Joa da waren auch schon 2 Wochen Griffith vorbei, Maria und Yvonne hatten sich als unsere Familie etabliert und infolgedessen stiegen unsere Bayrischkenntnisse in Unermessliche. Sätze wie "Da hauts mir doch den Vogel raus!" sind nun ein fester Bestandteil unseres Sprachgebrauchs. Klasse!
Ihr seht also, wir lernen eine Menge...nur kein Englisch. :D
Da stand dann auch schon Weihnachten vor der Tür. Unbemerkt, ungewohnt und bei 38° auch gar nicht mal so weihnachtlich. Ohne Schnee ist das einfach nicht ernst zu nehmen die Veranstaltung! ;)
Am 24. sollte dann jeder aus dem Hostel was für die Allgemeinheit kochen und danach gings zur Weihnachtsause ins Gemini. Für Maria, Samira und mich eine eher stressige Angelegenheit, wir mussten nämlich dort arbeiten, heißt Gläser einsammeln, spülen und den Rest am besten auch noch sauber halten. War auf jeden Fall mal ne Erfahrung wert, wobei mitfeiern natürlich schöner gewesen wäre. Nächstes mal!
So richtig Weihnachtsfeierei ist in Australien aber eh erst am 25. Deshalb gabs auch erst dann das typisch australische WeihnachtsBBQ mit 60 Leuten und das große Wichteln.
Alles in allem ein lustiges Weihnachtsfest, nur irgendwie ohne richtiges Weihnachtsfeeling, obwohl der Plastiktannenbaum (unser ganzer Stolz, war er doch von uns geschmückt :) ) wirklich alles gegeben hat.
Nach den Weihnachtsfeierlichkeiten ging für uns auch gleich der Ernst des Lebens wieder los. Neuer Job, neues Glück!
Diesmal stand Birnen pflücken auf dem Programm. Aber natürlich keine normalen Birnen, wir sind ja nicht umsonst in Australien, sondern kleine Cocktail-Birnen, die eher aussahen wie kleine Äpfel. Dafür wurden wir auf einer fahrbaren Plattform durch die Baumreihen gefahren und sackten alles ein, was schön und reif aussah. Dazu gabs noch erstklassige Musik von Griffiths' heißestem Radiosender.
Das konnte ja nur vergnüglich werden ;)
So ging das dann jeden Tag 9 Stunden lang, auch gerne mal bei 40°. Der einzige Nachteil war dann irgendwann das eben erwähnte Radio, welches leider jeden Tag quasi die gleiche Playlist abgespult hat...morgens, sowie auch nachmittags! 9 Stunden gefühlte 10 mal am Tag LMFAO und Flo Rider. Man merkt, Australien hat musiktechnisch einiges in petto...
Vor lauter Arbeit hätten wir dann auch fast noch Silvester übersehen!
"Wie kann das sein?", werdet ihr fragen und "Warum hocken die immer noch in Griffith, wollten die nicht in Sydney sein?!"
Berechtigte Fragen! Ehrlich gesagt, haben wir uns das auch gefragt.
Sydney war uns mit ca. 500$ Miete für eine Woche wohl doch leeeeicht zu überteuert, so gerne wir das Feuerwerk auch live bestaunt hätten. Doch es ist noch nicht alles verloren, das lustige an Silvester ist ja bekanntlich, dass es das jedes Jahr wieder gibt! ;)
Silvester in Griffith also. Einem lauschigen BBQ mit dem schimmeligen Rest des Hostels (3/4 waren klugerweise nach Melbourne oder Sydney abgewandert) sollte eine verrückte "Maskenparty" im Gemini und ein entspanntes "in der Küche Bier trinken" folgen. Ein Feuerwerk der Ereignisse... und wohl auch unser einziges Feuerwerk, denn der Himmel in Griffith blieb feuerwerkskörperfrei.
Nun denn! Hoch die Tassen! Auf ein hoffentlich weiteres spannungs- und actiongeladenes neues Jahr 2012!
Also unseres fing auf jeden Fall gut an. Arbeiten am 1. Januar? Kein Ding! Ray (unser Chef) machts möglich!
