Sommer

14.August 2011 - Seton Portage


Wie ich versprochen habe, gebe ich eine kurze Zusammenfassung von den Ereignissen in Seton Portage, mir ist bewusst, dass ich mal wieder hinter der Zeit herhinke, aber ehrlich gesagt, ist mir das relativ egal, besser spät als nie ;)

Gleich zu Beginn startete ich auf meinen ersten und leider auch einzigen Trailbuilding Trip mit Chelsea und Emmet, beide ungefähr mein Alter, beide aus den USA, wobei Emmet gebürtiger Kanadier ist, jedoch nie in den Genuss kam auch hier zu leben.
Wenn man mit Leuten wandern geht, ist das immer so eine Sache, man sollte sich schon gut verstehen, sonst hat mein keinen Spaß. Ich kann dazu nur sagen, dass die beiden unheimlich lieb und nett sind, aber gefunkt hat es absolut nicht und so kam mir die ganze Wanderung etwas trostlos vor, wie Erdbeerkuchen ohne Schlagsahne.
Der Plan war zum ?Mouse Camp? zu wandern, wo wir zwei Nächte lang unser Lager aufschlagen würden, um von dort aus einen weiteren Trail auszukundschaften. Der Weg war lang und beschwerlich, zumindest kam es mir so vor, da ich absolut außer Form war und am ersten Tag sowieso immer erstmal ins Wandern hineinkommen muss. Ich glaube, wir benötigten circa 6 Stunden, die uns meistens bergauf führten und mich ganz schön ins Schwitzen brachten. Das Schöne an dem weg war, dass er nicht oft begangen wird, fast gar nicht eigentlich, denn die Gegend ist keine Touristenhochburg, daher wandern da alle Jubeljahre mal ein paar Wwoofer wie wir entlang und das ist dann auch schon alles.
Das Unschöne war, dass uns der Trail zumeist durch den Wald führte, endlos steigend, aber nie genug, als dass wir auch annähernd an eine Spitze gelangen würden.
Das Camp an sich war recht schön, wenn auch direkt neben einem rauschendem Fluss, der es nachts doch recht schwer machte zu schlafen. Noch heute bin ich nicht wirklich zufrieden mit der Konstellation, in der wir losgeschickt wurden, nicht, weil ich die anderen nicht mochte, sondern weil schlichtweg jemand fehlte, der wirklich Erfahrung hatte. Ich war von den beiden definitiv am meisten Wandern und Campen in meinem Leben, kannte aber die Umgebung nicht. Chelsea war vor zwei Jahren schon mal in der Gegend wandern und Emmet kam frisch aus der High School und hat so ungefähr zum ersten Mal überhaupt Berge in seinem Leben gesehen. Es ist also nicht sehr überraschend, dass wir am nächsten Tag auf den falschen Weg gerieten, was wir allerdings erst nach unserer Rückkehr von Andy erfahren sollten. Wir kämpften uns durch Gestrüpp und ein Schlachtfeld von umgestürzten Bäumen, ohne wirklich voranzukommen. Meiner Meinung war es eine ziemlich frustrierende Sache. Das Highlight des Ganzen war eigentlich die zweite Nacht, in der ein Tier an mein Zelt kam und ich natürlich in Panik geriet. Erst spürte ich es an meinen Füßen und dann direkt neben meinem Kopf. Jetzt im Nachhinein ist mir klar, dass es nicht groß gewesen sein kann, denn dann hätte es schwerer Schritte machen müssen und ich hätte mehr gehört, als ich es getan habe. Aber wisst ihr, wenn es mitten in der Nacht ist, stockdunkel, der Fluss rauscht und du weißt, dass niemand wirklich da ist, mit dem du dich sicher fühlst, DANN denkst du es ist ein Bär, ein Koyote, ein Berglöwe oder was auch immer. Ich habe also wild angefangen zu klatschen und die anderen beiden wachgebrüllt, denn laute Geräusche verscheuchen Tiere zumeist. Letztlich konnte keiner von uns gut schlafen, ich lag bis ins Morgengrauen wach und habe mir meine schönsten Erinnerungen ins Gedächtnis gerufen, um mich abzulenken. Wenn ich jetzt zurückdenke, war es eigentlich ganz cool. In dem Moment war es schrecklich..
Nach diesem mehr oder minder erfolgreichen Trip kehrten wir in BJ?s Haus zurück und genossen eine heiße Dusche. Da auch Andy auf einem Trip war, dachte ich, dass die nächsten Tage besprochen werden würde, was weiter vorgesehen war, aber Andy bekam ich letztlich für einen Abend zu sehen, bevor er nach Vancouver abdüste, ohne vorher klarzumachen, was der Plan ist. Es gab keinen Plan. Vielleicht versteht ihr ncht, was daran das Problem war, aber wenn man in einem Haushalt wohnt, schläft, isst, duscht und so weiter und keine Arbeit im Garten zu tun ist, wie es eigentlich der Fall hätte sein sollen, dann fühlt man sich nach ein paar Tagen schlecht. BJ hat so oder so schon Geldprobleme, sein Neffe sitzt den ganzen Tag vorm PC und spielt Ballerspiele und die Freundin BJs beäugt einen von oben bis unten, missgestimmt, wann immer du ihr über den Weg läufst.
Ich war froh, dass Sarah dort war, eine Deutsche, die dort studiert. Sie hat Emmet und mich mit sich mitgenommen, uns die Gegend gezeigt und sogar mit zu einem Interview genommen, das sie bezüglich ihrer Studien mit einem Ältesten geführt hat. Es war eine schöne Zeit, wir waren schwimmen im See, haben Eis gegessen und sind mit dem Truck durch de wundervolle Landschaft gefahren. Es waren letztendlich zwei schöne Wochen, die den Beigeschmack der Konflikte vor Ort trugen, mit denen ich nichts zu tun hatte, denen ich aber dennoch beiwohnte. Nicht nur deswegen, sondern vor allem aufgrund einer inneren Unruhe, habe ich mich dann entschlossen doch noch weiterzuziehen und das Wilderness Committee hinter mir zu lassen.
Vancouver Island. Wenn nicht jetzt, wann dann?