Vom Alptraum zur Oase

13.November 2009 - St. George


Mitte November nun bekam ich meinen ersten Job als Erntehelfer. Ich wusste nicht wirklich was auf mich zu kam. Alle Infos die ich hatte waren St. George, grading onions, hard work, 14 weeks, good money, come asap. Gesagt getan. Ich hab mir dann ein Busticket ins ca. 500 km westlich von Brisbane und 8 Busstunden entfernte St. George besorgt und am naechsten Morgen um 7 gings los. Meine Gefuehle spielten Achterbahn. Einerseits war ich super froh, dass ich endlich einen Job gefunden hatte, andererseits war ich nun ganz auf mich allein gestellt irgendwo im Outback. Es war ein seltsames Gefuehl auf einmal ohne die JEnny zu reisen und nicht wirklich zu wissen was auf einen zukommt. S. klang am Telefon ganz nett, was mich zumindest etwas beruhigte. Wenn ich damals dachten Charters Towers waere Outback, ich wurde eines besseren belehrt. Nach einiger Zeit wurden die Doerfer immer kleiner und die Abstaende immer groesser. Ab und zu zweigte mal ein Schotterweg ab und das wars. Die Landschaft veraenderete sich und wurde immer gelber, sprich trockener. Doch das ware Outback soll wohl noch einsamer sein, wie ich mir spaeter erklaeren lies. Nunja, in St. George angekommen, wurde ich dann auch gleich von S. abgeholt, der einen etwas ungepflegten Eindruck auf mich machte. In meinem Tagebuch beschrieb ich ihn als faulen Nichtsnutz, mit etwas Geilheit gepaart. Das HAus in dem ich die nachsten Wochen verbringen sollte lag zum GLueck mitten in der "Stadt" (ca. 1.500. Einwohner). So hatte ich notfalls die Moeglichkeit ohne Hilfe die Biege zu machen. Das kleine Zimmer sollte ich mit einem Maedel aus Hongkong teilen, dass am Abend noch eintreffen sollte. In dem Zimmer befand sich nichts ausser einer gammeligen Matratze. Das Hochbett sollte spaeter noch geliefert werden, Licht gebe es allerdings erst am naechsten Tag. Aha... Wie ich nun erfuhr, war S. nicht der Farmer sondern ein Contracter, ok. Da die Mitbewohner alle noch am Arbeiten waren, bin ich erstmal losgezogen zum Einkaufen.Netterweise hat S. mich zum Supermarkt gebracht, mir aber nur 15 Min. gegeben. Wenn ich dann nicht wieder draussen sei muesse ich laufen. So war es dann auch. Hab dann schoen den Einkaufswagen durchs Dorf nach "Hause" geschoben. Dort angekommen war die Meute mittlerweile acuh da und ich machte meine erste Bekanntschaft mit dem Hausdrachen L.., der Verlobten von S. Wie hatte er mich zuvor vor ihr gewarnt? Sie koenne nett sein, aber in ersten Linie sei sie eine Bitch und ich solle mir mich moeglichst gut mit ihr stellen und ihr Recht geben. Aja, ok. Das stellte sich dann auch gleich heraus, es sei verboten den Einkaufswagen mitzunehmen, ich solle das nicht noch einmal machen. Verstanden! Hab dann brav genickt und bin aufs Zimmer geschlichen, dort stand mittlerweile das Bett un ManYi aus Hongkong war auch eingetroffen. Schien mir gleich nett und so war ich etwas erleichtert. Die anderen Mitbewohner war interessanter Haufen aus eigenbroedlerischen australischen Outbackjacks und Backpackern aus Korea und Estland. Wirklich eine Zusammenstellung an die ich mich erst gewohnen musste, ach besserem Kennenleren aber alle recht nett waren. Wiederholt musste ich feststellen, dass es mit meinem Englisch nicht so weit her ist, aber nach den 2 Monaten merklich besser geworden ist. Der 1. Arbeitstag began morgens um 5. Abfahrt zur 20 Autominuten entfernten Farm war um 6:30. Gleich morgens begin ich den 2. Fehler. Ich benutzte das falsche Bad und duschte zu lang, so dass ich den naechsten Anranzer kassierte. Dabei war die Dusche nicht einmal ein grosses Vergnuegen in dieser Gammelbude. Ich zitiere meinen Tagebucheintrag: DAS WASSER AUS DEN KRAENEN IST IMMER WARM UND UMSO MEHR LEUTE DUSCHEN UMSO HEISSER WIRD ES. ES HANDELT SICH UM GEFILTERTES FLUSSWASSER UND STINKT PERVERS MUFFIG. ES IST SO EKELIG, DASS ICH BEIM ZAEHNEPUTZEN REGELMAESSIG EINEN BRECHREIZ BEKOMMEN. NICHT, DASS ES SO SCHON NICHT EKEKIG GENUG IST IM BAD. PFUI!