Das wirklich Gute an unserem Job ist allerdings, dass er uns Lucia & Marlene beschert hat. Astreines Freundschaftsmaterial!
Nach 8 Tagen wildem ernten hatten wir dann den kompletten Birnenbaumbestand leergepflückt und konnten uns daran machen, alles Geerntete schön geordnet in Kisten zu verpacken.
Die Bezahlung fürs Packing war zu beginn allerdings etwas dürftig und ließ das arbeiten fast schon in Stress, ja fast schon Panik ausarten, wurden wir doch nur mit 1$ pro gepackter Kiste entlohnt.
Das hatte sich aber zum Glück erledigt, nachdem Maria auf die Kisten losgelassen worden war. Nach ihrem ersten Tag hatte sie quasi schon alles weggepackt was ging. Man könnte meinen, das war exakt der Sinn unseres Daseins, aber Maria wurde daraufhin mysteriöser Weise entlassen und wir von da an pro Stunde bezahlt. Über die genaueren Gründe ihrer Entlassung rätselt man noch heute. Aber was solls :D Hauptsache wieder entspanntes Geldverdienen!
Ab diesem Tag spielte sich eine gewisse Routine in unserem Leben ein. Arbeiten, heimkehren, essen, ein entspanntes abendliches in der Küche zusammen rumhängen und schlafen. Obwohl Leben hier als Wort wohl etwas unangebracht ist ^^
Wir freuten uns auf jeden Fall jeden Tag aufs neue auf den Feierabend, versprach er doch nicht nur Entspannung, sondern auch ein unglaubliches Festmahl von Chefköchin Maria höchstpersönlich!
Immer in Begleitung vom Rest unserer neu- & liebgewonnenen Kollegen entschädigten die meist enorm witzigen Abende für das öde Schuften im Kühlraum.
Als wir dann irgendwann, nach gefühlten tausend Jahren einen überraschenden Day Off bekamen, war die Freude natürlich groß, das Frühstück ein Fest, das Shopping eine Freude und der Abend alkoholgetränkt! :)
Der Sonntag darauf startete dann mit einer großangekündigten & langerwarteten Käsekuchen Competition! Maria, Whoolworth oder ich. Wer auch immer den besten Käsekuchen kreiren konnte, sollte Ruhm & Ehre davontragen.
...Natürlich hab ich gewonnen, bei Käsekuchen macht mir keiner was vor ;)
Ansonsten gabs an diesem Tag noch eine entspannte Vorlesestunde in der Hängematte, bei der uns gegen Ende auch die Hostelopossums Gesellschaft geleistet haben. Anfangs abgelenkt von ihrer Niedlichkeit, ahnten wir nichts von ihrer hinterlistigen Ader, welche Marlene aber prompt zu spüren bekommen sollte, wurde ihr doch kackendreist auf den Kopf geschissen! :D Highlight des Tages!
Ach ja und Luci und mir wurde noch nebenbei mitgeteilt, dass wir hintenrum bei den Birnen gefeuert worden sind. War wohl nicht mehr genug zu tun für 4 Leute. Aha. Also blickte ich einem weiteren freien Tag entgegen. Ich konnts so grade verkraften ;)
Damit mir aber bloß nicht langweilig wurde an diesem Tag oder ich etwa ausschlafen könnte wurden wir alle gleich mal so um 4 Uhr morgens aus dem Bett geschmissen. Nach der ersten morgentlichen Verwirrung stellte sich heraus: das Hostel stand in Gefahr dank des nebenan lodernden Buschfeuers in Flammen aufzugehen. Also erstmal alles von der Polizei evakuiert, in Busse verfrachtet und den Berg runtergekarrt. Schon krass irgendwie, aber glücklicherweise blieb das Hostel unversehrt und wir konnten zu unseren unversehrten Habseligkeiten zurückkehren. Soviel Aufregung am Morgen mussten Luci und ich dann erstmal den ganzen Tag in der Hängematte kompensieren. Wir könnens ja machen, wir hatten ja frei ;)
Hätte ich geahnt, was noch auf mich zukommen würde, hätte ich meine Jobfreiheit vllt weniger genossen. Mein neuer Job für unsere letzte Woche: Baumschule, Bäume schneiden! OH mein Gott. Ich fand ja zuhause Rasen mähen schon grausam, aber das hat echt meine schlimmsten Erwartungen übertroffen. Bei brüllender Hitze auf einem Feld sitzen und vllt kniehohen Stummelbäumen die Äste stutzen. Ja das ist genau mein Ding. Der größte Witz war wohl noch die Bezahlung. 10 Cent pro Baum. Hier sollte ich definitiv nicht reich werden. Meine Sicht auf die australischen Preise wurde dadurch komplett revolutioniert. Ein Bier 5$? 50 Bäume für ein Bier? AAAAH!! Neben der hammermäßigen Bezahlung gabs noch 10000 Mückenstiche und nie dagewesene Handschmerzen gratis obendrauf. Ou yeah, ich liebte meinen neuen Job.
