keine Zeit fuer Langeweile

30.March 2011 - Madagaskar


Wir sind am 13 Maerz um kurz vor Mitternacht in der Hauptstadt Antanarivo gelandet und waren angesichts der ungewohnten Szenerie bereits am Flughafen heilfroh dass jemand mit einem Schild mit unseren Namen darauf uns in Empfang nahm. Dieser jemand war eine der Cousinen Gwens Irland. Hier bekamen wir zum erstenmal die Sprachbarriere zu spueren, denn als Kolonie Frankreichs koennen die meisten Madagasen neben der Ursprache zumindest Franzoesisch sprechen. Leider koennen wir neben deutsch gerademal englisch und damit kommt man in Madagaskar nicht weit. Nach dem wir 100 EUR in Ariary gewechselt hatten brachte Irland uns mit dem Taxi zu ihrer winzigen Stadtwohnung in der jedes Zimmer zum Schlafen benoetigt wird und ausserdem ihre 6 koepfige Familie untergebracht war. Wir verbrachten die seit langem unruhigsten 5 Stunden Schlaf in einem kleinen Bett welches wir uns teilten. Um 6 Uhr ging der Wecker und uns wurde ein bescheidenes Fruehstueck in Form von Ei, Tee und Baguette serviert. Um 11 Uhr sollte unser Flieger nach Fort Dorphin gehen. Der urspruenglich veranschlagte Preis von 100 EUR pro Person wurde kurzerhand bei der Ticketausgabe um je 40 EUR erhoeht mit der wahnwitzigen Begruendung dass wir Touristen seien und daher einen anderen Preis wie die Einheimischen zu zahlen haben. Typisch fuer Madagaskar getreu dem Motto die Weissen habens ja.
Die 2 Stunden im Flieger nach Fort Dauphin haben wir geschlafen und am Flughafen bei heissen 30 Grad Sonnenschein haben wir dort Gwen und Fanny unseren alten Freunde wiedergesehen. Seither sind wir bei der Tante von Gwen einquariert.

In den 2 Wochen ist bereits viel passiert. Vom 16 bis 18ten am Freitag Abend sind wir mit 2 gemieteten Fuehrern und einem gemieteten Kanuboot dass aus einem Baumstamm gehauen wurde 3 Stunden einen Fluss entlanggepaddelt um zu einem einsamen Dorf im Nirgendwo zu kommen. Von dort sind wir zu einer traumhaften felsengesaumten Badebucht gekommen an der wir die Nacht gezeltet haben. Das sieht aus wie auf einer Postkarte und kein Tourist oder Weisser weit und breit. Am Abend und am Mittag darauf haben wir von Fischern am Meer frischen Fisch gekauft. Fuer 2 Euro oder so fuer 10 Fische! Den haben wir ueber dem Feuer mit Reis gekocht. Insgesamt haben wir dort die eine Nacht und 2 Tage verbracht in denen wir zum ersten Mal in den Genuss der einmaligen Landschaft Madagaskars gekommen sind und natuerlich endlich wieder im ersehnten Ozean schwimmen konnten.

An dem Freitag unserer Rueckkehr sind wir bis 5 Uhr Morgens in einen Nachtclub und haben zu heissen afrikanischen Rythmen das Tanzbein geschwungen bis zur vollkommenen Erschoepfung.

In der naehe von Fort Dauphin gibt es einen kleines Naturreservat in dem 5 verschiedene Lemurenarten leben. Da Lemuren eines der wahrzeichen Madagaskars sind wollten wir uns das nicht entgehen lassen diese einzigarte Tierart zu endecken. So haben wir einen kleinen Tagestrip mit einer der Cousains von Gwen dorthin gemacht. Der Eintritt war fuer madagassische Verhaeltnisse ziemlich teuer 8 Euro pro Person. Der Besuch hat sich aufjedenfall gelohnt. Wir haben sogar alle 5 verschiedene Lemurenarten sehen koennen und kleine sowie grosse Kameleons. Das sind echt lustige Tiere. Riesen Landschildkroeten und die aus Australien bekannten Suesswasserkrokos.

Ein anderer Tagestrip war die Bergwanderung auf dem naheliegenden St.Pic Luic. Von den 1200 Metern wurde die ganze Umgebung von Fort Dauphin gut sichtbar. Ein wunderschoener Ausblick als Belohnung fuer einen 2 Stuendigen Aufstieg.

