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Hallo ihr Lieben :)
Ich bin jetzt schon seit etwas mehr als drei Wochen wieder zu Hause. Ein paar von Euch habe ich ja auch schon wiedergesehen und ein paar Stories aus den letzten Monaten persönlich erzählt.
Ob ich mich wieder eingelebt habe?
Da bin ich mir selbst nicht so sicher. Als mich meine Familie am Flughafen nach meinem 24 Stunden Flug in einem zum Glück nur halb vollen Flieger, abgeholt hat, war eigentlich alles wie immer. Auf den ersten Blick hat sich kaum etwas verändert. Insofern ist es nicht schwer sich wieder einzugewöhnen. Auch das Wiedersehen mit Freunden und Handball helfen da sehr viel. Trotzdem bin ich natürlich voll von all den Erlebnissen aus dem letzten Jahr, von denen ich zwar erzählen kann, aber erlebt habe ich sie doch irgendwie allein oder mit anderen Leuten.
Also lebe ich schon noch in zwei verschiedenen Welten. Einerseits möchte ich unter Umständen nochmal für eine Zeit zurück nach Mount Isa. Andererseits kann ich mir auch vorstellen, wie geplant, im Sommersemester (März/April 2013) ein Studium anzufangen. Ich möchte Ethnologie, also Völkerkunde, kombiniert mit Psychologie z.B., studieren, vorausgesetzt mein NC lässt das zu, studieren. Aufgrund des nur begrenzten Studienangebots im Sommersemester recherchiere ich zur Zeit über verschiedene Universitäten und Studiengänge. Mein Traum wäre es nach einem solchen Studium als Journalistin zu arbeiten und zu reisen. Aber man hört leider kaum positives über das Studieren heutzutage, weswegen ich gestehen muss, dass ich von diesem Weg auch nicht komplett überzeugt bin. Aber wir werden sehen, vielleicht muss ich mir später einfach meine Nische finden und schaffen, so wie das bei solchen "Brotlosen Künsten" häufig der Fall ist. Wir werden sehen...
Ansonten genieße ich es im Moment wieder viel Sport zu machen, eigentlich jeden Tag, hauptsächlich Handball. Das lenkt ab und ich werde wieder ein bisschen fit... ;)
Mittlerweile kann ich mich ohne besondere Konzentration wieder auf Deutsch am Telefon melden,
ich habe mich wieder an das Autofahren auf der rechten Seite gewöhnt und blinke auch nicht mehr mit dem Scheibenwischer, ich habe warme Schuhe und Kleidung gekauft, vermisse allerdings die Hitze und den Sonnenschein und die Avocados und Tomaten schmecken in Deutschland auch nicht so wirklich.
Ich muss gestehen, dass mein Rucksack immer noch nicht völlig ausgepackt ist.
Ich bringe es glaube ich nicht übers Herz ihn irgendwo in einen Schrank zu packen. Reisen ist irgendwie mein Lebenselixier, ich fühle mich so viel lebendiger, wenn ich auf Reisen bin und es scheint mein Leben erst so richtig lebenswert zu machen. Ich werde nicht vergessen, was für ein überwältigendes und wunderschönes Gefühl es jedes Mal war, nach einem abgeschlossenen Kapitel wieder alleine nur mit meinem Rucksack am Bahnhof oder Flughafen zu stehen. Ich hätte kein Problem damit noch für ein paar Jahre so weiter zu leben. Aber die deutsche Mentalität holt mich doch schneller wieder ein, als gedacht und als mir lieb ist.
Aber ich muss auch sagen, dass es mich gerade am stärksten an einen bestimmten Ort zurückzieht. Ich hätte gerne mein Leben in Mount Isa zurück, zumindest für noch ein Weilchen.
Wenn ich auf dieses Jahr zurückblicke ist es ein Meer schöner Erinnerungen, die aber noch immer so lebendig sind, dadurch dass ich noch viel in Kontakt bin mit Freunden in Mount Isa.
Es ist ein Jahr voller Türen und aufregender, spannender Wege dahinter. Jeder Backpacker erlebt ähnliche Geschichten, aber jeder hat doch auch seine eigenen Abenteuer.
Und das war also mein Jahr.
Ich bin so glücklich über meine Reise, ich würde das Jahr immer wieder so erleben wollen. Ich habe so ziemlich alles gesehen und erlebt, was ich mir erhofft habe oder auch mehr. Auch wenn ich dachte, dass ich mehr Zeit auf Farmen und Stations verbringe, Mount Isa und die Menschen dort haben mich nicht wirklich losgelassen. So habe ich tatsächlich noch den Ort gefunden, an dem mein Herz sagt: Ja, hier möchte ich bleiben. Auch wenn es nicht die einsame Farm im Outback ist. Das Cowboyleben hat immer noch die gleiche Faszination für mich, ein Stück weit konnte ich sie erleben und ich hoffe es war nicht das letzte Mal. Durch das Outback zu streifen auf einem Pferderücken und die Herde Kühe um mich herum, war und ist immer noch ein Traum.
Ich habe mich noch nie in meinem Leben so frei gefühlt, wie auf den beiden Roadtrips beim Reisen auf den Highways. Und ich bezweifele, dass ich diese Freiheit überhaupt noch einmal so erleben kann.
