It is Bungytime

10.February 2012 - Queenstown


Zurück in Queenstown wollte ich eigentlich nur noch eines machen: Bungy Jumpen! Weil ich mich nicht entscheiden konnte welchen der drei Sprünge ich machen sollte, habe ich mich dazu entschieden das Skydiven sein zu lassen und stattdessen alle drei(!!!) Sprünge zu machen. Für supergünstige 465 NZD, viel zu viel eigentlich aber immer noch über 150Dollar günstiger als alle Einzelpreise zusammen. Ist eben ein teuer Spaß!
Zuerst einmal fand ich aber am Morgen nach meiner Nacht im Auto einen Zettel an der Windschutzscheibe, dass Wildcampen verboten ist und ich 200Dollar Strafen zahlen soll. Ich konnte nur drüber lachen, weil ich weiß, dass ich am Stichtag gar nicht mehr im Land sein werde und vor allem weil im Auto vor 3 Leute seit zwei Wochen schlafen und niemals Probleme hatten. Mal ganz abgesehen von den anderen Wagen aus denen morgens verschlafene Leute austeigen und ihr Auto vom Schlafwagen wieder zum Fahrwagen umbauen? Naja, vielleicht liegt´s an meinen nicht getönten Scheiben.
Auf jeden Fall habe ich meine Sprünge noch zwei Tage vor mir hergeschoben und auf Freitag gebucht, weil vorher das Wetter, untypisch für Queenstown, eher mittelmäßig war. So ging´s also Freitagmorgen los, zuerst zum Kawarau Bridge Jump, 43m hoch und der erste kommerzielle Bungy-Jump weltweit. Dem Ursprung also und der Einzige in Queenstown bei dem man sich in den Shotover River eintauchen lassen kann.
Die Frage nach meinem Gefühl vorher kann ich eigentlich gar nicht so wirklich beantworten, ich habe einfach versucht jegliche Angst auszublenden und mich darauf zu freuen endlich Bungy zu springen. Auch die anderen Leute beim Springen zu beobachten konnte mich nicht aus der Ruhe bringen, eher sah es beim Blick übers Geländer gar nicht so hoch aus und ich sagte mir nur: ?Kein Problem, man muss einfach nur springen. Du machst das schon!?
Ganz anders sah es doch aus, als ich dann fertig angeschnallt am Abgrund stand. Auf einmal erschien die Brücke doch viel höher als zuvor und ich brauchte tatsächlich 2 Anläufe um mich über den Abgrund in die Tiefe zu stürzen. Der Rest war einfach nur ein Adrenalinauschüttung hoch 10 und pure Lebensfreude!! Leider bin ich nur mit dem Kopf ins Wasser eingetaucht, aber das war der einzige Wermutstropfen. Einfach ein unbeschreibliches Gefühl!!
Lange Zeit dieses Gefühl zu genießen hatte ich allerdings nicht, denn nach dem Sprung ist vor dem Sprung! So ging es ziemlich zügig wieder in den Bus und ab zum nächsten, dem Nevis Jump. Mit 134m der höchste Bungy-Jump in Neuseeland. Die Absprungplattform befindet sich an Seilen gespannt mitten über dem Nevis-Canyon 40min außerhalb von Queenstown. Erreichen kann man sie nur mit einer kurzen Fahrt mit der Gondel, was einem so richtig das Gefühl der Höhe vermittelt in der man sich grad befindet und nicht dazu beiträgt sich zu beruhigen oder dem Sprung gelassen auf sich zukommen zu lassen. Zuerst war ich nicht mehr davon überzeugt, dass das eine gute Idee war, aber kaum waren wir von der Gondel in die Plattform geklettert, wurde lautstark System of a Down aufgedreht was mir den Motivationsschub versetzt hat den ich brauchte. Auch dass ich dieses Mal als zweiter dran war, hat mir nicht viel Zeit gelassen groß über mein Handeln nachzudenken, was ich auch gar nicht wollte, sondern es einfach zu tun. So saß ich auf dem Stuhl, hab mich anbinden lassen, bin zum Rand gehüpft und dann hieß es auch schon wieder: 3-2-1 BUNGY!!! Danach sah ich nur noch den Boden auf mich zufliegen und die Musik irgendwo im Hintergrund verklingen?
GEIL GEIL GEIL!!!! Am liebsten nochmal!!
Hätte ich mehr Geld gehabt, hätt ich vielleicht wirklich noch den zweiten Sprung für 100NZD gemacht. Danach stand ich noch ca.30 min in der Plattform und hab mir mit einem Dänen die anderen Springer vor und nach dem Sprung angeguckt. Interessant zu sehen wie andere Leute mit sowas umgehen. Von einem selbstsicheren, überzeugten Auftritt bis zur nahen Verzweiflung kurz vorm Sprung war alles dabei. Nachdem wir uns genug am menschlichen Verhalten im Angesicht des fast sicheren Todes ergötzt hatten, ging für mich wieder mit der Gondel über die Schlucht zurück auf sicheren Untergrund und anschließen voller neuer Eindrücke zurück in den Bus nach Queenstown. Ich persönlich war richtig froh den Bridge Jump zuerst gemacht zu haben, denn ich weiß nicht wie ich es sonst geschafft hätte mich in die 134m Tiefe zu stürzen. So war es aber einfach perfekt. Eine Stufe mehr, ein richtiger Jump eben und ich konnte mich nun auf den letzten, den Freestyle-Jump freuen.
Dort hab ich mir zunächst ein Mittagessen und einen kleinen Moment der Ruhe gegönnt bevor ich mich am Nachmittag auf den Weg gemacht habe zu Fuß zur Skyline hochzulaufen. Der Gondeltransport zum Ledge Jump war nämlich nicht mit im Preis enthalten und auf 25$ extra hatte ich keine Lust. Außerdem ist Bewegung gesund! ? Auf dem 45minütigen Anstieg hab ich sogar noch einen anderen Backpacker aus der Aqua Lodge in Napier getroffen, der auch zu geizig für die Gondel war. So ist es eben als Backpacker, kein Geld für sowas aber für Bungy-Jumps, man muss eben Prioritäten setzen.
Der Ledge Jump war mit seinen 47m nun nicht mehr die große Herausforderung für mich, aber das sollte er auch nicht sein, das war nun Just for Fun. Die Plattform ist sehr hübsch gelegen, am Felsen leicht unterhalb der Gondelstation auf dem Hügel mit einem grandiosen Blick übe Queenstown und Umgebung. Man springt sozusagen der Stadt entgegen.
Gesprungen bin ich auch, gesichert an der Hüfte und nicht an den Füßen, habe ich versucht einen Backflip zu meistern, was mir mehr oder weniger gut gelungen ist. Eine Drehung habe ich geschafft, leider nicht so schnell wie erhofft, weshalb die Fotos nicht so sind wie ich sie mir gewünscht habe, aber trotzdem ganz cool. Oder was meint ihr? Auch das Video welches ein Kiwi für mich gedreht hat find ich klasse! Genauso wie die anderen beiden Videos, gut dass ich die nicht gebucht habe!
Kurz vor dem Sprung wurde mir klar, wie gut mir die anderen beiden Jumps getan haben, denn so konnte ich mich auf meinen Move konzentrieren und habe keinen Gedanken an den freien Fall verschwendet. Habe einfach versucht meinen Backflip zu machen und mich dann nur noch fallen lassen, im doppelten Sinne. ?

