Zwischen Irland und der Karibik Irgendwo da

30.April 2011 - St. Johns


Hallo alle zusammen!
Heute ist schon wieder letzte Tag im Monat April und Felix und mein Abenteuer beendet.
Schon seit einer Woche befinden wir uns wieder in der Zivilisation und haben den East Coast Trail hinter uns gelassen. Diesen Bericht schreibe ich aus Toronto, aber dazu später mehr.

Der Wandertrip war wie erwartet wundervoll und entspannt. Auch wenn die Temperaturen oft sehr niedrig waren und der Wind uns ordentlich um die Ohren gehauen hat, muss man sagen, dass wir gutes Wetter hatten.
Wir sind insgesamt 12 Tage wandern gewesen und haben 11 Nächte im Zelt verbracht. Danach war leider unser Essensvorrat erschöpft, denn in den meisten der kleinen Fischerdörfchen gab es keinen Supermarkt. Das hat uns also einen Strich durch unsere 14 Tagestour gemacht, aber eigentlich war das nicht weiter schlimm, denn auch nach 12 Tagen hatten wir das Gefühl alles erreicht zu haben, was wir uns gewünscht hatten. Die Landschaft war meiner Meinung nach nicht ganz so vielschichtig wie in den Rockies, aber dennoch oft atemraubend und wunderschön. Ich bin ein Mensch, der oft Vergleiche zu bereits erlebten Reisen zieht und deswegen habe ich besonders am Anfang den Trail immer und immer wieder mit dem damals in den Rockies verglichen, aber irgendwann habe ich bemerkt, dass es nicht darauf ankam und dass diese zwei Trips nicht miteinander zu vergleichen waren.
Diese Tour war Felix und meine Abschiedstour, wir sind als Freunde gelaufen und hatten zusammen Spaß. Wir sind nicht mehr so in Gedanken versunken gewesen wir noch vor einem halben Jahr, sondern haben viel mehr miteinander gesprochen, gelacht und gemeckert. Die Abende im Zelt waren dennoch oft sehr lang, denn es wurde erst gegen 20:30 dunkel, wir konnten aber nicht so lange draußen sitzen, weil es zu kalt war. Deswegen lagen wir oft schon um 19 Uhr in unseren Schlafsäcken und haben die Decke angestarrt. Besonders frustrierend waren die zwei Nächte mit Frost, die haben trotz gutem Schlafsack einige Energie gekostet und mich am Schlafen gehindert. Ich war auch eher ungehalten als ich eines Morgens aufwachte und die Welt um mich herum eingeschneit vorfand, aber das ist eben Kanada. Auch Mitte April ist der Winter noch nicht vorbei und man muss immer mit allem rechnen.
Wir hatten ja durch die letzte Tour etwas mehr Erfahrung und uns vorgenommen mehr Essen einzuplanen, um am Ende nicht wieder energie- und kraftlos dazustehen. Leider haben wir aufgrund der Rucksackkapazität aber erst nur für 7 Tage geplant und uns darauf verlassen, dass wir in dem ein oder anderen Fischerdorf für Nachschub sorgen können, doch da haben wir uns verrechnet. Der einzige richtige Supermarkt kam zu früh, als wir noch nichts benötigten und somit wanderten wir wieder in die Kraftlosigkeit hinein. Die letzten drei Tourtage bestanden nur noch aus Reis, was der Grund dafür ist, dass ich die nächsten Monate keinen Reis mehr sehen kann.
Das Landschaftsbild schwankte je nach Wetterlage zwischen Irland und der Karibik. An regenreichen und windigen Tagen sah es teilweise wirklich trostlos aus, während der Sonnenschein am nächsten Tag die wundervollsten Grüntöne hervorstechen ließ und manche Bilder sehen fast irreal warm aus.
Im Nachhinein war die Tour ein voller Erfolg und nur ein paar Grad mehr hätten sie noch besser machen können. Wir haben jede Nacht das Meer rauschen hören und unser Zelt an den tollsten Plätzen aufgestellt. Die Krönung wäre das Sichten eines Moose gewesen, aber leider war uns dies vergönnt. Diese Tiere haben zwar überall auf den Wegen ihren Kot verteilt, aber wir haben nicht einen einzigen zu Gesicht bekommen.
Als uns das Essen ausging sind wir vom nächstgelegen Ort aus an den Highway gelaufen und per Anhalter zurück nach St. John's gefahren. Es hat überraschend problemlos funktioniert und wir waren in knapp 2 Stunden zurück. Dort haben wir noch 5 wundervolle Tage verbracht, uns sind dann nach Montréal geflogen, wo wir unsere Sachen abgeholt haben und eine Nacht blieben, um am nächsten Abend den Bus nach Toronto zu nehmen.
Ja und da bin ich nun, in Toronto, der größten Stadt, die ich je gesehen habe und bringe Felix am Montag zum Flughafen.

Weiteres, wenn ich ihn los bin und mehr Zeit finde ;)