Gestern Abend waren Isabelle, Daniel (die Australier in unserem Projekt und gleichzeitig ein Pärchen) zusammen essen gewesen. Später kam noch ein Vietnamese dazu, den ich gleich am 2. Tag kennengelernt habe. Er arbeitet nebenan im Fischereiministerium und kann ein bißchen Englisch. Es ist eigentlich gar nicht so schlecht, aber der Akzent ist der Hammer ;)
Vinh, so heißt er, hat mich dann gefragt, ob ich heute auf eine Hochzeit eines Freundes mitkommen will. Ich war erst mal etwas irritiert, aber hier feiern sie ca. an 5 Tagen für eine paar Stunden ihre Hochzeit, immer mit anderen Bekannten. Da wir schon um 9 hätten losfahren müßte, sagte ich er soll mich einfach vorher anrufen und ich schau dann ob ich mitkomme.
Heute morgen hat er dann tatsächlich angerufen, und da ich eh nicht mehr schlafen konnte (hier geht die Sonne immer um 5 Uhr auf und 6 ist eine normale Zeit zum Aufstehen), hab ich gedacht egal, und bin mit. Da es ja eine Hochzeit war, hatte ich mich schön herausgeputzt. Feine Schuhe etc. Als mich Vinh dann abgeholt hat, hatte er nur ein Polohemd, ne Jeans und normale Schuhe an. Naja, irgendjemand wird schon etwas besser angezogen sein auf der Hochzeit dachte ich, und wir fuhren mit seinem Moped los.
Die Hochzeit fand irgendwo in der Provinz statt, und die Fahrt sollte so eine Stunde gehen. Wir heizten dann mit ca 80 Sachen durch die Gegend, da mußte ich mich auch erstmal dran gewöhnen. Vinh wußte leider nicht genau wo die Hochzeit stattfand, und so mußten wir öfter mal anhalten um nach dem Weg zu fragen oder den Bräutigam anzurufen. Irgendwann (schon relativ weit im Landesinneren) bogen wir dann von der Haupstraße auf einen kleinen Weg ab, so 1,5m breit. Aber auch hier heizten sie mit den Mopeds entlang und man hatte dauernd den Zusammenstoß vor Augen oder eine Kollision mit Fahrradfahrern oder Fußgängern. Wir fuhren also immer weiter in den Dschungel hinein, und irgendwann war auch dieser Weg vorbei. Dort mussten wir dann eine schmale Stahlbrücke nehmen um den Fluss zu überqueren. Dann ging es auf einem schmalen, nicht gerade ebenen und geraden, Pfad aus Erde am Fluss entlang weiter. Wir kamen an kleinen Hütten vorbei, wo Leute arbeiteten oder Getränke und andere Sachen verkauften. Einige hatten sogar Fernseher und Handyempfang gab es bis in den tiefsten Dschungel. Nach gefühlten 100km kamen wir dann endlich an. Wir stellten unster Moped ab und wurden dann noch mit einem kleinen wackeligen Paddelbot über den Fluss zur Hoschzeitsgesellschaft gefahren. Dort waren schon alle am essen und reichlich Biertrinken (wie ich erfahren habe, nutzen Vietnamesen jede Möglichkeit um sich ordentlich mit Bier zu betrinken ;) ). Wir gesellten uns dazu, aßen lecker und tranken Bier. Die ganze Zeit lief Karaoke mit vietnamesischen Liedern und einer nach dem anderen war mit Singen dran, ich konnte mich zum Glück drücken :), aber Vinh musste auch irgendwann mal ran.
Nach einer Stunde (früher als ich gedacht hatte und auch noch fahrtüchtig) verabschiedeten wir uns wieder und machten uns auf den Rückweg. Dachte ich jedenfalls. Aber Vinh fuhr einen anderen Weg zurück und zeigte mir noch ein wenig die Umgebung, die kleine Stadt wo seine Eltern und Geschwister wohnen und den den dazugehörigen Hafen der Fischer. Dort sah man überall Leute ihre Fische und Meeresfrüchte auf ausgerollten Matten unter der Sonne trocknen. War schon sehr interessant. Zwischendurch gönnten wir uns auch eine leckere Suppe (obwohl ich immer noch recht gesättigt war vom Hochzeitsessen) inkl. einem Fischkopf als Beilage. Vinh zeigte mir wie man ihn isst, aber er bestand hauptsächlich aus Knochen und Knorpel. Eigentlich versuchte er, irgendwo auf dem dortigen Markt, Katzenfleisch aufzutreiben, da es aber wohl keines gab, war dann der Fischkopf der Ersatz.
Zum Schluss zeigte er mir noch eine Pagode, bevor wir dann wieder zurück nach Soc Trang fuhren, und ich mittags um drei erstmal ein schönes Nickerchen machte, um mich von dem aufregenden Tag zu erhohlen.
Und dass waren dann auch schon meine ersten Tage und mein erstes Wochenender hier. Hätte nicht gedacht, dass das gleich so aufregend wird. Aber besser so als langweilig :)