Heute vor einem Jahr müsste ich ungefähr an der Bay of Fires in Tasmanien gewesen sein, noch ziemlich am Anfang des Jahres. Es war schön einen so friedlichen Ort wie Tasmanien zu finden, an dem man wirklich mit den restlichen Problemen der Welt nichts zu tun zu haben scheint.
Und ich war noch nie in meinem Leben über einen längeren Zeitraum (ca. 4 ½ Monate) so glücklich und zufrieden, wie in Mount Isa. Ihr seht meine Gedanken wandern immer wieder zurück... ;) Es ist verblüffend, wie leicht man sich dort anscheinend ein Leben aufbauen kann.
Ich kann es mir selbst nicht erklären, aber ich glaube, wir machen uns das Leben in Deutschland wirklich selber schwer. Ich schließe mich da nicht aus. In Deutschland mit einer australischen Mentalität zu leben scheint unmöglich. Hier liegt etwas in der Luft, das ich in Australien nicht gespürt habe und auch keinesfalls vermisst habe. Besser kann ich es im Moment kaum beschreiben.
Ich glaube ich habe mich als Mensch nicht wirklich verändert. Ich wusste auch schon bevor ich nach Australien ging relativ gut, wer ich bin und was ich will. Das letzte Jahr hat vieles davon bestätigt! Ich habe viel nachgeholt an Leben und Gedankenlosigkeit und es war in den meisten Fällen Balsam für meine Seele. Als ich 21 geworden bin, hat es sich nur richtig angefühlt, dass ich jetzt nicht nur was meine Person betrifft, sondern auch was die Lebensjahre angeht, reifer geworden bin.
Nach Hause zu kommen und Familie,Verwandte und Freunde wieder zu sehen, ist nach einem solchen Jahr wirklich aufregend und macht auf jeden Fall Spaß. Auch wenn es schwierig ist, all das Erlebte mit meinem Leben hier zu verbinden. Ich bin sehr stolz auf meine Familie, weil sie sich während des ganzen Jahres sehr vorbildlich verhalten haben. Sie haben mir nie Druck gemacht oder mich mit zu vielen Sorgen um mich belastet. Ich glaube, sie haben darauf vertraut, dass ich schon meinen Weg finden werde und das war die beste Unterstützung, die ich bekommen konnte.
Und wenn nicht die Liebe dazwischen gekommen wäre, hätte ich es nach einem Jahr auch als passend empfunden mal wieder zu Hause vorbeizuschauen, ich hatte ja auch viel Zeit mich gedanklich darauf vorzubereiten. Ich habe mir oft gewünscht einmal zwischendurch für ein Wochenende zurückzukommen, um zusammen mit Familie oder Freunden einen Kaffee zu trinken, obwohl ich immer noch keinen Kaffee mag.
Wie gesagt, mit einem so schweren Herzen nach Hause zu kommen war nicht geplant, aber man kann Entscheidungen manchmal nicht erzwingen, das habe ich unter anderem gelernt. Die Zeit bringt alle Antworten mit sich. Deswegen versuche ich jetzt das postive an dem deutschen Winter zu sehen, zum Beispiel abwarten und Tee trinken ;) Bevorzugt indischen Chai Tea, mit echten Gewürzen, der mir allerdings hier zu Hause noch nicht so ganz gelingen will...
Das Schreiben war einer der wichtigsten Bestandteile meiner Reise, Reisen ohne Schreiben kann ich mir gar nicht vorstellen. Es hat mir wirklich Spaß gemacht und war mir sehr wichtig, besonders eben aufgrund des so positiven Feedbacks.Vielen vielen Dank an alle, die meinen Blog verfolgt haben, mir so rührende und unterstützende Kommentare und Nachrichten dazu geschickt haben und vielen Dank für alle guten Gedanken, ich bin überzeugt sie sind in Australien angekommen.
Bis bald und vielen vielen Dank! Es war mir ein Vergnügen für Euch zu schreiben :)
P.S.:
Ich fliege nun doch am 27. Dezember noch einmal nach Australien, nach Mount Isa. Leider nur für knapp drei Wochen, aber über Weihnachten nicht zu Hause zu sein, hätte ich doch nicht übers Herz gebracht. Im Nachhinein kommen mir die letzten Wochen ein bisschen, wie eine Zeitverschwendung vor, wenn ich diese Entwicklung hätter vorhersehen können, wäre ich schon eher wieder zurückgeflogen und zu Weihnachten wiedergekommen. Aber das Wiederkommen an sich ist auch ein Prozess und die Eindrück aus einer anderen Perspektive zu verarbeiten braucht auch seine Zeit und ist denke ich nicht ganz unwichtig. Nun bin ich für Neujahr in meinem geliebten Mount Isa und ich bin sehr glücklich über die Entscheidung :) Anil und ich teilen uns wieder mal die ganzen Flugkosten und von mir aus dürften die Tage bis Weihnachten jetzt noch viel schneller vergehen!
Im Moment komme ich mir ein bisschen vor, wie in der Werbepause eines spannenden Films. Ich warte darauf, wie es weitergeht und währenddessen gehe ich alles, was passieren könnte, schon mal im Kopf durch, rauf und runter und versuche es zu deuten...ohne dass es etwas bringt natürlich. Ich muss mir den Film letztendlich doch einfach anschauen.
Egal, wie diese ganze Geschichte ausgeht, so oder so ist es gut, dass ich Anil noch einmal wiedersehe. Und so kann ich meinen Rucksack an Weihnachten schon wieder packen :)