All good things must come to an end.

24.April 2012 - Sydney


Puh, und schon sind wir zurück in Sydney. Für meine letzten beiden Nächte in Australien habe ich mir ein Hostel gesucht, das zumindest etwas näher an der Innenstadt ist, nämlich in Kings Cross. Kings Cross ist ein Partyviertel, was man sofort gemerkt hat: Während in Glebe eher Familien und `Bohemiens` leben, parkten in Kings Cross` Straßen reihenweise Vans in denen Backpacker wie die Penner lebten. Ich hatte schon oft gehört, dass sich Anwohner über solche Reisenden beschweren, aber das war das erste Mal auf meiner gesamten Reise, dass ich es selbst gesehen habe. Hatte ich mich also doch relativ erfolgreich von den Party-Hotspots ferngehalten.

Wie gesagt, an meinen letzten beiden Tagen stand kein Sightseeing mehr auf dem Programm, sondern vor allem Mitbringsel einkaufen. Ich wusste nicht so recht wo ich anfangen sollte, also ging ich erstmal zur Touristeninfo in Darling Harbour, doch da hatten sie nichts. Meine nächste Station war die Pitt Street, die einer Einkaufsstraße am nächsten kommt. Tatsächlich befindet sich dort ein recht großes Shopping Centre und ich bin dort auch fündig geworden, jedoch nicht, was die klassischen Souvenirs betrifft. Es gibt dort ein Schreibwarengeschäft namens Typo, wo sie sehr schöne Sachen hatten und bei Schreibwaren kann ich natürlich nicht widerstehen, sodass ich in erster Linie was für mich einkaufte, was eigentlich nicht Sinn der Sache war. Andererseits: Drei Notizbücher für zehn Dollar sind wirklich unschlagbar günstig. Und dann hatte eins von ihnen noch eine Eule mit Kopfhörer auf dem Cover!

Da ich gerade an der George St war, bin ich bei Commonwealth rein, weil ich noch mein australisches Konto auflösen musste. Das gestaltete sich als schwieriger als gedacht. Nicht, dass sie sich irgendwie angestellt hätten - sie fragten nur, ob ich nach Übersee gehen würde und als ich das bejaht habe, war es in Ordnung. Aus irgendwelchen Gründen wollte der Computer aber das Konto nicht auflösen. Zeitweise versuchten vier Angestellte es gleichzeitig, aber ohne Erfolg. Da ich nicht so lange warten sollte, ließen sie sich meine Nummer geben, für den Fall, dass es nicht klappen würde. Da ich aber nie wieder etwas von ihnen gehört habe, gehe ich davon aus, dass sie es am Ende doch noch geschafft haben. Meine Kreditkarte durfte ich auch behalten, als Erinnerung.

Ich bin dann noch nach The Rocks gegangen, wovon ich diesmal etwas mehr gesehen habe, da es nicht ganz so überlaufen war wie am Australia Day. Ich konnte schon verstehen, warum sich der Lonely Planet darüber lustig gemacht hat, dass alles so auf alt gemacht ist und daher unecht aussieht, aber ich fand es trotzdem ganz nett. Dort gab es auch einen ganz passablen Souvenirshop. Über den Botanischen Garten ging ich zurück nach Kings Cross, das vielleicht eine knappe halbe Stunde vom CBD entfernt liegt.

Der nächste Tag, meiner letzter richtiger Tag in Australien, begann ganz lustig. Ich hatte einen Zimmergenossen, der schon seit einem Jahr oder so in Sydney arbeitete und nun von seinen Eltern besucht wurde. Nur lag er morgens noch verkatert im Bett, sodass er ihre Ankunft verpasste und erst von der Rezeptionistin aus dem Bett geholt werden musste. Sein Gesichtsausdruck als sie ihm sagte, dass seine Eltern da waren, war wirklich unbezahlbar! Ansonsten hatte ich nichts aufregendes mehr vor. Mir fehlten immer noch ein paar Mitbringsel. Da Bondi ja so beliebt war bei Touristen, entschloss ich mich, noch einmal dorthin zu fahren, zumal es auch eine gute Zugverbindung von Kings Cross aus gibt. In Bondi befindet sich auch ein Westfield Shopping Centre, das aber nicht ganz so riesig ist wie das in Parramatta. Dort verbrachte ich wieder viel Zeit im Typo, aber sonst gab es keine netten Shops.

