Tag22 bis 24
Am nächsten Morgen hab ich mich dann um 10 aus dem Bett gequält. Ich habe am Tag davor beschlossen, dass ich jetzt echt etwas ändere. Die Jobsuche besitzt jetzt absolute Priorität und ich gammel nicht mehr so viel darum, ich mache einfach mehr. Mir hing dieses ewige Nichts-Tun auch langsam zum Hals raus, ich musste mal wieder Energie los werden. An der Arbeit wäre schön gewesen, aber ja irgendwie nicht möglich :-) Also nin ich dann um zehn Uhr los zum Joggen. Erst die paar hundert Meter an die Esplanade. Dann nach links bis ans Ende, zurück bis wo ich zur Esplanade gestoßen bin und weiter zur Lagune. Das ist für jemanden, der eeewig kein Sport mehr gemacht hat, eine recht weite Strecke. Ich war jedenfalls total kaputt und hab erst mal bei den öffentlichen Duschen geduscht. Ich hätte das natürlich auch im Hostel machen können, aber ich dachte es macht ergibt Sinn wenn ich durchgeschwitzt tot zusammenbreche. Anschließend bin ich dann einkaufen gegangen, da ich ja sowieso schon im Stadtzentrum war. Ich hab also Nudeln für die restliche Zeit bis Mittwoch geholt und dazu passende Tomatensoße und zur Krönung eine Dose Tunfisch. Dann habe ich mich auf den Platz im Zentrum gesetzt und einem ziemlich guten Straßenmusiker gelauscht. Der hat ein Lied mit der Gitarre gespielt, das ganze wurde über Verstärker abgespielt. Dann hat er mit einer Fußtaste eine Wiederholungsfunktion betätigt. Das eben gespielte wurde also wiederholt. Er hat derweil eine zweite Stimme gespielt, oder aber durch klopfen auf die Gitarre den Bass dazu gemacht, oder ein Solo reingehauen. Das ganze hat sich dann nach 4 Wiederholungen mit immer weiteren Tonspuren echt geil angehört. Also habe ich mir ein paar Lieder gegönnt und bin anschließend ganz entspannt wieder zurück zum Hostel gelaufen.
Dort gab es dann mal wieder Nudeln., Genau wie am Abend, am nächsten Morgen, am nächsten Mittag, am übernächsten Morgen, am übernächsten Mittag, am übernächsten Abend. Also irgendwie fast immer :-D
Auch am nächsten Morgen bin ich joggen gegangen, diesmal sogar hin und zurück! Anschließend war ich total stolz auf mich und der Aufwand blieb nicht mal unbemerkt. Ayla, eine aus meiner ehemaligen Jahrgangsstufe, die gerade auch W&T macht und an dem Tag in Cairns gelandet ist, hat mich abends auf Facebook gefragt ob ich das war, der da gejoggt ist. So klein ist doch die Welt.
Am Abend gab es dann doch nochmal eine geschmackliche Abwechslung: Jack und Allen haben sich überbackene Natchos gemacht und Linda, Sarah und mich zum essen eingeladen. Das war nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern auch total lecker. Anschließend haben wir ein paar Runden Karten gespielt. Darunter eine Abwandlung von Arschloch, eine Abwandlung von Kanaster, ein paar Kartentricks und zwei Spiele die ich noch nie gespielt hab. Das war zum totlachen, hat echt Spaß gemacht. Dazu wurde fleißig Englisch geredet, Geschichten ausgetauscht. Zum Beispiel wie Jack und Allen die Westküste hoch sind nach Darwin und dann von dort aus nach Cairns. Zwischendurch hatten sie mitten in der Pampa ein paar technische Probleme mit dem Auto, mussten zwei Nächte am Straßenrand schlafen, das Auto gleich drei mal reparieren, 7 mal 200 km durch das reine nichts trampen. Allen meint in der Woche hat er mehr über Autos gelernt, als in seinem ganzen Leben vorher.
