Perth to Adelaide

23.January 2009 - Adelaide


G?day from Adelaide!

Heute, 23. Januar, bin ich nach einer 38 stündigen Zugfahrt in Adelaide angekommen.
Als ich mich vorgestern vom Hostel in Perth Richtung Bahnhof aufmachte, war ich schon sehr neugierig, ob, wenn ja mit wem, ich mir mein ?Zweisitzer? Zugabteil teilen würde.
Am Bahnhof eingecheckt hieß es dann 1,5 Stunden warten bis zum Boarding. Der Indian Pacific Zug, knappe 650 Meter lang, ist in die Klassen Platinum, Gold und Red aufgeteilt. Wobei Red noch in Schlafwagon und ?Daynightseater? unterteilt ist. Klar, dass Platinum und Gold viel zu teuer bzw. teuer waren. Daynightseater, also bequeme Sitze, in den man auch einigermaßen gut schlafen kann, wollte ich mir für eine 38 stündige Zugfahrt nicht antun. Somit blieb also nur der Schlafwagon der Red Klasse übrig.
Ich saß also auf dem Bahnsteig, wartete, dass in an Bord gehen konnte und pünktlich auf die Minute gingen die Wagontüren auf und die Zugbegleiter riefen zum Boarding auf.
Als ich dem Zugbegleiter mein Ticket zeigte, mußte ich mal wieder in mich hinein grinsen. Was für ein Name stand wohl auf seinem Namenschild? Richtig, Detlef! :-)) Detlef, geschätzte Mitte Ende 20 Jahre, hat deutsche Eltern, ist aber in Australien geboren. Mein erster Gedanke war ?welche Eltern kommen Anfang bzw. Mitte der 80er Jahre auf den Idee, ihren Sohn Detlef zu nennen? Nun ja, es kann halt nicht jeder Thorsten heißen :-))
Im Zugabteil angekommen hatte ich gleich wieder die Tür meines Abteils geschlossen. Das war so klein, dass konnte unmöglich mein Schlafabteil gewesen sein. Kurz die anderen Abteile überprüft und siehe da, es war doch meines! ;-)
Zu meinen großen Glück mußte ich mir das Abteil mit niemanden teilen, ansonsten wäre es für die nächsten 38 Stunden sicherlich eng geworden. Und hätte ich es mir teilen müssen, dann vermutlich bei meinem ?Glück? mit einem Engländer.
Der Zug verließ also Perth und machte sich auf den langen Weg nach Adelaide. Bis hierhin gab es zwei Stopps, bei denen man den Zug verlassen konnte.
Der erste Stopp war nachts am Tag er Abfahrt in Kalgoorlie-Boulder, der größten Gold-Stadt in Australien. Hier ging es um 22 Uhr für eine zweistündige Rundfahrt durch die Stadt inkl. Besichtung der Superpit, der größten Goldmine.
Um 1:40 Uhr setzte sich der Zug dann wieder in Bewegung. 8 Stunden später, ich war gerade aufgewacht, waren wir kurz vor dem Erreichen der Nullarbor Ebene. Eine Fläche, 6 mal so groß wie Belgien, auf der weite und breit, nirgends, wirklich nirgends auch nur ein Berg geschweige denn ein Hügel auftaucht. Die höchsten Erhebungen sind knappe 60 Zentimeter hohen Büsche. Wenn man ausversehen zwischendurch doch irgendwo ein Baum zu sehen war, so war das schon als große Touristenattraktion zu werten. Diese karge Landschaft durfte ich mir nun die nächsten 6 Stunden angucken. Super spannend :-))
Auf dieser Strecke ist übrigens auch der längste gerade verlaufende Schienenabschnitt der Welt. Fast 500 Kilometer geht es hier auch nur ohne ein einzige Kurve (von einer Biegung gar nicht zu reden) gerade aus.
Auf dieser Strecke war ein 30 minütiger Stopp in Cook angesagt, um den Zug mit Wasser und Diesel zu betanken. Cook, einst eine ?Stadt? mit Krankenhaus, Schule und Schwimmbad, ist heute mehr oder weniger eine Geisterstadt. Hier leben nur noch eine handvoll Leute, die ich allerdings nicht gesehen habe.
Dieser Stopp mußte selbstverständlich als Fotosession genutzt werden. Ich bat also einen Herren, ein Foto von mir vor der Lokomotive zu machen. Ich guckte auf seine Kamera und war mir sicher, dass es ein gutes foto wird. Wer mit einer Canon EOS 5D (war es gar eine 5 D Mark II?) und einem 16-35mm Objektiv von Canon ausgestattet ist, der hat nicht nur das nötige Kleingeld, sondern kann auch vernünftige Fotos machen..... sollte man meinen. Der gute Mann hätte sich lieber eine Fuji Quicksnap kaufen sollen, damit kann er die gleichen Fotos machen, wie mit seiner Ausrüstung.
Er hatte es doch tatsächlich nicht geschafft, die Lokomotive komplett auf das Foto zu bekommen. Oben und rechts fehlte ein kleines Bisschen. Tja, man kann sich halt seine Fotografen nicht immer aussuchen.
Nach befüllen der Tanks hieß es dann erneut ?bitte einsteigen? und auf ging es nach Adelaide, wo ich heute morgen, 23.01., um 7:24 Uhr pünktlich ankam. Schöne Grüße an dieser Stelle an Herrn Mehdorn, Züge können auch pünktlich sein :-)

