WWOOFing bei Gloria

05.May 2013 - Marton


Hallo, meine Lieben!
Alles gut bei euch? Kommt der Frühling endlich aus der Ecke gekrochen? Ich hoffe doch... ich komme in 43 Tagen wieder und dann möchte ich Sommer haben (hatte ich ja so lange nicht mehr^^)
Hier ist es langsam echt richtig herbstlich und regnerisch!
Am Dienstagmorgen (16.4.) ging es für mich und Autö auf die Fähre und nach einer ruhigen Überfahrt war ich wieder auf der Nordinsel. In Wellington empfing mich der Regen... von wegen besseres Wetter auf der Nordinsel, bäh. Ich hab immer nur gutes von Wellington gehört und das letzte Mal, als ich hier war, hat mir die Stadt auch echt gut gefallen und ich hatte mir eigentlich vorgenommen, diesmal länger in der Stadt zu bleiben.
Ich musste aber feststellen, dass Wellington einfach ein beschissener Ort ist, wenn man mit einem Auto unterwegs ist und ich KEINE $4 pro Stunde fürs Parken zahlen möchte... außerdem wollte ich ja schnell wieder zu Pferden.
Meinen Tag in Wellington verbrachte ich mit den zwei nervigsten Sachen der Welt: Hostel- und Parkplatzsuche. Außerdem besuchte ich die Weta-Cave, in der ich Gollum, Gandalf und Lurtz besucht habe. Alles in allem war es dann aber ein eher bescheidener Tag und ich vermisste die Südinsel ein bisschen. Immerhin konnte ich mir einen guten kostenlosen Parkplatz für die Nacht organisieren.
Am Mittwoch ging es dann schon recht früh für mich los, weiter Richtung Norden. Mein Ziel war Glorias Farm in der Nähe von Marton, wo ich gegen Mittag ankam.
Gloria ist schon 65 Jahre alt, was man ihr aber nicht anmerkt, denn sie ist ziemlich tough. Seit Januar führt sie ihre riesige Farm mit einer Katze, 4 Hunden, 42 Pferden, 50 Bullen und ca. 150 Schafen ganz allein, da ihr Mann verstorben ist.
Am Tag meiner Ankunft zeigte sie mir die Farm mit dem Quadbike... wirklich gigantisch. Auf den Koppeln sammelten wir dann noch Pilze fürs Dinner und ich hatte noch einen netten Mittagsschlaf, hehe.
Auch erwähnenswert ist mein eigenes Zimmer mit groooßem Bett und außerdem habe ich noch ein eigenes Bad. Luxus pur also.
Mein erster Arbeitstag startete damit, die Fohlen zu füttern. Danach haben wir uns auch gleich zwei Pferde fertig gemacht, um eine Runde zu reiten. Gloria ist auf eine Stute namens ?The Princess? gestiegen, während ich auf Carter saß, einem großen, kräftigen Fuchswallach.
Das Training war kurz, aber sehr intensiv und es war einfach genial wieder im Sattel zu sitzen.
Anschließend holten wir uns ?das Pony? von der Weide. Gloria zeigte mir dann das ?Longrobing?, womit man junge Pferde ans Reiten heranführt.
Nachdem ich das gemacht hatte, ist Gloria auch in den Sattel gestiegen. Ich sollte es danach reiten, wenn es sich gut benimmt... tat es aber nicht^^
Den restlichen Tag verbrachten wir mit allgemeiner Farmarbeit: Schafe einfangen, sortieren etc.
Am Abend besuchten uns noch ein befreundetes Pärchen von Gloria. Die Frau (Carolyn) erinnert mich sehr an Rita Skeeter, aber auf eine nette, lustige Art und Weise.
Carolyn hat auch entschieden, mich am nächsten Tag auszuborgen, um mir den Bauernmarkt und die Viehauktionen in einem benachbarten Dorf anzusehen. Anschließend waren wir erst Kaffee trinken und sind dann nach ?Palmi? (Palmerston North) zum Shoppen mitgenommen.
Außerdem hatte sie 2 Ringe im Wert von $30.000 und $14.000 verloren und deswegen haben wir uns ein bisschen erkundigt, ob jemand solche Ringe zum Kauf angeboten hat, oder ihren Wert schätzen ließ. Alles in allem ein recht langer Tag und hach, ich hab ganz vergessen, wie anstrengend shoppen ist!
Auch am folgenden Tag hab ich nicht wirklich gearbeitet, da wir uns die ?Hunter Trials? angeschaut haben. Die Veranstaltung ist ähnlich wie ein Springturnier, allerdings sind gibt es nur feste Sprünge (also Sprünge, die nicht nachgeben, wie Baumstämme oder Zäune). Außerdem dürfen nur Mitglieder des Clubs mitreiten.
Dort lernte ich dann zum ersten Mal die Mitglieder des Jagt-Vereins kennen. Carolyn war auch dort und zeigte uns stolz ihre wiedergefundenen Ringe.
Da ich jetzt schon zwei Tage nicht gearbeitet hatte... arbeitete ich am Sonntag auch nicht. Stattdessen fuhren wir zu den ?Jumping Races?, wo auch eins von Carolyns Pferden starten sollte.