Zwischendurch habe ich in den Tagen immer wieder die Jobsituation gecheckt, hab Ironman2 geschaut und sogar ein wenig Reiseblog geschrieben. Außerdem hatte ich eine nette Unterhaltung auf Facebook. Dort bin ich ein paar Wochen vorher in ein paar Backpackergruppen beigetreten. Da sind Leute drin, die ihren Aufenhalt schon hinter sich haben, ihn noch vor sich haben, oder gerade hier sind. Dort hilft man sich mit allgemeinen Fragen, Tipps und Tricks, man sucht Travelmates, fragt was an einem Donnerstag Abend so in Melbourne abgeht und und und. Und in einer Gruppe hat ein Mädel, das noch in Deutschland ist gefragt, ob die Laute die schon hier sind ihr einen Gefallen tun können. Dieser bestand darin mit der Kamera ein Foto zu machen von dem eigenen Handy und einem schönen Hintergrund wie z.B. typische Sehenswürdigkeiten, dem Strand, einem Ortsschild. Im Handydisplay ist dabei ein Bild von dem Mädel mit ihrem besten Freund zu sehen. Sie will eine Collage machen mit lauter solcher Bildern. Die bekommt ihr bester Freund dann geschenkt, wenn sie fliegt. Das ganze soll bedeuten, dass er überall dabei sein wird, auch wenn er eigentlich in Deutschland ist. Sie wird immer an ihn denken, bla bla. Das fand ich sooo dermaßen kitschig und übertrieben zuckersüß, das ich sofort dabei war. Also bin ich am dritten Morgen nicht gejoggt, sondern ganz normal gelaufen, hab überall versucht so ein Bild hin zu bekommen, aber mit den Lichtverhältnissen war das so eine Sache. Sie muss vielleicht mit ein bisschen Fotoshop nachhelfen :-D
Am Tag 24 kam ich dann auf eine weitere Alternative, außer dem nachhause fliegen, wenn ich kein Geld mehr hab. Ich kann ja auch einfach wwoofen! Vor der Reise hab ich bereits was über wwoofen gelesen. Es ist die Abkürzung für willing workers on organic farms. Als erstes muss man sich dabei das Wwoof Buch kaufen. Darin stehen dann kurze Beschreibungen, Adressen und Kontaktdaten von Wwoof Hosts. Das sind Farmen oder Privathaushalte, die sich ebenfalls das Wwoof Buch gekauft haben, nur mit der Intention ein Host zu werden. Man kann dann raus suchen wo in seiner Gegend Hosts sind, diese anschreiben und wenn alles passt hin fahren. Dort arbeitet man dann 4-6 Stunden am Tag und bekommt dafür ein Bett und Essen. Man verdient kein Geld, aber man hat auch keine Ausgaben, außerdem kommt man so direkt mit Locals in Kontakt. Diese haben dann oft Tipps für die Jobsuche, kennen vielleicht sogar Farmer oder Bars, die gerade Arbeiter suchen und können dich weiter empfehlen.
Diese Alternative würde mir also mehr Zeit geben um einen bezahlten Job zu finden. Ich könnte irgendwo bleiben, hätte mal wieder richtiges Essen, ein eigenes warmes Bett und keinerlei Kosten.
Dagegen stand der Preis von 65$ nur für so ein blödes Buch. Ich habe mir dann gedacht, dass sich das Buch gelohnt hat, wenn ich 2 Tage irgendwo schlafen kann. Dann hätte ich genau so gut 65$ für Hostel und Essen ausgegeben. Also bin ich in die Stadt zu einem Reisebüro, die auch Wwoofbücher verkaufen und mir eins gekauft.
Damit in der Tasche bin ich dann wieder zum Hostel und hab angefangen ein paar Emails zu verschicken an Leute, die in und um Adelaide Wwoofer suchen. Ich hab gehofft dann nach ein paar Tagen im Hostel irgendwo unter zu kommen und dann mehr Zeit zu haben. Anschließend habe ich meine ganze Wäsche gewaschen. Das wurde langsam mal wieder Zeit und ich wollte nicht mit einem Rucksack voll dreckiger Wäsche in einem neuen Hostel auftauchen, wo ich mir nicht sicher sein kann, dass es Waschmaschinen gibt.
