Mein Blog soll nicht sterben

18.March 2014 - Abomey Calavi


Von einer sehr guten Freundin wurde ich kürzlich freundlich darauf hingewiesen, dass mein Blog stirbt. Das will ich natürlich verhindern. Die Gründe sind mit Sicherheit, dass sich ein gewisser Alltag eingeschlichen hat. Der Alltag enthält leider nicht, dass ich mich zu Hause ins Internet einloggen kann. Schade. Da ich schon wieder krank bin heißt das, dass ich die meiste Zeit analog lebe. Aber auch das ist gar nicht mal so uninteressant, wie ich finde.
Seitdem ich hier bin, habe ich schon ganz schön viel Afrikanisches gemacht. Ich habe Igname-pilé gemacht (spricht sich Yampilé) mit einem großen Holz..ding und ganz viel Kraft, ich habe Pate rouge zubereitet, habe in einen hohlen Stein gepinkelt, mich mit Brunnenwasser geduscht, habe mir Kleidung aus traditionellen Stoffen beim Schneider schneidern lassen. Ich kann, wenn auch nur ungerne, mit Zemfahrern den Preis verhandeln und sogar darauf beharren. Ich habe ein bisschen Fon gelernt; mit viel Nachdenken kann ich bis 10 zählen, guten Tag und Tschüss sagen, komm her, geh weg, nein, ja und danke. Immerhin. Der Kaffeemensch hat mir seine Liebe gestanden, der IT-Mensch nennt mich Chérie Coco und auch sonst habe ich, für mich völlig unverständlich, einige Heiratsanträge erhalten. Ich habe den Norden besucht und dabei vier Reifen verloren und die Kupplung kaputt gemacht. Naja, das war genau genommen Rufin mit seiner Fahrweise und die Straße, die zu großen Teilen aus Schlaglöchern besteht. Ich habe eine Löwin gesehen und viele Pumbas und gegorenen Getreidesaft in Natitangou getrunken. Eine Taxifahrt zu siebt in einem Kombi habe ich auch schon hinter mir. Es waren auch nur zwei Stunden zu viert auf der Rückbank bei gefühlten 50 Grad. Außerdem habe ich ein bisschen Mofafahren gelernt; ich kann im zweiten Gang ohne anderen Verkehr fahren und mich dabei sehr cool fühlen. Zum zweiten Mal habe ich jetzt schon Palu, also Malaria und wahrscheinlich zusätzlich noch Mono, auch sehr typisch für hier.
Das hört sich jetzt vielleicht alles sehr selbstständig an ? bis auf die Krankheiten, die habe ich mir nicht absichtlich eingefangen ? aber eine Sache, die mir trotz allem immer wieder auffällt ist, wie abhängig man von der Hilfe von anderen ist. Generell in Benin, weil es selbst hier im wirtschaftlichen Zentrum nicht selbstverständlich ist, welche Mittel wem zur Verfügung stehen, aber auch insbesondere als Ausländerin. Wenn man einen Unfall beobachtet, sollte man ganz genau hingucken, weil der Verletzte ein Bekannter oder Verwandter sein könnte, für den im Krankenhaus jemand die Behandlungsgebühr zahlen muss, damit er nicht stirbt. Man sagt nicht einfach: Googel das doch, wenn jemand etwas fragt. Wer weiß schon, wann derjenige das nächste mal Zugang hat. Wenn man etwas kauft, braucht man in jedem Fall Tipps. Roger hat mir gestern geholfen, Shampoo zu kaufen. Den großen carrefour IITA kann ich immer noch nicht ohne Hilfe überqueren. Da auf der anderen Seite die von mir aus nächste Apotheke liegt, bin ich immer froh, wenn mir jemand anbietet, mir das ein oder andere mitzubringen. Nach zwei Monaten kann ich mir inzwischen selber Essen bei den Mittagessensfrauen, zu denen die Kollegen immer gehen, bestellen und kann mir den Preis selber ausrechnen. Das war aber ein langer Weg da hin.
Auf der einen Seite ist man abhängig. Auf der anderen ist es aber auch gar nicht schlimm, wenn man um Hilfe bittet. Wo man bei uns manchmal schief angeguckt wird, wird einem hier meistens geholfen. Man sollte nur nicht jeden Rat annehmen. Dass sich Palu alleine von Orangen erledigt, man das Plasmodium ausschwitzt oder präventiv eine Dose Bier am Tag trinken soll, habe ich ignoriert.