Unter ?Jumping Race? ist ein Pferderennen zu verstehen, auf dessen Rennbahn Sprünge aufgestellt wurden. Wir schauten uns also Pferderennen bis zum frühen Nachmittag an und fuhren danach noch auf eine andere Farm, wo grad der Verein vom Jagen wiederkam und gemeinsam in einer Scheune aß.
Montag und Dienstag ging es dann dafür mal wieder an die Arbeit. Dienstagnachmittag kamen noch Glorias Enkelkinder, doch als diese am Mittwoch wieder wegfuhren, wirkte sie auch recht erleichtert. Nachdem die Quälgeister weg waren, ging es für uns wieder aufs Pferd. Diesmal sprangen wir auch selbst (anstatt immer nur anderen dabei zuzugucken) und ich muss schon sagen, dass Carter echt ein tolles Pferd ist. Sehr schöne Bewegungen, viel Power...
Nachdem wir das erfolgreich gemeistert hatten, entschieden wir, dass wir am nächsten Tag auf die Jagt gehen und diesmal nicht nur als Zuschauer.
Für alle, die mit dem Begriff ?Jagt? in Bezug mit Pferden nicht viel anfangen können, gibt es hier eine kleine Erklärung:
Ganz einfach ausgedrückt ist es ein großer Ausritt, der ein paar Regeln unterliegt. Beispielsweise muss man in Uniform erscheinen und das Pferd muss auch herausgeputzt werden.
Dann gibt es den ?Huntsman?, der mit zwei Helfern die Hundemeute kontrolliert (vom Pferd aus) und die Hunde jagen Hasen.
Neben dem Huntsman gibt es noch den Master, der sozusagen der Chef der Reiter ist und derjenige, der die Richtung angibt, denn nicht immer folgt man als Reiter den Hunden.
Es ist aber insgesamt ein Spaßevent... zusammen zu reiten und hin und wieder am Flachmann nippen (nicht, dass ich sowas jemals machen würde!) Und nach etwa 3,5h geht es wieder zurück und nachdem die Pferde versorgt wurden, gibt es ein Buffet, an dem sich jeder beteiligt.
Ich hoffe, ihr könnt es euch etwas vorstellen.
Am Donnerstag machten wir also uns und die Pferde schön und verluden diese in einen Truck. Nach einer halben Stunde Fahrt waren wir dann da: unglaublich viele Pferdeanhänger und Trucks waren auf einer Wiese abgestellt und überall waren Reiter.
Schnell wurden die Pferde aufgezäumt und dann ging es auch schon los mit insgesamt 108 weiteren Reitern.
Carter war unglaublich aufgeregt, aber kontrollierbar. Wir sprangen über einen kleinen Zaun ein paar Mal, um uns aufzuwärmen und dann ging es hoch auf die Hügel. Hoch, runter, wieder hoch wieder runter... es machte unglaublich viel Spaß, war aber auch anstrengend.
Es war ziemlich cool hoch oben auf einem Hügel zu stehen und den Hunden und dem Hasen zuzugucken.
Am Ende drehten wir noch eine Runde durch eine Art Parcours: Man sprang über einen Zaun, galoppierte über die Wiese und über den nächsten Zaun. Das war wirklich spaßig gewesen. An einer Stellen allerdings musste man eine recht scharfe Kurve reiten bevor es einen Hügel steil hoch ging.
Carter wird immer etwas aufgeregt, wenn es bergauf geht, trotzdem schaffte ich es ihn für die Kurve abzubremsen. Vielleicht hat er nicht auf seine Füße geachtet oder es war einfach rutschig, ich weiß es nicht genau, jedenfalls rutschte mein Pferd aus.
Es gab einen kurzen Moment, in dem wir beide vollkommen in der Luft hingen und nach unserem Gleichgewicht suchten, dann hatten er aber wieder Grund unter den Füßen. Mich schleuderte es auf die linke Seite und ich verlor meinen Steigbügel, was prinzipiell kein Problem ist, aber ich wusste, dass auf der Hügelkuppe ein weiterer Zaun stand.
Carter war sofort wieder super motiviert den Hügel hinauf zu rennen, was ich ihn auch machen ließ. Vor den Zaun jedoch drehte ich ab, sammelte meinen Steigbügel wieder ein, drehte eine Runde und reihte mich hinter Gloria wieder ein und ging über den Sprung.
Danach wurden die Pferde versorgt und es ging zum Buffet. Gloria meinte, dass sie noch nie so ein großes Buffet gesehen hat ? kein Wunder, wenn von 108 Leuten jeder 2. oder 3. einen Teller mitbringt. Der Master hielt dann noch eine Rede und die ?Humpty Dumpty?- Spende wurde eingesammelt (d.h., jeder, der vom Pferd gefallen ist, gibt $2 in ein Sparschwein. Das gesammelte Geld wird dann an den Rettungshubschrauber gespendet).
Ich hatte einen wundervollen Tag gehabt und es sollte nicht die letzte Jagt für mich gewesen sein.