Das Ende ist nah

10.November 2009 - Melbourne


Moinmoin allerseits,
ich ueberspringe einfach die schon wieder zur Gewohnheit werdende, leicht zerknirschte Einleitung a la "Ja, es ist schon wieder etwas her seit dem letzten Eintrag..." Wissen wir ja alle, ich hoffe meine Leserschaft bleibt mir trotzdem treu. Wie ueblich habe ich ausreichende Schuldige (nur nicht mich) fuer diese Misere aufzuzaehlen.
Da waer zunaechst mal Uni und ein nicht endender Strom an Essay. Koennte nicht behaupten, dass es dramatischer waere als die Semester vorher, aber ich muss zugeben, dass die Essay-schreib-Routine allmaehlich nicht mehr haben kann. Liegt vermutlich auch daran, dass ich mir noch immer vor jedem Essay zu viel Stress mit Recherche usw. mache - aber in jedem Falle ist's gut, dass es bald vorbei ist und ich erstmal nichts Wissenschaftliches mehr schreiben muss (no, keine Masterarbeit noetig hier). Und vorbei sein wird es praezise am 20. November (Mist, das sind noch... 10 Tage), wenn ich mein letztes Essay abgebe und danach... ja, gute Frage. Wohl erstmal etwas entspannen, Visabewerbung beackern, und realisieren, dass 5 Jahre Studentendasein nun vorueber sind. Die uebliche Formel "aufregend, aber etwas furchteinfloessend" trifft es ganz gut, aber dieses Mal ist das Gefuehl (in beide Richtungen) doch etwas staerker als sonst. Egal, in jedem Fall muss bald nach Essayabgabe erstmal gefeiert werden.
Neben Uni haelt die Arbeit fuer die Filmfestivals mich auch recht gut beschaeftigt, macht auch weiterhin Spass. Bisher ging's vor allem darum, Filmfestivals durchzusuchen, interessante Filme herauszupicken, und dutzendweise Emails an nichtsahnende Filmmacher aus aller Herren Laender zu verschicken, auf dass sie doch ihre Werke bei uns einreichen. Und bisher ist das Feedback auch ganz gut. Letzten Mittwoch allerdings hatten wir unser erstes Screening der eingereichten Kurzfilme mit dem Programming Team und... nun ja, haette nicht gedacht, dass es so schwierig sein kann, einen guten Kurzfilm zu drehen (aufmerksame Leser werden korrekterweise auf meinen nicht ganz gelungenen Filmversuch aus meinem zweiten Potsdamer Semester hinweisen und anmerken, dass ich dass verdammt gut wissen muesste) Die Arbeit mit den anderen Leuten in den Teams macht weiterhin Spass, und ich hab das Gefuehl, einen ganz guten Job zu machen - Freude allenthalben also.

Nicht ganz so freudig ist die Tatsache, dass es mit meiner Bewerbung beim Filmmuseum leider nicht geklappt hat - anscheinend hatten sie 200 Bewerbungen, da werden genug Leute mit mehr customer service experience als meinereiner dabei gewesen sein. Aber gut, machen wir weiter unseren gewohnten Volontaersjob (jetzt nur noch einen Tag die Woche, und bald beginnt die Arbeit an unserer Tim Burton Ausstellung, mjammjam) und warten ab, was so geschieht...

Freizeittechnisch ist anzumerken, dass hier inzwischen der Sommer eingekehrt (seit Samstag mehr als 30-35 Grad und Sonnenschein). Bevor es dazu kam, habe ich ausgiebig das Melbourne Arts Festival besucht, und in bester EMW-inspirierter Multidisziplinaritaet folgendes gesehen: Theaterstueck, Soundinstallation, Computerinstallation (Peter Greenaway's Last Supper hatte einen Auftritt hier), Konzert (Orgel und Sitar - ja, es funktioniert, eine bessere Version von The Man Who Sold The World hab ich noch nicht gehoert), moderner Tanz. Alles sehr gut, alles sehr spannend, ich bin sehr zufrieden.

Weniger abwechslungsreich, dafuer erheblich epischer war der Herr der Ringe-Marathon in meinem oertlichen Lieblingskino (mit der riesigen Leinwand) letzten Sonntag. Spontane Ideen fuer Film-Marathons, die noch groessere Ausdauertests waeren: ein Lars von Trier-Marathon; ein Michael Bay-Marathon (gerne parallel zu dem Lars von Trier-Marathon per Splitscreen); schliesslich zum wieder beruhigen einen Tarkowski-Marathon (recht offensichtlich sollte ich bei Marathons bleiben, die Laufen involvieren). Und eine freudige Entdeckung - gemacht gestern abend in einer oertlichen Bar: der Cocktail meiner Traeume, Death by Tim Tam (letztes eine australische Suessigkeit, bestehend aus Schokolade, Keks, und noch mehr Schokolade drum rum), gemischt aus saemtlichen Alkoholsorten, die irgendwo suess sind oder Schokolade enthalten. Da konnte auch der darauffolgende Cocktail, ein Phil Collins (ich wuenschte, es waere ein Witz), nicht ganz mithalten...

Zaehlt die Tage mit und ihr hoert bald wieder von mir (10... 9... 8...)