit ordentlichem Abstand in jeder Hinsicht. Ist ziemlich interessant, was Deutschland so bewegt und hier keinen juckt. Der Abstand zu den Dingen ist glaube ich sehr gut. Man betrachtet vieles nüchterner, da man irgendwie schon ahnt, dass die Themen in wenigen Wochen ja sowieso keinen mehr interessieren. Es wundert einen schon, wenn man wochenlang etwas über Sarazzin und Integration liest und man sich doch immer nur fragt, was der ganze Rummel um die Person soll und wie sich ein ganzes Land so aufregen kann, sei es weil man seine Aussagen gut oder schlecht findet. Aber irgendwie ist das Thema ja auch schon wieder gegessen. Und darum umso wichtiger: WERDER IN DER KRISE!!!
Was geht denn mit denen? Hab es hier erstaunlicherweise geschafft jedes Spiel, bis auf das gegen Hannover per Internet zu schauen. Gut das ich das verpasst habe! Woran liegt's?
Wie gesagt, man bekommt hier ja wenig mit, was bei dem Thema wohl auch nicht schadet. Wahrscheinlich ist die Trainerdiskussion schon am laufen und es geht mehr und mehr unsachlich zu. Ich kann eigentlich nur froh sein, dass ich meine Dauerkarte verkauft habe (falls der Käufer, diese Zeilen lesen sollte: HA HA ! ;) ), denn mehr als Mittelmaß wird das diese Saison nicht. International wird es dagegen laufen. Werder ist ja auch irgendwie eine Turniermannschaft. Ganz wie in der Saison 08/09. Da sind wir ja auch nur 10. geworden, aber haben den DFB Pokal geholt und sind im UEFA Cup Finale gelandet.
Aber nun zum eigentlich Inhalt meines Blogs.
Ich glaube so viel, wie in den letzten 5 Tagen habe ich hier noch nicht erlebt. Wie ja bereits erwähnt ist Adelaide ziemlich öde, darum habe ich mir am Montagmorgen einfach ein Auto gemietet und bin für 3 Tage in die Flinders Ranges gefahren. Hab einen Kia Cerato bekommen. Ein ganz nettes Auto, was bei uns glaube ich nicht sehr bekannt ist, wenn es denn überhaupt bei uns verkauft wird. Ich habe übrigens gegen so manche Erwartung keinen Unfall gebaut, nur musste leider die Frontscheibe nach einem Steinschlag - ausgelöst durch einen vorbeifahrenden Truck - dran glauben. Das hat mich dann aufgrund der Selbstbeteiligung etwa 140 Euro extra gekostet, aber was will man machen?
Autofahren hat hier so seine Vor- und Nachteile. Einerseits gibt es außerhalb der Städte kaum Verkehr. Stau gibt's da einfach nicht. Die Anzahl der Autos, die man in bestimmten Regionen innerhalb einer Stunde sieht, bewegt sich im niedrigen 2- stelligen Bereich. Man kann also trotz Geschwindigkeitsbegrenzung (110 km/h) auf endlos lange geradeaus gehenden Straßen super fahren. Und ich sag euch: Es verleitet so unglaublich dazu zu rasen, wenn man seit 5 Minuten kein anderes Auto gesehen hat und die Straße für 10 km keine einzige Kurve macht. Andererseits ist die Polizei hier sehr strikt, nach 2-3 km/h Toleranz gibt's hier saftige Bußgelder, die um Welten höher sind als bei uns, aber zum Glück gibt's da draußen ja quasi keine Polizei ;D
Ich bin ziemlich unvorbereitet losgefahren, auch in der Erwartung evtl. im Auto schlafen zu müssen. Mit unvollständigem Kartenmaterial bewaffnet und nur einer wagen Vorstellung davon wo ich eigentlich hin will, bin ich losgefahren. Da Australien wirklich sehr gut auf Tourismus ausgelegt ist, war das aber überhaupt kein Problem. Viele kleine Orte haben Touristen-Informationen und auch die Beschilderung ist überall sehr gut (man könnte fast sagen typisch deutsch).
Am ersten Tag habe ich es bis nach Quorn geschafft, ein total abgelegenes Städtchen mit etwas weniger als 2000 Einwohnern. Es dient eher als Einfallstor in die Flinders Ranges. Es gibt also einige Hotels und Caravan-Parks.
Weiter ging's erstmal nicht, da es dunkel wurde und bei Dunkelheit zu fahren ist hier wirklich gefährlich, da die Kängurus und Wallabys auf die Lichter der Autos reagieren bzw. gar nicht reagieren und einfach stehen bleiben. Das ist hier überall ein großes Problem in Australien.
Ich hab hier auch noch nie so viele tote Vögel auf der Straße liegen sehen. Das waren sicher einige Hundert, die ich in den 3 Tagen gesehen habe. Ein ziemliches Massaker. Hab selber einen kleinen Vogel erwischt, den ich dann anschließend dem Kühlergrill kratzen durfte (Fotos nur auf Anfrage) ;-)
In Quorn (etwa 300 km nördlich von Adelaide) bin ich dann in einem merkwürdigen Hotel/Motel gelandet. Die angeschlossene Bar war der Treffpunkt viele Einwohner des Städtchens, die an dem Abend ein Billard Turnier veranstalten wollten. Das konnte ich mir als angehender Snooker-Profi natürlich nicht zweimal sagen lassen und ich bin kurzfristig eingesprungen.
