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13.May 2011 - Vancouver


Hallo, hier bin ich wieder!
Wieder einmal ist eine kleine Ewigkeit vergangen und in dieser Ewigkeit sind an die 1000 Dinge passiert, so dass ich ein wenig Angst habe den ganzen Erlebnissen gar nicht in meinen Erzählungen gerecht werden zu können.
Fangen wir relativ von vorn an:

Vor circa drei Wochen bin ich wieder in Vancouver angekommen, nachdem ich zuvor kurz in Banff Halt gemacht hatte, um ein paar Sachen abzuholen und eine Dusche zu nehmen, nach zwei Tagen im Bus ein großes Highlight!
Isabel hat mich vom Busbahnhof abgeholt und mit zu Andi gebracht, bei dem sie für ein paar Tage gewohnt hatte. Andi ist halb kanadisch und halb amerikanisch und arbeitet beim Wilderness Committee, für welches ich ja geplant hatte auf Trail Building zu gehen. Das Wilderness Committee hat viele verschiedene Projekte und arbeitet eng mit den First Nations zusammen, den Ureinwohnern Kanadas. Es geht ihnen darum natürliche Lebensräume zu erhalten und alte Stammesgebiete zu schützen. Die Ureinwohner Kanadas wohnen natürlich heute nicht mehr so wie wir uns das vorstellen, sie haben sich dem westlichen Lebensstandard angepasst. Dennoch versuchen sie Teile ihrer Kultur zu erhalten, und so sprechen auch viele Kinder noch immer sie Sprachen der jeweiligen Stämme neben Englisch. Als ich ankam, sind wir zu einem Protest gefahren, der sich gegen eine große Firma richtete, die Land der First Nations für ein Wirtschaftsprojekt einnehmen wollte. Es gibt viele solcher kleinen und auch größeren Aktionen, aber leider kann ich euch noch nicht viel mehr darüber berichten, weil ich dann doch nicht für Andi und das Wilderness Committee gearbeitet habe.
Warum nicht?
Tja, als ich ankam und mit Isabel durch Vancouver radelte (wir durften Fahrräder aus Andis Garage benutzen und es hat mir sehr viel Spaß gemacht nach so langer Zeit mal wieder Fahrrad zu fahren!), erzählte sie mir total arglos, dass sie die nächsten 2,5 Monate in den USA verbringen wollte, um wandern und wwoofen zu gehen. Ich habe nicht schlecht gestaunt, denn ihre Pläne haben sich bis dahin täglich geändert und man konnte nie sicher sein, was sie sich in ihrem Kopf gerade ausmalte. Tja, aber dann stand es plötzlich fest, sie ging in die USA und als erste Station stand der California Coastal Trail an, den sie Stück für Stück südwärts entlang wandern wollte und das alles ganz allein. Ich habe einen halben Tag mit mir gerungen und dann beschlossen, den ersten Teil des Trails mit ihr zu gehen. Der Entschluss war ganz spontan, aus dem Bauch heraus. Ich habe einfach auf das gehört, was mein Herz mir gesagt hat.
Und so habe ich die letzten 2,5 Wochen nicht in Kanada verbracht, sondern an der kalifornischen Küste. Hätte mir das jemand vor 4 Wochen gesagt, hätte ich ihn auf jeden Fall ausgelacht und eisern versichert, dass mich diese Reise über nichts, aber auch wirklich gar nichts in die USA verfrachten wird. Wie man sich irren kann :)
Dementsprechend haben Isabel und ich zwei Tage in Vancouver damit zugebracht die Reise zu planen, was eigentlich darauf hinauslief, dass wir stundenlang nach Hause telefonierten und für die eigentlichen Vorbereitungen dann doch nur noch einen halben Tag hatte, an dem wir dann wieder kreuz und quer mit dem Fahrrad durch die Stadt gedüst sind, um alles rechtzeitig zu schaffen.
Seid ihr schon mal mit dem Rad durch Vancouver gefahren? Rhetorische Frage. Es ist atemraubend. Wenn man über die Brücke nach Downtown hineinfährt und sich hinter den Wolkenkratzern die Berge in den Himmel erstrecken, dann kann man Gänsehaut bekommen. Ich weiß, dass meine erste Einschätzung Vancouvers letztes Jahr von den Gefühlen überschattet waren, die man am Anfang seiner ersten Reise verspürt, von Heimweh und Ungewissheit. Aber jetzt sehe ich, dass Vancouver eine traumhaft schöne Stadt ist, eine Stadt, die lebt, die blüht und die einem so viele Möglichkeiten eröffnet.
Isabel hat mir außerdem Ecken gezeigt, die ich nie zuvor gesehen habe, da ich nie aus Downtown Vancouver hinausgekommen bin. Erst jetzt habe ich die wirklich tollen Straßen entdeckt und durch das Radfahren standen uns natürlich auch viel mehr Möglichkeiten offen als zu Fuß.

Aber das war es auch schon von Vancouver, denn keine zwei Nächte nach meiner Ankunft, klingelte der Wecker um 4 Uhr in der Nacht, die Rucksäcke waren gepackt und die Misson lautete:

Auf nach Kalifornien, den Staat der Drei Fragezeichen!!!