Hello everybody @ home!
Heute will ich euch über die vergangenen beiden Tage erzählen, in denen zugegebenermaßen EINIGES los war... Nur um einige Unklarheiten zu beseitigen, Camphill Village Kimberton Hills ist eine Einrichtung wie alle Camphills auf der Welt, wie ein Dorf aufgebaut, in welchem Menschen mit Behinderungen (man zieht es vor, "seelisch pflegebedürftig" zu sagen) betreut wohnen. So kommt es vor, das die Haushalte von zwei älteren Damen, zwei Männern, oder wie meistens, einem Ehepaar geschmissen werden. In meinem Fall ist es, wie gereits erwähnt, eine jüdische Familie, welche seit etwas über einem Jahr hier in den Staaten lebt. Manchmal erinnern sie sich an ihre Zeit in Israel und so manche Sachen im Haushalt haben jüdischen Charakter (z.B. die Kochbücher). Ich habe mich in den vergangenen drei Tagen schon (meiner Meinung nach) ziemlich weiterentwickelt in Sachen Englisch und kenne auch schon viele Leute hier. Jeder mag es, dir zuzuhören und ist aufmerksam und neugierig, was ich einfach toll finde. Ich habe euch noch nichts über Ellie erzählt. Ellie ist momentan das Mädchen für Alles, hier in Martins House. Sie ist Engländerin und (i guess) 24 Jahre alt. Sie war schonmal für zwei ganze Jahre hier und hat ebenfalls als Service Volunteer angefangen. Danach war sie für einig Zeit woanders und ist jetzt nochmal für zwei Monate hier, um zu arbeiten. Sie kann echt jede Arbeit machen, darum ist sie auch ziemlich eingespannt. Weil sie diesen Donnerstag abreist, muss sie Armerghan und mich in fast alle Hausarbeiten einweisen. Ellie ist echt eine gute Seele und ich glaube sie wird Allen fehlen. Armeghan ist meine Volunteer-Partnerin und verdammt hübsch. Leider hat sie einen Freund, welcher auch ständig anruft. Anyway, ich bin ja zu einem anderen Zweck hier... Sonntag, der 29. war ein ziemlich cooler Tag, weil Sonntags nicht soooo viel los ist, wie sonst. Ich habe morgens in der Küche geholfen, weil ein Pot Luck-Brunch angesetzt war. Pot Lucks sind verabredete Zusammenkünfte von Dörflern, bei denen sich jeder Haushalt beteiligt. Manchmal sind Pot Lucks im Freien, aber am Sonntag waren wir im Serena House, was so ziemlich einem Altersheim gleicht. Das Gebäde ist top-modern, mit ganz viel Öko-Zeug vollgstopft (z.B. Solar auf dem Dach, Papier in der Wänden,...) und es wohnen nur ältere Behinderte dort, welche besondere Bedürfnisse haben.
Also haben wir zusammen gekocht, weil unser Haus natürlich auch beitragen muss. Wir haben Quiche gemacht, mit Tomaten-Pesto-Füllung. Sehr lecker! Sagt mir bescheid, wenn ihr das Rezept haben wollt! Dann habe ich selbst Müsli hergestellt, toll! Das Pot Luck in Serena war schön, wenn auch ziemlich anstrengend, weil dir ständig jemand etwas erzählt, teilweise unverständlich und ständig neue Stories. Nachdem alle gegessen hatten, wurde gemeinschaftlich aufgeräumt, wie es hier die Regel ist. Danach ging es etwas entspannter zu. Nach einer Weile fragte mich Elad (mein Hausvater), ob er mir das Village zeigen solle. Und ist der Papst katholisch, ging es los. Wir schnappten uns das Golf Car und machten uns in die Spur. Ich habe an diesem Nachmittag so viele Leute kennengelernt, das ich locker die Hälfte der Namen abermals erfragen musste. Die ganze Tour dauerte etwas über eine Stunde und war echt lustig, weil eben Jeder Fragen stellte und ich öfters dasselbe Zeug erzählt habe. Das Village ist sehr weitläufig angelegt und war früher ein Grundbesitz eines reichen Kaufmannes. Es gibt hier viele Wälder und kleine Pfade, welche die Häuser verbinden. Morgens sieht man oft einen Fuchs, der es auf die kleinen Truthahnküken abgesehen hat. Des Weiteren gibt es Eichhörnchen, Streifenhörnchen und echt horrorshow Käfer, die dich Nachts in den Schlaf kreischen.
Nach der Tour durch das Village ging ich schwimmen. Der Pool ist riesig, fünfzehn Meter lang und vier Meter breit, dazu noch ziemlich tief. Ich hatte leider ein eingeschränktes Zeitfenster, da für den Nachmittag eine Geburtstagsparty angesetzt war. Ellie hatte einen megamäßig leckeren Schoko-Kuchen aus dem Ärmel geschüttelt und oben Happy Birthday draufgeschrieben. Es kamen viele Gäste zur Party, auch Mike's Freundin (alte Schreckschraube), welche sehr eifersüchtig auf Armerghan ist. Warum auch immer. Als ich gegessen hatte, bot ich meinen Platz jemand anders an und verkrümelte mich. Nimrod (Sohn meiner Gastfamilie) "erwischte" mich und überredete mich zu einer Runde Stratego. Abends war wieder Ruhe eingekehrt und Lior schlug vor, ein Lagerfeuer zu machen. Also kochte ich schnell ein paar Kartoffeln, packte sie in Alufolie und los gings... Elad hatte einen Pita -Teig vorbereitet, welchen wir auf einer Eisenplatte auf dem Feuer backten/buken (???) Wir saßen draußen im Garten und unterhielten uns. Und so, meine Freund ging mein zweiter Tag in Amerika zuende.