Ich hatte den Mitbringsel-Einkauf auf Sydney verschoben, weil ich die Sachen nicht die ganze Zeit mit mir herum schleppen wollte, doch nun wünschte ich, ich hätte das schon in Melbourne getan, denn da gibt es nicht nur vielmehr Souvenirshops, sondern auch Geschäfte mit wirklich originellen Geschenkideen, ich sag nur Fitzroy. Nun ja, hinterher ist man immer schlauer. So richtig wusste ich nicht, wo ich noch schauen sollte, also versuchte ich es schließlich in der Touristeninfo in The Rocks, wo sie tatsächlich eine Reihe Mitbringsel zur Auswahl hatten, oder zumindest mehr als in Darling Harbour. Dort fragte mich die Kassiererin auch, ob ich ein Zauberer sei, weil ich noch die Spielkarte aus Port Arthur im Portemonnaie hatte. Zum Abschluss sah ich mir noch einmal die Harbour Bridge und das Opernhaus an, bevor ich schließlich über die Domain zurück ins Hostel ging. Ich wusch noch meine Klamotten, damit sie nicht so viel Platz wegnehmen, aber trotzdem musste ich ganz schön stopfen, um alles in die Tasche zu bekommen. Meine Leinenturnschuhe und meinen Regenschirm musste ich gar zurücklassen.

Tja, und das war es praktisch. Es war schon gut, dass Sydney meine letzte Station war, denn so fiel mir der Abschied von Australien nicht so schwer, da ich nichts dagegen hatte, die Stadt zu verlassen. Trotzdem war ich ein bisschen traurig. Mein Visum war ja auch noch für drei Monate gültig, aber es gab doch gewichtige Gründe dafür, nach Hause zu fahren. Erstmal vermisste ich Familie und Freunde sehr, und was vielleicht noch schwerer wog: Ich war pleite. Hätte ich länger bleiben wollen, hätte ich mir wieder einen Job suchen müssen, aber ich hatte einfach keine Lust mehr auf Putzjobs, zumal meine Hände immer noch kaputt waren. `My mind and body say I`m done.`

Im Nachhinein wurmt es mich doch ein bisschen, dass mir das Stück nach Brisbane fehlt, weil ich wirklich oft träume, dass ich das noch mache, aber damals litt Brisbane immer noch unter den Folgen der Flut. Irgendwie hätte ich mich wie ein Katastrophentourist gefühlt, wenn ich dort hingefahren wäre und ich wollte mein Brissie lieber so in Erinnerung behalten, wie ich es nach meiner Ankunft in Australien kennen gelernt habe. Zwischen Sydney und Brisbane gibt es eh nicht so viel zu sehen. Newcastle soll ganz hübsch sein und ich wäre wirklich gerne noch nach Bellingen gefahren, weil Oscar and Lucinda da zum Teil spielt (ja!). Aber wie gesagt, mir fehlte das nötige Kleingeld. Vielleicht ein anderes Mal.

Außerdem hatte ich genug vom Backpackerleben. Ich wollte endlich mal wieder Privatsphäre haben und vor allem eine Nacht durchschlafen. Ich hatte es satt, immer abgebrannt zu sein und mir von ein paar Kleinigkeiten abgesehen nie was kaufen zu können. Ich wollte wieder ein Buch kaufen können, ohne ein anderes dafür abgeben zu müssen. Ich wollte wieder was Hübsches zum Anziehen und keine zerschlissenen Hosen mehr tragen. Vor allem wollte ich aber mal wieder was anderes essen als Porridge, Käsetoast und Nudeln oder Reis mit Soße. Es waren wirklich neun spannende, aufregende, lehrreiche Monate, aber nun brauchte ich einfach etwas Ruhe, oder um es mit Tom T. Hall zu sagen: `The miles were good but the mileage is turning my hair gray.`

Nächstes Mal folgt dann der wirklich letzte Blogeintrag über die Heimreise.

Letzte Bilder von Sydney: 198-211 von https://picasaweb.google.com/112832636567485452029/Sydney?authkey=Gv1sRgCMbLlIqw26PndQ


Zum vorletzten Mal grüßt

Euer Hobo Girl