Und dann ist es tatsaechlich passiert. Wir sind mit unserem Auto auf dem Highway liegen geblieben.
Auf einmal machte der Motor dieses komische Geraeusch, wir sind links auf den Gruenstreifen gefahren und konnten nicht glauben, dass unsere schlimmsten Befuerchtungen gerade wahr zu werden schienen. Wir sind nochmal ein kleines Stueckchen weitergefahren, aber da das Gerausch alles andere als leiser wurde, haben wir wieder angehalten. Was machen wir denn jetzt?
Wir waren ca 70km vom naechsten Ort entfernt (was zugegeben um einiges schlimmer haette kommen koennen), hatten aber natuerlich keinen Handyempfang. Allerdings waere alles, was bei einem Anruf in einer Werkstatt haette herumkommen koennen, sowieso viel zu teuer gewesen.
Kurze Zeit spaeter haben zwei Maenner angehalten und einen Blick unter die Motorhaube geworfen. Und ich weiss, dass was jetzt kommt, laesst wahrscheinlich so manchen die Haende ueber dem Kopf zusammenschlagen, aber so war es halt: Der Motor lag so ziemlich im Trockenen, das Motoroel war alle. Jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich, haben die denn nie nach dem Oelstand geschaut bei all den tausenden Kilometern? Doch haben wir und wir haben sogar einige Male waehrend der letzten Tage was nachgefuellt, da im Auto die Oellampe hin und wieder aufgeblinkt hat. Danach war es auch wieder fuer eine Zeit lang in Ordnung und ja, wir wissen auch, wie man den Oelstand kontrolliert aber anscheinend haben wir insgesamt nie genug nachgefuellt... bzw unser Auto hat, das muss ich zu unserer Verteidigung sagen, aussergewoehnlich viel Oel verbraucht.
Ich weiss, es ist so ziemlich das Duemmste, was ich in meinem Leben gemacht habe, dass wir nicht an einer Tankstelle jemanden genauer danach gefragt haben und es ist mir auch beinahe peinich die Story hier zu erzaehlen, aber es geht ja noch weiter!
Wir hatten noch einen Liter Motoroel im Auto, den wir dann hineingefuellt haben und die beiden hilfsbereiten Maenner haben uns auch bestaetigt, dass der Oelstand nun in Ordnung ist und so sind wir dann weitergefahren.
Allerdings sind wir nicht viel weiter gekommen. Nach nur 10km ist der Motor einfach ausgegangen und wir haben es so gerade rollend wieder auf den Gruenstreifen geschafft. Als wir zum ersten Mal liegengeblieben sind, habe ich uns beide schon das Auto stehenlassen und im Flugzeug sitzen sehen, also all unsere Plaene ueber den Haufen geworfen. Der Plan zu dem Zeitpunkt war, dass wir mit dem Auto nach Perth fahren, Chrissi hatte ja schon einen Flug von Perth nach Neuseeland gebucht! Und da das Maedchen, von dem ich das Auto in Mount Isa gekauft habe, wieder zurueck nach Australien kommt und uns das Auto wieder abkaufen wuerde, hatte ich vor von Perth an der Suedkueste entlang nach Melbourne zu fahren und ihr dort das Auto wieder zu verkaufen. Dann brauchten wir uns keine Sorgen mehr darum zu machen, ob wir das Auto rechtzeitig und fuer genuegend Geld wieder loswerden wuerden.. und ich haette es tatsaechlich einmal um den ganzen Kontinent geschafft!! :)
Aber als wir da im roten Staub in der Mittagssonne neben unserem Auto sassen und im wahrsten Sinne des Wortes am Boden zerstoert waren, hatte ich mich auf einmal schon fast damit abgefunden, dass aus dem Traum nichts werden wuerde. Ich konnte dem Auto einfach nicht vertrauen und wie sollte ich da, vermutlich alleine, nochmal 4000km fahren?! Wir haben uns wie in einem schlechten Film gefuehlt. Das Drehbuch haben wir vorher schon gelesen. Wir haben beide irgendwie geahnt, dass es passieren wuerde, nach all den Hindernissen, die wir schon seit dem ersten Tag hatten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann mein Albtraum wahr werden wuerde. Und jetzt standen wir da.
Wir haben dann versucht Autos anzuhalten, es haben auch einige angehalten und uns zum Beispiel Wasser dagelassen, aber erst der fuenfte oder sechste, dem wir erzaehlt haben, was passiert ist, hatte etwas zu trinken fuer den Motor. Er war gluecklicherweise ein Mechaniker und hatte genuegend Motoroel dabei. Fuenf Liter hat er hineingefuellt (wenn wir mal eher gewusst haetten, dass man da soviel hineinfuellt...) und ist zum Test ein paar hundert Meter mit unserem Auto rauf und runter gefahren. Er meinte, wir sollten versuchen langsam weiterzufahren, viel schlimmer koennten wir es damit auch nicht mehr machen. Mit einem etwas mulmigen Gefuehl und einem ziemlich laut herumknatternden Motor sind wir dann weitergefahren.
50km/h auf dem Highway.