Unser groesster Trip bisher war die 3 Tage Wanderung im 60 Km entfernten Andohaela Nationalpark. Wir mussten die 3 Tage sehr gut planen, vor allem weil wir all unseren Proviant mit unter acht 1,5 Liter Wasserflaschen fuer den ersten Tag auf unseren Ruecken schnallen mussten. Ausserdem brauchten wir einen Fuehrer durch den Nationalpark. Diesen sollten wir aber erst spaeter treffen. So machten wir uns ganz frueh morgens auf um das Taxi-Be nicht zu verpassen. Dieses Taxi wuerde an den 60km entfernten Eingang des Nationalsparks vorbeifahren und konnte uns somit dort absetzen. Vom Ausgangspunkt mussten wir noch 16 km zum Ausgangsdorf zu Fuss zuruecklegen. Im Dorf wurden wir wie Superstars empfangen. Der Fuehrer wohnte direkt in einer Art Infozentrum des Parks und lud uns kurzerhand zum Essen ein. Fuer die 3 Tage Begleitung durch den Park zahlten wir ihm umgerechnet 7 Eur (geteilt durch uns 4) ausserdem noch eine kleine Gebuehr fuer den Eintritt. Nach einem kurzen erfrischenden Bad ging es dann auch schon wieder los zur ersten Etappe des Parks. Die folgenden 4 Tage und 3 Naechte wuerden die fuer uns bisher anstrengenste Trekkingtour werden. Wir campten die erste Nacht an einem idylischen Fluss mit tiefen Badeloechern inmitten des nur noch wenig anzutreffenden nativen Urwaldbestandes Madagaskars. Am naechsten Tag fuellten wir unsere bereits verbrauchten 12 Liter Wasser fuer die naechste Etappe auf. Das Flusswasser war klares Quellwasser und man hatte uns versichert es trinken zu koennen. Fanny und Sven teilten sich bereits zum Abendessen ueber dem Feuer (Reis und Konservenfisch) am Vorabend eine Flasche Flusswasser und waren am folgenden Morgen ziemlich angeschlagen. Waehrend Sven den ganzen Tag mit Durchfall zu kaempfen hatte musste sich Fanny sogar uebergeben. Somit war es undenkbar die 2te Etappe die einen Berg hinauf und am anderen Ende wieder hinuntergehen sollte an diesem Tag zu erreichen. Somit verbrachten wir den sonnigen Tag an unserem ganz persoenlichen Badefluss. Nach der 2ten Nacht durften wir um unser Hauptziel vor Freitag morgen zu erreichen durch diese ungeplante Pause keine Zeit mehr verlieren. Daher waren wir um 6 Uhr bereits startklar nachdem wir die Zelte abgebaut hatten. Nun lagen rund 25 km Fussmarsch durch den Dschungel vor uns. Wir mussten zwei Berge hinaufwandern beide waren um die 1100m hoch. Insgesamt sind wir 11 Stunden fast ausschliesslich gelaufen. Es war ziemlich aufregend und wir hatten dafuer echt wunderschoene Aussichten. Nach dem letzen Gipfel hatten wir waehrend des Abstieg ins Tal ausserdem noch den ebenfalls selten gewordenen Trockenwald Madagaskars zu bestaunen. Dabei hatten wir gedacht dass uns nach einem Jahr Australien so schnell nichts mehr begeistern wuerde doch diese Fauna setzte sogar noch eins drauf. Schade dass wir dank der schlechten Internetverbindung keine Moeglichkeit haben Bilder so einfach hochzuladen. Jeder der will sollte sich den Blog unserer Freunde Gwen und Fanny unter www.radio-globe.com anschauen. Sie haben ihren Laptop mit auf Reisen und laden hin und wieder Fotos hoch. Kurz vor Sonnenuntergang am Ende des Tages und sichtlich am Ende unserer Kraefte war endlich das kleine Doerfchen in Sicht von wo wir am darauffolgenden Tag mit einem Buschtaxi welches im Prinzip nichts weiter war als ein ausrangierter Peugeot Truck. Die Fahrt nach Hause war regelrecht ein Abenteuer, nicht nur weil der Truck mit ungefaehr 30 Leute vollgepackt war, auch weil wir bei einer Flussueberquerung einmal fast rueckwerts in den Fluss gezogen wurden. Es war nicht wirklich dramatisch, doch fuer uns weisse ein echtes Abenteuer. Aber genau das ist eine Reise durch Madagaskar, eine Ueberraschung und man weiss nie was kommt.