Am heutigen Montag ist Labor Day (Tag der Arbeit) und alle Nachmittags-Workshops waren gestrichen. Am Morgen ging ich Joggen und wir hatten wir ein schönes, ausgedehntes Frühstück. Elad druckte mir am Computer meinen "Stundenplan" aus, demnach ich Montag Morgen in einem anderen Haushalt arbeiten werde. Die anderen Wochentage habe ich meine Arbeit im Cafe und Donnerstag Nachmittag frei. Gestern Abend sind alle übrigen Volunteers angekommen und so kanns nun richtig losgehen. Eine Co-Workerin, Madeleine, versammelte alle Freiwillige am Cafe und machte mit uns eine Tour durchs Village. Weil wir ziemlich trödelten, nahm sie kurzerhand einen großen Pickup-Truck und fuhr uns herum. Die anderen Service Volunteers sind voll nett, ein ganzer Haufen kommt aus Deutschland. Deshalb wird es mir schwer fallen, nicht alles Schwierige auf Deutsch zu erklären. Aber ich will ja lernen, nicht deutsch reden. Es ist schon komisch, so weit weg von zu Hause zu sein und doch so viele Deutsche um sich zu haben. Es gibt sogar eine deutsche Familie, die hier einen Haushalt mit vier Behinderten schmeissen.
Nach der Tour ging ich mit Armerghan nach Hause und es gab Lunch. Diesmal hatten wir zwei Gäste, was hier ziemlich üblich ist. Man läd sich hier einfach telefonisch bei anderen Leuten ein und kommt zum Mittag- oder Abendessen. Ganz normal! Beim Mittagessen hatte einer unserer Gäste einen kleinen Freak-out, wobei er wüste Schimpfwörter schrie und sich grundlos aufregte. Egal, das kommt vor... Hinterher hat er sich ganz nett entschuldigt und alles war in Butter.
Am Nachmittag hatten wir eine kleine Freiwilligen-Konferenz mit Sherry Wildfeuer, eine alte Dame, welche sich um uns Freiwillige kümmert. Sie erklärte uns unsere Rechte und Pflichten, klärte Fragen auf und zeigte uns Gooseberry. Dieses Gebäude mit dem komischen Namen ist eines Haus nur für uns Volunteers. Dort können wir abhängen und Bier kippen, nur rumliegen darf nix. Dort drin gibt es ein Tischfußballspiel, ein Billard-Tisch und einen Riesen-Fernseher. Echt geil, aber ziemlich dreckig.
Heute Nachmittag gab es eine Veranstaltung wegen dem Labor Day. Auf einer Wiese haben wir Kickball gespielt. Das ist wie Baseball, nur das man den Ball schiesst.
Am Abend gab es ein weiteres Pot Luck, aber diesmal für alle Bewohner des Village. Nun muss ich aber Schluß machen, es ist schon spät...
See you guys... Bye bye
How is it going?
Das ist hier die übliche Begrüßung unter den Co-Workern, zu denen die Service Volunteers auch gezählt werden. Ich muss ab sofort einige Verantwortung hier übernehmen und Jeder ist für sein Haus in einer Art und Weise der Ansprechpartner. Meine Hauseltern haben desöfteren Meetings, zu denen sie erscheinen müssen und Armeghan und ich müssen im Haus bleiben. Ellie wird morgen abreisen und ein großer Berg Arbeit und Verantwortung wird auf uns überge(b)hen. So wird es in Zukunft schwieriger; Zeit für ein Telefonat zu finden, zumal es nicht erwünscht ist, zu den Mahlzeiten Anrufe entgegenzunehmen (Telefon wird meistens ausgestöpselt) und auch in Gegenwart von Villagern und Amis Deutsch zu sprechen. Die meisten Leute fühlen sich dann ausgegrenzt oder meinen, es würde über sie gesprochen. Anyway, manchmal muss ich einfach mit Armeghan Deutsch reden, weil wir manche Sachen einfach nur sehr eigenartig finden. Wir verstehen uns inzwischen richtig gut, reden über Vieles und teilen uns die Arbeit. Sie hat einen Freund, nur um klarzustellen, was bestimmt Viele von euch denken. Ellie hingegen ist vom Charakter her total anziehend, weil man durch ihre nette und aufgeschlossene Art gerne mit ihr zusammen ist. Da sie morgen heim fliegt, ist Lior heute mit ihr in einen beliebten Pub in Kimberton gegangen. Sie will zurück nach England, um dort etwas Geld zu verdienen. Da ich morgen meinen freien Tag habe, werde ich vielleicht mit an den Airport fahren.
Mein Wochenplan ist etwas durcheinander und man muss sich ständig neue Termine einprägen. Dienstag bis Freitag ist mein morning workshop das Cafe und nachmittags bin ich hier im Haus. Dienstag nachmittag jedoch bin ich im "Altersheim" des Villages, dem Serena House. Gestern also ging ich nach der Arbeit im Cafe dorthin. Zuerst machte ich die Wäsche und beschäftigte mich anschliessend mit den Leuten im Haus. Sie sind ziemlich "unterbeansprucht" (mir ist das richtige Wort grade entfallen), weil sie ja den ganzen Tag IN dem Haus sind. Darum soll ich mit ihnen spazieren gehen oder ihnen etwas vorlesen. Von Zeit zu Zeit soll ich den Bewohnern helfen Briefe zu schreiben, darauf freue ich mich schon irgendwie. bis bald!