Den Zug verlassen und mit meiner Laptop-Tasche, 2 kleinen und einem großen Rucksack bewaffnet, schnappte ich mir das nächste Taxi, das, glücklicher weise, keine 20 Meter vom Bahnsteig entfernt stand.
Weder ein Holländer, noch Engländer, allerdings auch kein Australier, sondern ein Inder war mein Taxifahrer.
Auf dem kurzen Weg vom Bahnhof zu meinem Hostel namens Backpack OZ, fragte mich Ryneesh, so der Name des Taxifahrers, wo der Zug herkommt. Bitte?? Der Indian Pacific fährt zwei mal die Woche von Perth nach Sydney (mit Stopp in Adelaide) bzw. ebenfalls die entgegengesetzte Richtung. Wenn man diesem Zug fährt, kann man entweder in Perth, Adelaide oder Sydney zusteigen. Heute war der Tag, an dem der Zug aus Perth in Adelaide eintrifft. Wo werde ich also herkommen? Ich ließ mir meine Verwunderung nicht anmerken und antworte mit deutscher Höfflichkeit, dass ich gerade mit dem Zug aus Perth komme. Noch erstaunter war Ryneesh dann, also ich ihm sagte, dass die Zugfahrt 38 Stunden dauerte. So wie er reagierte hörte er es zum ersten Mal, dass die Zugfahrt so lange dauert. Vielleicht war ich auch seine erste Fahrt vom Bahnhof in die Stadt. Dies könnte dann auch erklären, warum er in sein Navi die Zieladresse eingab. Vergleichbar wäre es, wenn man in Hamburg einem Taxifahrer sagt, dass man in die Mönckebergstraße will und der Taxifahrer diese Straße erst mal ins Navi eingeben muß.
Es wurde aber noch bedeutend lustiger. Nachdem Ryneesh mich fragte, wo ich denn ursprünglich her komme folgte auf meine Antwort prompt seine Feststellung, dass ich dann wohl in Australien arbeite. Aha?! Nein, hier mußte ich sein Columbo Spürsinn leider enttäuschen.
Ryneesh erzählte mir dann, dass er einen Bekannten in Deutschland hat (JEDER Australier hat einen Bekannten in Deutschland!) und dieser in Dusseldorf (mit dem ü haben es die englischsprechenden Leute nicht so) lebt.
Da wir uns langsam dem Ziel näherten, mußte Ryneesh das Tempo seiner Fragen etwas beschleunigen. Wie denn die Hauptstadt von Deutschland heißt, wie warm es zur Zeit bei uns ist und welche Landessprache bei uns gesprochen wird. Hauptstadt und Wärme waren ja noch durchaus akzeptable Fragen, aber die Landessprache??? ?German?!. Ein ganz verwunderter Ryneesh fragte, ob das die Hauptsprache sei und nicht etwa holländisch!!! HOLLÄNDISCH??? Ich versicherte ihm also zwei mal, dass holländisch nicht in Deutschland gesprochen wird und zwar definitiv nirgends! Gut, dass Ryneesh mich getroffen hat. Er hätte sonst ganz bestimmt bis ans Ende seines Lebens gedacht, dass in Deutschland holländisch gesprochen wird.
Wir fuhren also die Wakefield Street, in der sich mein Hostel befindet, weiter hinunter und, oh Wunder, kommen doch tatsächlich an der Hauptfeuerwehrwache Adelaides vorbei. Mein erster Gedanke ?Cool, die Straßenkreuzung merke ich mir, hier muß ich umbedingt hin. In dem Augenblick, als ich diesen Gedanken beendet hatte, hielt das Taxi. Wir waren da. Mein Hostel liegt schräg gegenüber der Feuerwehr. Was will man im Hilton, Vier Jahreszeiten oder sonst wo in einem teurem Hotel übernachten, wenn man in einer solch hochexklusiven Gegend unterkommen kann?!
Genau dort, in der Feuerwehr, war ich heute natürlich um mir alles zeigen zu lassen. Ich weiß, dass ALLE Blogleser sicherlich schon ganz ungeduldig seit Wochen auf viele viele Feuerwehrfotos warten. Diese Ungeduld hat nun ein Ende. :-)

Morgen, Samstag, geht es für drei Tage nach Kangaroo Island, bevor ich am 26. Januar, dem Australia Day, nach Adelaide zurückkehre.

Fotos und Berichte von Kangaroo Island folgen selbstverständlich.

In diesem Sinne, bis die Tage und

See ya,
Thorsten