Tag 2
Am nächsten Tag gab es Äpfel zum Frühstück, die ich aus dem Van mitgenommen habe. Ich hatte noch keine Gelegenheit einkaufen zu gehen. Anschließend machte ich mich wieder auf Jobsuche.
Die ist in Cairns aber zur Zeit hoffnungslos. Es sind sooo viele Backpacker unterwegs, die alle einen Job suchen. Leo hat erzählt, dass in seinem Restaurant am Tag 30-50 Bewerbungen von Backpackern landen, die abends alle samt im Müll landen. Das ist an der Esplanade und auch sonst überall genauso. Direkt vor Ort etwas zu finden ist also praktisch unmöglich. Mein Problem ist weiterhin, dass ich Abi fertig hab, aber keine Ausbildung und fast keine Berufserfahrung. Die meisten Arbeitgeber suchen experienced worker und wenn nicht werden sie wohl eher jemanden nehmen, der schon mal in einer Bar/einem Restaurant oder so gearbeitet hat, anstatt jemanden der gerade Schule fertig hat und sonst nichts. Das habe ich also gar nicht erst probiert. Ich habe versucht an einen Farmjob zu kommen, denn für fruitpicking muss man nicht können. Auch das war jedenfalls nicht sehr ergiebig.
Nach einer Weile bin ich mit ein paar anderen Backpackern ins Gespräch gekommen (auch Deutsche, in Cairns sind überall Deutsche), die zur Lagune gehen wollten. Die Lagune ist in Cairns ein großer öffentlicher Pool, der direkt am Hafen liegt. Auf den Wiesen nebenan liegen immer Leute und sonnen sich. Da habe ich mich dann angeschlossen und die Jobsuche erst mal verschoben.
Meine ersten Bekanntschaften waren somit Ira, Aline, Hendrik und Anna. An der Lagune kamen dann noch Isabell, die beiden Engländer, Ester und ein paar andere dazu. Wir redeten (leider deutsch), chillten, sonnten uns, gingen baden. Das typische Backpackerleben halt :-D
Ich bin dann mit Ester und Ira wieder zum Hostel zurück, hatte nur leider bisher noch nicht eingekauft, konnte mir also nix zu Essen machen. Aber Backpacker sind im allgemeinen seeehr freundliche, hilfsbereite Leute, die einfach nur total gut drauf sind. Also hat mit Ira was von ihren Nudeln abgegeben und so wurde erst mal in der Gemeinschaftsküche gekocht. Nach dem Essen hab ich es nochmal mit den Jobs probiert, bevor es dann abends zu Domino´s Pizza ging. Das ist eine Fastfoodkette, die Montags und Dienstags Pizzatag haben. Da kosten manche Pizzen nur 5$! Das ist eins der Angebote, die man als Backpacker schnell auswendig kann (andere sind Nudeln für 65ct, Cockies 500gr für 2,09$, Toast für 1$, die Fertigsoße für 2,75$, Tunfisch ist extrem billig! Vermutlich das einzige was billiger ist als in Deutschland).
Zu Domino´s ging es dann mit Caro, Sarah, Isabell, Hendrik, Ira, Aline und mir. Irgendwie ein bisschen frauenlastig, Hendrik war froh nicht mehr der einzige Junge zu sein :-D
Wieder im Hostel ging es in den Garten hinterm Gebäude. Direkt am Garten ist eine große Terrasse mit ein paar Bänken, Stühlen und Sofas. Nebenan ist der Pool. Es gibt drei Küchen, sechs dorms und jede Menge Zweier, Dreier und Vierer Zimmer. Ein paar Waschmaschinen, Wäscheleinen, eine Tischtennisplatte.