Am Abend sind wir, also wieder meine Augsburger und ich, nochmal in die Stadt gegangen und haben den Abend mit ein paar Bierchen würdevoll ausklingen lassen. Alles in allem ein überragend guter Tag. Teuer, aber einzigartig!
Den nächsten Tag haben wir alle zusammen in Glenorchy auf dem Steg in der Sonne verbracht, in unmittelbarer Nähe von Saruman`s Wohnsitz Isengart und haben zum Abschluss unserer Zeit in Queenstown mal untypischer Weise nur gechillt. Außerdem wurde abends sogar mal wieder was Richtiges zusammen gekocht! Denn am nächsten Tag ging jeder von uns seinen Weg weiter, ich habe mich auf den Weg nach Dunedin gemacht und die anderen sind nach Wanaka gefahren um anschließend die Westcoast nach Nelson hochzufahren.

Das war`s also auch wieder mit Queenstown, ich halte fest: Nicht sehr schön als Stadt, aber in einer wunderbaren Umgebung, fast immer super Wetter, viele hübsche teure Unterkünfte, noch mehr Bars und kleine Clubs in denen ich es nicht geschafft habe wegzugehen, ohne dass mir irgendwas witziges, unerwartetes passiert ist, immer was los, viele Touristen und eine Menge geiler, teurer Action. Ich fand´s toll und habe alles gemacht was ich mir vorgenommen habe. Jetzt freue ich mich auf Dunedin?

Bis dahin, bleibt standhaft und genießt den Deutschen Winter.
Thorben