Was gibts sonst noch gutes zu berichten....
Erwähnenswert ist und bleibt auf jeden Fall der spezielle Fall des Fred Howard, eines kleinen unschuldigen Flusskrebses, der, eigentlich dem Kochtopf geweiht, Marlenes und Samiras Herzen erweichen konnte und somit Hauptbestandteil einer geheimen, nächtlichen Befreiungsmission wurde. Möge er glücklich & zufrieden in seinem neuen Flussbett leben.
Zwischendurch gabs auch noch Marias Geburtstag zu feiern und wir hatten uns mit einem Hackbraten & Kuchen als Geburtstagsschmaus, einem stimmungsvollen Geburtstagsständchen und einem liebevoll zu Papier gebrachtem Gedicht auch so richtig ins Zeug gelegt! Und ja, wir würden es wieder tun! ;)
Ansonsten gabs für die Australier noch den Australia Day zu zelebrieren und obwohl wir gar nicht weggehen wollten, endeten wir schließlich trotzdem im Gemini, schafften es iwie um halb 8 morgens wieder im Hostel zu sein und ich beschloss mit Marlene, Lasse und Stefan die Möglichkeit zu ergreifen im benachbarten Pioneer Park ein dickes Familien-Frühstück abzugreifen. Jede Party sollte mit einem monströsen Frühstück im Kreise seiner Liebsten enden! ;) In die Zeitung haben Marlene und ichs dann auch gleich noch gebracht. Ou yeah :D
Ein weiterer Lichtblick am dunklen Arbeitshorizont sollten auch die allsamstaglichen Partynächte im Gemini werden. Feiern mit dem kompletten Hostel sorgte auf jeden Fall jede Woche aufs Neue für spannende, humoristische und manchmal auch abgdrehte Anekdoten zum immer & immer wieder erzählen. Ju..die Dorfdiskos hams in sich! ;)
Erst als Yvonne uns anfang Februar verlassen musste um auf große Reise zu gehen, wurde uns schmerzlich bewusst, wie sehr wir alle zusammengewachsen waren. Griffith war wohl doch unser Zuhause und die ganzen Spinner im Hostel unsere Familie geworden. Der Abschied fiel deshalb unglaublich schwer, fast schon tränenreich aus. Umso mehr, da er uns bewusst machte, dass auch unsere Zeit in Griffith langsam ablief.
Die letzte Woche wurde deshalb umso mehr gelacht, grandioser gekocht, das Zusammensein genossen & wilder gefeiert!
Am Montag schließlich verabschiedeten wir uns mit weinenden Herzen von den Menschen die es geschafft hatten, uns anstatt der geplanten 3 Wochen, ganze 9 Wochen in Griffith zu halten. Danke für die wundervolle Zeit, ihr seid Großartig!! :)
Mit dem Versprechen auf ein baldiges Wiedersehen & Marlene und Luci im Gepäck bestiegen wir unseren Bus, der der Start sein sollte für Abenteuer Australien Part 2.
Nächster Halt: Sydney. Here we go!