Auf der Terrasse wird jedenfalls abends immer gechillt. Also ab zu den Anderen, die schon da waren. An diesem Abend hab ich das erste Mal Goon probiert. Goon ist ein sehr billiger Wein dessen Inhaltsstoffe man wohl nicht wissen will. 4 Liter kosten 12$, damit ist es DAS Backpacker-Getränk schlechthin. Schmeckt halt wie Wein, ob wirklich Fischreste und Eier drin sind weiß ich nicht.
Langsam gingen immer mehr Leute ins Bett, dafür tauchte die Hosteleigene Gitarre auf. Ich habe in meinem Leben noch nie so eine verstimmte Gitarre gehört, aber mit Hilfe meiner Stimm-App ließ sich auch das halbwegs in den Griff bekommen. Ich klimperte ein wenig herum, Ira spielte tatsächlich etwas. Sarah und Ira sagen ein paar Lieder. Um kurz nach 11 kam dann ein Mitarbeiter des Hostels und teilte uns mit, dass ab 11 Schluss ist, damit die Anwohner ihr Ruhe haben. Aber da wir ja nix trinken würden (Der Goon war bis dahin schon weg und Tim hat bei diesen Worten seine Flasche Captain schnell hinter das Tischbein gestellt) und leise seien, könnten wir ruhig noch weiter machen. Also sangen die beiden weiter und wir quatschten. Und langsam wurde es später und später. Die beiden verabschiedeten sich schließlich auch. Um ca. 1:30 hat mir Tim dann verkündigt, dass ich dafür sorgen muss, dass er morgen früh früh aufstehen kann. Er wollte mit ein paar Leuten zu den Millaa Millaa Falls fahren. Das tue ich, indem ich ihm helfe seine Flasche Captain Morgen alle zu machen. Die Flasche war noch zu einem Drittel voll, sein 0,5 Becher war komplett voll mit einer recht starken Mischung. Er hat sich an dem Tag mal zwei Flaschen Captain gegönnt, weil zwei für 70$ im Angebot waren. 35$ für eine Flasche ist für Schnaps in Australien richtig billig. Normalerweise bekommt man nichts unter 40$.
Wegen diesen preislichen Verhältnissen in Australien nahm ich die Aufgabe, Tim morgen früh aufstehen zu lassen dankend an. Fünf Minuten später verabschiedete sich dann auch Max und Tim und ich waren mit der Flasche Captain die letzten überlebenden. Wir quatschten also über Gott und die Welt und seine Story will ich doch gerne im Blog schreiben:
Er ist 20 Jahre alt, hat eine Ausbildung zum Mechatroniker. Er war im Radsport tätig, sogar professionell, aber er hat einen Herzfehler, deshalb musste er seine Karriere an den Nagel hängen. Er lebt schon länger, als seine Lebenserwartung eigentlich vermuten ließ, die lag nämlich bei 18 Jahren. Er war bei diesem Gespräch seit zwei Wochen unterwegs. Er will 5 Jahre um die Welt reisen. Das ganze hat er recht spontan gemacht, er wusste erst 3 Wochen vor Reiseantritt, dass er gehen würde. Sein Freund (Malte) wollte W&T in Australien machen und Tim hat gemeint er kommt mit. Er will sich das 2nd year visa holen und dann insgesamt zwei Jahre durch Australien reisen. Anschließend geht es dann weiter nach Neuseeland, über Indonesien und Malaysia weiter nach Vietnam, Indien, schließlich China, Korea, dann nach Japan, über den Teich in die USA, Mexiko, durch Südamerika und dann letztlich wieder nach hause. Hat sich drei Wochen vor Abflug dafür entschlossen, wenn du es nicht jetzt machst, dann ja nie. Des Weiteren ist er Buddhist und Veganer. Veganer ist er nicht komplett: Er trinkt Cola, Alkohol, konnte im Flugzeug nach Australien nur vegetarisches Essen bekommen, kein veganes. Er trägt auch Kleidung, die nicht vegan ist usw. Also ein Halbveganer :-D
Die Flasche war um 3 Uhr leer und damit sind auch wir ins Bett.