Ich bin vorgestern in Blachford angekommen, nachdem ich eine Nacht in Yellowknife geschlafen hatte, im Bed&Breakfast von Tessa, Mikes Frau, dem Besitzer der Blachford Lake Lodge, auf der ich mich nun befinde.
Ich kann nicht sagen, woran es liegt, aber ich fühle mich als wäre ich schon seit einigen Wochen hier, finde mich gut auf dem Gebiet zurecht und habe keine Probleme mich einzugewöhnen oder mit meiner Umwelt eins zu werden. Es kann sehr gut sein, dass ich auf meiner nun doch schon sehr langen Reise auch einfach aufgehört habe überall eine große Eingewöhnungsphase zu benötigen, ich fühle mich zumeist dort zu Hause, wo ich schlafe und mir macht es auch nichts, wenn das täglich ändert. Allerdings fühle ich mich in Hostels nicht mehr so wohl, es ist anstrengend mit so vielen Fremden in einem Raum zu schlafen und mit manchen auf Krampf Smalltalk zu halten, weil sie sich einsam fühlen und mehr oder weniger verzweifelt versuchen ausgerechnet bei dir Anschluss zu finden. Das Witzige daran ist, dass ich natürlich am Anfang genauso war, aber man lernt erst mit der Zeit, dass es absolut nichtig ist in jedem Hostel nach potenziellen Leuten, mit denen man seine Zeit verbringen kann, Ausschau zu halten, denn man wird sie erst finden, wenn man sie nicht mehr sucht, sondern in sie hineinläuft und es auch tatsächlich einen Funken von Verbindung zwischen einem gibt.
Aber das sage ich jetzt nach 9 Monaten, das stellt jeder für sich selbst fest und ich bin mir auch sicher, dass andere das eventuell sogar anders empfinden. Nachdem ich mich von Isabel verabschiedet hatte, war ich sogar glücklich mal wieder nur für mich zu sein und niemanden um mich zu haben, den ich kannte. Man ist anonym in der Mitte vom Nirgendwo und das gefällt mir sehr.
Aber kommen wir zurück zum Thema: Ich liebe Blachford!
Ich hatte einen wundervollen Tag in Yellowknife, den ich mit Jordan, einem Gast in Tessa's Bed&Breakfast verbracht habe. Wir sind im Flur zusammengestoßen und ohne es wirklich zu planen oder gar zu merken haben wir plötzlich den gesamten Tag zusammen abgehangen und sind abends sogar noch in eine Bar gegangen, das letzte Mal bevor ich für 6 Wochen ins Nichts verschwinden würde.
Tja und dann kam der Tag des Abflugs, obwohl ich sagen muss, dass ich nicht wirklich mitbekam, dass ein neuer Tag anbrach und warum nicht? Die Sonne geht hier nicht unter, es wird nicht wirklich dunkel und als ich um 1 Uhr nachts mit Jordan die Bar verlassen hatte, hätte es genau so gut 20 Uhr abends sein können, es dämmerte, aber ansonsten war es absolut nicht zu bemerken, dass es mitten in der Nacht war. Ich muss sagen, dass ich dadurch auch bisher nie wirklich den Drang empfunden habe mich ins Bett zu begeben, aber die Müdigkeit belehrt mich dann doch eines Besseren ;)
Naja, auf jeden Fall kam der neue Tag und ich staubsaugte ein wenig durch das Bed&Breakfast, um für meine Nacht dort zu zahlen, bevor es endlich zum Flughafen ging.
Ich wusste, dass ich mit einem winzigen Flugzeug fliegen würde, ich wusste das von Anfang an, aber die Aufregung kam erst, als ich kurz davor war einzusteigen und mir bewusst wurde, dass wir auf dem See landen würden, was die erste Wasserlandung meines Lebens sein würde.
Ich glaube, ich habe bislang nicht viel von Blachford erzählt und wenn ihr euch nun fragt, warum um alles in der Welt ich mit einem Flugzeug eingeflogen werden musste anstatt ein Auto zu nehmen: Es gibt hier keine Straßen, ich befinde mich im Nirgendwo, hier ist NICHTS außer der Lodge, 1000 Seen, Bäumen und wilden Tieren natürlich.
Für mich ist es die perfekte Idylle, ich verliere mich im Anblick der friedlichen Natur, ich atme die Luft bewusster und nehme mit allen meinen Sinnen wahr. Es wimmelt hier leider von Mücken und ich bin von oben bis unten komplett zerstochen, aber das kann meine Laune nicht trüben, kann meine Zufriedenheit nicht überschatten.
Ich bin nicht alleine hier, es sind noch andere Wwoofer da, mit denen ich zusammen arbeite und es macht sehr viel Spaß. Wenn du allein sein möchtest, dann distanzierst du dich und siehst garantiert keine Menschenseele, aber wenn dir nach Gesellschaft zu Mute ist, dann setzt du dich einfach in die Lodge und entspannst zusammen mit den anderen.
Ich habe hier viel zu tun und kaum freie Zeit, weswegen ich mich lange nicht gemeldet habe und mich wahrscheinlich auch weiterhin nur sehr selten melden werde. Mein Kopf ist nicht gewillt Beiträge oder Emails zu verfassen, ich bitte um Verständnis. Sobald ich die Energie aufbringen kann, werde ich berichten, was ich hier bereits alles erlebt habe, aber momentan kann ich nur betonen, dass ich glücklicher und zufriedener nicht seien könnte.
Hier ein Link, falls wer Interesse hat sich anzusehen, wo ich bin und was hier zu finden ist:
http://www.blachfordlakelodge.com/