Dann hab ich noch ein wenig mit den anderen gequatscht, ich hatte keine Lust mehr nach einem Job zu suchen, das würde ich dann am nächsten Tag in Adelaide machen.
Abends bin ich dann zum Glück doch noch mal ins Internetcafe gegangen. Ich hab meine Mails nochmal gecheckt und siehe da: eine Antwort von einem Wwoof host. Paul und Jac haben geantwortet, dass sie gerade jemanden gebrauchen könnten, wie es mir denn passen würde, wann der Flug ginge. Ich hab eine Antwort geschrieben, aber wollte dann auch langsam ins Bett weil ich früh aufstehen und zum Flughafen müsste. Also hab ich die Mails nochmal zu checken auf den nächsten Morgen verschoben, lag um 22:30 Uhr im Bett und wollte schlafen.
Für die folgenden Ereignisse muss man wissen, das am selben Tag ein englisches Pärchen wieder bei uns eingezogen ist. Sie waren eine Woche auf einem Tauchleergang, haben jetzt also den Tauchschein. Die beiden wollten mit Sarah, Linda, Allen und Jack heute Abend feiern gehen und sind so um halb zehn aufgebrochen.
Ich liege also um 22:30 im Bett und will schlafen. Damit hab ich immerhin noch 5,5 Stunden Schlaf bevor ich vom Taxi abgeholt werde. Natürlich schlafe ich nicht ein bis ca. 23:30. Um 0:15 Uhr kommt dann Jack lautstark vom feiern wieder, mit Belgeitung. Die beiden haben ihren Spaß, was das schlafen ein wenig erschwert. Aber so lange brauchen die beiden gar nicht. Als sie gerade ein zweites mal anfangen werden sie unverschämter Weise unterbrochen. Die weibliche Hälfte des englischen Pärchens taucht um ca. 1:00 auf, total fertig mit der Welt, nur am heulen. Sie hat ihren Freund verloren. Er hat sie scheinbar einfach alleine gelassen, als sie gerade tanzen waren. Jetzt ist er weg und es ist ihre heilige Pflicht lautstark rum zu heulen. Sie muss ihn natürlich suchen, denn mit über 30 ist er kein erwachsener Mann, der auf sich selber aufpassen kann. Als ein weiterer Bewohner aus dem nicht sichtbaren, durch einen Gang verbundenem Teil um ein wenig Ruhe bittet, weil er schlafen will um mittlerweile 1:30 wird er fast ermordet. Er solle zu ihr kommen und das nochmal sagen! Wenn er Schlaf wolle hätte er sich kein Hostel für 14$ die Nacht nehmen sollen. Sie lässt uns alleine, sie will ihn suchen gehen. Sie ist zwar selber total betrunken und kennt sich kein Stück aus, geht vermutlich selber verloren, aber sie geht trotzdem.
1:45 Uhr endlich Ruhe
2:05 Uhr der nächste Typ kommt vom feiern wieder und weckt dabei alle auf. Anschließend kann ich dann tatsächlich nochmal ein bisschen schlafen...
Bis um 3:30 der verlorene Freund angeschrien wird wo er gewesen wäre. Die Antwort: Auf dem Klo. Als er wieder kam war sie weg.
Um 4 klingelt der Wecker.
Ich quäle mich nach dieser erholsamen Nacht aus meinem Bett raus, ziehe mich an, werfe den Rucksack auf den Rücken und gehe. Zuerst zur geschlossenen Rezeption, wo ich den Schlüssel eigentlich in ein dort stehendes Kästchen werfen soll, aber da ich keins finde gebe ich ihn dem Typen der vor der Rezeption auf dem Sofa pennt.
Heute wundert mich nichts mehr