Auf dem Weg kam dann ein Ehepaar, das zuvor angehalten hatte, von der naechsten Tankstelle zurueck und brachte uns fuenf Liter Motoroel, dass wir ihnen dann dankend abgekauft haben, obwohl ich eigentlich schon wusste, dass wir das Auto wohl nicht mehr aus Denham, das war der naechste Ort am Ende der Landspitze, wieder mitnehmen wuerden, wenn wir es erstmal bis dahin geschafft hatten. Ich wollte das Auto auch schon fast gar nicht mehr... Bei dem Gedanken daran wieder in eine Werkstatt zu gehen, nachdem ich schon so viel Theater mit Wasserpumpe und Fensterscheibe hatte, habe ich wirklich kapituliert.
Wir sind dann auch fast bis nach Denham gekommen. Fuenf Kilometer vor dem Orteingangsschild, kam uns der Mechaniker entgegen und wir haben abgebremst, was eine nicht so gute Idee war. Sobald wir auf die Bremse getreten haben, ist der Motor naemlich wieder abgesoffen und hat sich auch erstmal nicht wiederbeleben lassen. Der Mechaniker hat dann netterweise angeboten zurueck nach Denham zu fahren und mit einem Anhaenger zurueckzukommen, dafuer wuerden wir dann fuer ein paar Stunden am Abend auf der Rennstrecke bei einem seiner Events kellnern. Falls wir den Motor aber doch noch einmal zum Laufen kriegen, sollten wir bloss nicht bremsen!
Nach ein paar Minuten gab der Motor wirklich wieder ein Lebenszeichen von sich und wir waren wieder zurueck auf dem Highway. Noch funf Kilometer. Vielleicht die letzten, die dieses Auto jemals zuruecklegen wuerde, nach insgesamt 334.100km in 18 Jahren.
Und dann kamen wir langsam in den Ort und direkt auf das Meer zugerollt. Am ersten Kreisverkehr musste ich natuerlich abbremsen und habe nur so gerade die erste Ausfahrt erwischt und schnell wieder aufs Gas getreten. Sonst waeren wir genau im Kreisverkehr liegengeblieben.
Tja, diese Strasse war allerdings eine Sackgasse und so blieb uns nichts anderes uebrig als schliesslich am Ende der Strasse abzubremsen. Und das war dann auch endgueltig der letzte Ton, den unser Auto von sich gegeben hat.
So sind wir an diesem Tag zum vierten Mal liegengebliben und dieses Mal auch noch direkt am Strand einer der wunderschoensten Buchten, die wir bisher an der Westkueste gesehen hatten. Wir konnten nicht anders als in lautes Gelaechter ausbrechen, bis Chrissi mit Traenen in den Augen vor Lachen auf meinem Schoss lag und die Leute an den parkenden Autos um uns herum nur komisch geguckt haben. Sie konnten ja hoeren, dass da offensichtlich etwas falsch war mit unserem Auto. Es liess sich auch dann tatsaechlich nicht mehr vom Fleck bewegen.
Das wars. Endstation.
Neben uns stand ein anderes Backpacker Auto von einem kanadischen Paerchen, mit denen ich dann in die Stadt gefahren bin, um einen Mechaniker zu finden, wir wollten ja schliesslich wissen, obo da ueberhaupt noch irgendwas zu retten war. Waehrend wir in dem Ort nach einer Werkstatt gesucht haben, es war zu allem Ueberfluss auch noch Samstagnachmittag, rief Chrissi mich an und erzaehlte mir, dass der Mechaniker, den wir unterwegs schon getroffen hatten, sie gefunden hat, aber sich komisch verhalten hat und fast ohne ein Wort wieder gefahren ist. Auch so koennen Australier sein.
Gluecklicherweise habe ich aber noch eine Werkstatt gefunden und einen Mechaniker, der sich unser Auto angesehen hat. Er hatte mich aber schon vorgewahnt, dass in 9 von 10 Faellen nichts mehr zu machen ist und der Motor tot ist. Besonders bei diesen alten V6 Mitsubishi Magna... und als wir dann den Motor gestartet haben, hat er ziemlich aussagekraeftig mit dem Kopf geschuettelt. Ich muss sagen, ich fand diese Bestaetigung dessen, womit wir uns ohnehin schon irgendwie abgefunden hatten, gar nicht mehr so schlimm. Wir haben das Auto dann ein kleines Stueckchen zurueckziehen lassen, vor ein kleines Hostel am Anfang der Strasse, der Ranger haette uns nicht in dem Auto campen lassen und so haben wir dann unsere sieben Sachen gepackt und sind ins Hostel umgezogen.
Verrueckterweise wir haben uns irgendwie angekommen gefuehlt. Das Hostel war so friedlich, wir hatten unser kleines Apartement mit unserer eigenen Kueche und eigenem Badezimmer und noch zwei anderen netten Mitbewohnern. Und obwohl wir jetzt festsassen, unser Auto Schrott war und wir keine Ahnung hatten, wie wir in den naechsten 10 Tagen nach Perth kommen sollten, waren wir so gluecklich und guter Laune, wie schon lange nicht mehr. Ich fuehlte mich, als waere eine riesige Last von meinen Schultern gefallen, jetzt, nachdem tatsaechlich das passiert ist, wovor ich die ganze Zeit Angst hatte, fuehlte ich mich wieder so viel freier und erleichtert und ich habe mir auch ueberhaupt keine Sorgen mehr um unsere weitere Reise gemacht. Wir haben den restlichen Tag am Strand verbracht, den naechsten Tag im Bett gefaulenzt (endlich hatten wir wieder ein richtiges Bett!! Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon fuenf Wochena auf dem Autositz geschlafen.) und sind am naechsten Tag nach Monkey Mia gefahren.