aus den beiden Veresterungsreaktoren tritt am Kopf Wasser und nicht reagiertes Glycol aus. Die Brueden - so werden Daempfe aus Reaktoren genannt in der Chemie - werden in eine Destillationskolonne geleitet, wo Wasser vom Glycol abgetennt wird. Das Wasser geht ueber Kopf ab, das Glycol bleibt im Sumpf bzw. wird seitlich abgezogen, kondensiert und wieder in den Prozeß geleitet und zum Mischen mit Phtalsäure verwendet.
Auf der Kolonne geht ein Rohr mit den Wasserdaempfen nach draussen. Zwischen dem Rohr und der Kolonne ist ein Kompensator montiert, der in gewissem Mass Spannungen ausgleichen soll. Da die Kolonne aber auch aufgeheizt wird, damit das Wasser verdampfen kann, dehnt sich die Kolonne dabei auch etwas aus. Deshalb muß das Rohr, was ins Frei fuehrt, vor dem heizen von seinen starren Halterungen gelöst werden, damit es sich bewegen kann. Nennt man Loslagerung. Gensau dieses Lösen ist wohl vor dem ersten Heizen vergessen worden, bzw. man hat sch dann doch ploetzlich daran erinnert, dass da noch etwas war. Dann sind die festen Befestigungen wohl etwas ueberhastet getrennt worden, auf jeden Fall hat es ploetzlich einen Schlag getan und das Rohr ist erst mal einseitig zur Seite gehuepft. Als dann die letzte Fixierung geloest wurde, hat es noch mal ein beng gemacht und der Kompensator hatte einen Riss. Scheisse!!! Mit defektem Kompensator koennen wir nicht starten.
Hektisches Telefonieren mit unserem Hauptbuero und vom Hauptbuero mit dem Hersteller nahe Prag. Also die sind dort bereit so einen Kompensator bis naechsten Montag neu zu fertigen. Bei Etihad, mit der wir fast alle nach Lahore fliegen, nachgefragt, ob die so ein Ding, ja immerhin 60 cm im Durchmesser und ca. 50 cm hoch, so mal eben als Gepaeck mit einem Kollegen akzeptieren, weil das ja auch sehr schwer ist in einem Koffer eine Menge Uebergepaeck bedeutet. Gut, Etihad aktezptiert, wohl auch, weil es rechtzeitig angemeldet wird. In Lahore wird am Zoll dann gleich ein Mitarbeiter des Kunden stehen und die Zollabfertigung uebernehmen, damit der Kollege sich darum nicht mehr kuemmern muss. Die Planunf sieht jetzt so aus, daß der Projektleiter, der sowieso kommen will, der Hersteller das Teilchen am Montag mit einem Flug von Prag nach Frankfurt schickt, dort wird es abgefertigt, sodass unser Projektleiter am Dienstag Abend mit dem Teilchen abfliegen kann via Abu Dahbi nach Lahore, und wir sollen das Teil dann am Mittwoch Nachmittag auf der Anlage haben. Dann wird es wohl am Mittwoch auf Donnerstag nachts eingeschweißt, spaeter die Schweissnaehte geroentgt und begutachtet. Das duerfte wohl den Donnerstag beanspruchen, sodass wir am Freitag und vermutlich Samstag naechste Woche wieder aufheizen koennen. Dann koennten wir Sonntag oder Montag in Betrieb gehen. So weit der Plan - mal sehen wie realistisch sich das erweist. Das ist so eine typische Panne, wie sie bei Inbetriebnahmen einer Industrieanlage immer vorkommen koennen. So eine Inbetriebnahme ist eben etwas anderes als das Anlassen eines neuen Autos.