Die Leute dort waren verdammt interessant. Alle hatten sie einen üblen Slang drauf, den ich oft nicht wirklich gut verstanden habe. Typische Australier, wie man sie sich vorstellt (Crocodile Dundee-Style) waren dort, Jugendliche genauso wie alte Leute. Sogar Aborigines waren dort, was für mich was ganz neues war, die mal 'normal' zu sehen und nicht mit Didgeridoo und angemalt, um Geld zu verdienen
Die Leute haben mir da die ganze Zeit Bier ausgegeben, weshalb ich meine 8-Ball Skills direkt besser ausspielen konnte (Flo, du weißt Bescheid) :D
Eine Frau hat für alle Curry-Huhn-Eintopf gekocht, was mir auch sehr gelegen kam, da ich außer Mac Donalds zum Frühstück (einmal und nie wieder!!) und ein paar Müsliriegeln den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte.
In Quorn habe ich so gut geschlafen wie seit Ewigkeiten nicht mehr. Ultrabequemes Bett mit Heizdecke (Ich dachte das wär nur was für Omis, aber die Teile sind so verdammt angenehm, dass ich ernsthaft überlege mir son Teil in Deutschland zu kaufen :D Solltet ihr auch mal probieren!!).
Achja...das Turnier habe ich natürlich gewonnen. Mehr als Ruhm und Ehre war aber leider nicht drin.
Bin dann am nächsten Tag früh morgens aufgebrochen zum Wilpena Pound.
http://en.wikipedia.org/wiki/Wilpena_Pound
Dort wollte ich auf den Mount Ohlssen Bagge klettern. Etwa 850m hoch, wobei der Startpunkt auf etwa 400m lag. Der Typ in der Touri-Hütte sagte mir, dass der Pfad recht anspruchsvoll ist und man dort auch etwas klettern muss. Also genau das was ich wollte.
Das Wetter war genial und ich bin direkt aufgebrochen. Doch keine 10 Minuten unterwegs stand plötzlich ein Emu mit seinen 'Küken' (selbst die sind schon so groß wie ausgewachsene Hühner) vor mir und überquerte den Pfad. Ich dachte mir, dass ich das Viech doch mal fotografieren sollte und hab mich auf etwa 10m angeschlichen. Dann bemerkt mich das Emu und starrte mich an, ich bin noch 2-3 Schritte näher rangegangen, aber das war wohl keine gute Idee, denn plötzlich machte das Emu einige schnelle Schritte auf mich zu, während ich die Flucht ergriff. Dass man Müttern, die ihre Kinder beschützen wollen, nicht zu nahe kommen sollte, ist ja bekannt...das gilt wohl für alle Spezies dieser Welt. Und dass der Riesenvogel auch 1-2 Köpfe größer als ich war, hat mir dann doch einen gehörigen Schrecken eingejagt.
Der Marsch auf den Berg war super. Hab erst hier in Australien vorletzte Woche festgestellt, dass mir das Spaß macht. Denn das Klettern ist fordernd und die Aussicht am Ende einfach eine geile Belohnung.
Gibt noch viel mehr zu erzählen, aber das wird schon wieder zu lang hier.
Ich bin übrigens seit gestern in Perth. Der Chef persönlich hat mich vom Flughafen abgeholt, er ist ebenfalls Deutscher. Richtig locker drauf, so gefällt mir das. Er hat mich dann direkt in der Firma allen vorgestellt. Dort arbeiten 30 Leute auf 2 Etagen. Alle sehr sehr freundlich, ich hab mich direkt wohl gefühlt. Jetzt ist auch eine gewisse Anspannung weg, da ich nun ziemlich genau weiß was mich erwartet, zumindest menschlich. Was ich an Aufgaben bekomme, weiß ich bisher nur grob. Werd meinen Supervisor, aber am Wochenende mal treffen, dann weiß ich sicher mehr.
Eine Kollegin hat mich dann auch direkt ins Hostel gefahren. Ich bin hier in Northbridge gelandet, einem sehr Zentralen Stadtteil. 10 Minuten Fußweg ins Zentrum. Absolutes Partyviertel, wo bis tief in die Nacht die Musik aus dem Club unter dem Hostel ins Zimmer dröhnt. An sich hab ich damit kein Problem, aber passt mir das grade nicht so, da ich mich ja um ein Auto und eine Wohnung kümmern muss. Womit wir beim nächsten Thema wären.
Mein Chef hat mir angeboten bei ihm im Spareroom zu wohnen, der ab Ende September frei wird. Er wohnt in Eastperth, ein Stadtteil der direkt an den CBD anschließt und somit in einer genialen Lage ist. Er würde mir das deutlich unter Wert vermieten, was die Sache natürlich attraktiv macht. Allerdings ist das natürlich auch so eine Sache beim Chef (und Familie) in der Wohnung zu leben.
Wir sind jetzt so verblieben, dass ich dort für ein paar Wochen bleiben kann und dann schauen wir ob es passt oder nicht. Ich hab die Wohnung ja auch noch nicht gesehen und kaum Infos. Jeden Tag mit dem General Manager und seiner Familie zu Abend zu essen ist jedenfalls eine merkwürdige Vorstellung. Aber vielleicht hab ich ja mehr so etwas wie einen eigenen Bereich für mich, mit TV und Bad usw. Das wär doch was! :)
Ich werd mir hier mit sehr Wahrscheinlich die Tage ein Auto kaufen. Falls ihr Tipps habt, welcher Form auch immer: Her damit! Hab von Autos wenig Plan.
Morgen zieh ich dann wieder in ein anderes Hostel. Irgendwie ist Perth derzeit ziemlich überlaufen und vieles ausgebucht, aber stört mich auch nicht wirklich, denn das hier ist das schlechteste Hostel bisher, auch wenn ich bisher wohl doch immer Glück mit meinen Hostels hatte. Hab da nämlich schon viele ekelige Storys von anderen Leuten gehört ;)
Reingehaun!
Tom