Wir wurden pro abgesackte Tonne Zwiebeln bezahlt und wie sich rausstellte, war das diese Saison ein ziemlich schlechter Deal.Oftmals rollte 70% Abfall ueber die Rollbaender, so dass wir sauviel ARbeit hatten die auszusortieren, daher nur wenig abgesackt wurde und wir quasi ncihts verdient haben. Die Zwiebel diese Saison waren ausergewoehnlich schlecht.
NUN BIN ICH SEIT 10 TAGEN HIER UND KOMME IMMER KLAR. DIE ERSTEN TAGEN WAREN KOERPERLICH SUPER ANSTRENGEND. DEN GANZEN TAG, CA. 10 STD., STEHEN, SICH UEBERS ROLLFELD BEUGEN UND GAMMELZWIEBELN GANGEL. DER RUECKEN SCHMERZT WIE VERRUECKT, ABER ES WIRD LANGSAM BESSER. ES IST SUPER HEISS IN DER SCHEUNE (BIS ZU 45 GRAD), SO DASS ICH MIR MITTLERWEILE IMMER EIN 2. TOP EINPACKE UND JEDE PAUSE WECHSEL. NICHT, DASS ES SO SCHON HEISS GENUG IST , NEIN WIR MUESSEN AUCH NOCH DIESE CHICKEN NEONGELBEN POLYESTER-SHIRTS TRAGEN. ABEWR ICH GLAUBE MEIN DEO HAELT GANZ GUT MIT. LEIDER IST ES MIT DER HITZE ABENDS NICHT VORBEI, ERST DIE HEISSE DUSCHE, DANN IN HEISSE ZIMMER. KLIMANALAGE GIBTS NATUERLICH NICHT, NUR EINEN VENITLATOR. ES IST SO HEISS. MAN SCHLAEFT DURCHGESCHWITZT EIN UND MORGENS WIEDER AUF.
Die tage vergingen und das grosse gEld lies auf sich warten. Die ganze Maloche, das macht echt keinen Spass.
MENSCH GEHT MIR DAS HIER ALLES AUF DEN SACK. EIN tROUBLE FOLGT DEM NAECHSTEN.
Nach 3 Wochen haben Contracter und Farmer den Vertrag aufgehoben und ich bin direkt bei der Farm angefangen. Von nun an wurde es staetig besser. ManYi, Ricarda, Helen und ich sind dann bei dem Mechaniker untergekommen, weil das Farmcamp voll war. DAs war echt Luxus nach dem Chaoshaus. Endlich mal wieder ein schoenses Heim. Kaltes Wasser, Klimaanlage, Wohnzimmer, TV. Ich konnte mich wirklich wie zu Hause fuehlen. Nach 2 Wochen sind wir dann ins Camp umgezogen, leider waren nicht mehr so viele Leute da, aber dafuer hatte ich mein eigenes Zimmer und das war Gold wert. Anfangs hatte ich mich in St. George wirklich nicht wohl gefuehlt, aber nach dem Wechsel zu rFarm wurde es staetig besser. An die Arbeit und Hitze gewoehnt man sich mit der Zeit und eine Woche Regen hatte alles Gelbe in herrliches Gruen verwandelt.
IRGENDWIE FUEHL ICH MICH HIER MITTLERWEILE PUDELWOHL, DAS EINZIGE WAS FEHLT IST EIN AUTO UND EIN PAAR MITBEWOHNER IM CAMP. HEUTE AUF DEM HEIMWEG VON DER ARBEIT IST ES MIR WIEDER SO RIUCHTIG BEWUSST GEWORDEN WIE SCHOEN GRUEN HIER ALLES GEWORDEN IST.
ein paar Tage spaeter:
MENSCH IST DAS SCHOEN, ICH FUEHL MICH RICHTIG GUT HIER. HOFFENTLICH FINDE ICH WIEDER SO EINE FARM, WO ALLE SO NETT SIND... WERD ICH ECHT VERMISSEN DAS VERFLUCHTE ST. GEORGE. IST IRGENDWIE MEIN ZUHAUSE GEWORDEN. IST SO FRIEDLICH HIER.
21. Januar:
TJA, DAS LACHENDE UND DAS WEINENDE AUGE. NUN IST ES ENDGUELTIG, WIR WERDEN ST. GEORGE DEN RUECKEN KEHREN. EINERSEITS FREUE ICH MICH TOTAL, ENDLICH MAL WIEDER SHOPPEN, LECKER ESSEN GEHEN, NEUES SEHEN, ERLEBEN, NEUE LEUTE KENNENLERNEN, ABER ANDERERSEITS HAB ICH NEN KLOSS IM HALS. ICH FUEHLE MICH SUPER WOHL HIER, BIN TOTAL IM EINKLANG MIT MIR. SO WAS HAB ICH SELTEN VON MIR BEHAUPTET. ICH BIN EINFACH ZUFRIEDEN. ES IST SO FRIEDLICH HIER. ICH GLAUBE, DAS IST ES, WAS DIE LEUTE HIER SO SCHAETZEN. STRESS IST HIER EIN FREMDWORT.

Oh mein Gott! Ich kann es selber kaum glauben, dass ich sowas geschrieben hab :-) Aber zu der Zeit fuehlte ich mich wirklich sauwohl dort. Wir ware fischen, lecker grillen, schwimmen im FLuss, haben Karten gespielt und ich habe gaaaanz viele Kaenguruh gesehen. Jeder, der mich gut kennt, weiss wie gluecklich mich das das!