ich möchte schreiben, was ich uff maloche im Augenblick machen muß. Wir stehen mitten in den Vorbereitungen zur Inbetruíebnahme. Die Veresterung von Glycol und Terephtalsaeure zu Ethylenterephtalat lauft bei 285 grad un einem leichten Überdruck. Das spielt sich hintereinander in zwei Reaktoren ab, wobei Antimonacetat als Katalysator zugegeben wird. Außerdem kommt in den zweiten Reaktor noch TiO2 als Weißmacher dazu, sonst wäre alles glasig gelblich. In der folgenden Praepolycondensation wird bei gleicher Temperatur aber bei nur noch 5 mbar Druck und im letzten Reaktor dann bei nur noch 1 mbar Druck geruehrt. Das ist also praktisch Hochvakuum, was wir teilweise mit Glycolringpumpen, im Hochvakuumbereich aber mit riesigen "Wasserstrahlpumpen", die aber hier Glycol anstatt Wasser arbeiten. Der Ausdruck "Wasserstrahlpumpen" ist aber besser bekannt und mehr Leser koennen sich darunter was vorstellen.
Und genau um dieses Vakuum geht es bei meiner Arbeit im Moment. Wir müssen die Anlage zu hundert Prozent dicht bekommen: Wenn wir kleinste Spuren Sauerstoff aus der Luft in die Anlage bekommen, merken wir das zwar weniger am zu hohen Druck als vielmehr den schwarzen Partikeln, die wir im Polymer sehen koennen. Der Sauerstoff reagiert mit PET zu schwarzem Kohlenstoff, auch in geringsten Mengen. Also muessen wir in der Vorbereitungsphase alle möglichen Leckpunkte an den Reaktoren, im Glycoljetsystem und an den Glycolringpumpen auf Dichtigkeit pruefen. Das alles muß bei 300 Grad C stattfinden.
Für diese Lecksuche werden alle Ventile und alle Flanschverbindungen erst einmal gesucht - im Rohrleitungsdiagramm sind alle festgehalten. Die heißen Flanschverbindungen werden mit einem Aluminiumklebeband, was hitzebestaendig ist, um klebt. Heiße Ventile muessen mit einem Pappkasten ein Haeuschen bekommen, was angeklebt wird, Kalte Flansche und Ventile koennen mit einemn normalen Klebeband umklebt bzw. mit einem Plastikbeutel umklebt werden. Wir muessen ja an Ventilen nicht nur die Flanschverbindungen pruefen, sondern auch die Ventilspindel, weil sich ja auch da Luft ins innere schleichen kann. Nun wird zuerst mit der Glycolringpumpe Vakuum gezogen bis ca. 30 mbar und anschließend mit der Feinvakuumpumpe am so genannten Heklium-Leakdetector das Hochvakuum von ca. mbar hergestellt. Diese Feinvakuumpumpe bleibt immer in Betrieb und nun wird zuerst am weitesten entfernten Punkt vom Detector ganz bewußt ein bißchen Helium in das zu untersuchende System gespritzt. Nun wird die Zeit gemessen, bis das Helium am Detector ankommt (der gibt Töne von sich). Das Helium wird durch die laufende Feinvakuumpumpe angezogen und durch eine Meßzelle dabei geschleust. Helium wird deshalb genommen, weil die Molekuele kleiner als Sauerstoff sind, und wenn das System Heliumdicht ist, ist es auch Sauerstoffdicht.
Die Lecksuche geht nun so vor sich, daß nacheinander jeder moegliche Leckpunkt mit Helium geimpft wird und immer die Zeit abgewartet werden muß, die das Helium vom weitesten entfernten Punkt bis zum Detector gebraucht hat. Kommt innerhalb dieser Zeit kein erhöhtes Signal, ist der untersuchte Punkt Heliumdicht. Diew Beutel bzw. Kartons um die Ventile brauchen wir um ein gewisses Volumen Helium vorlegen zu koennen, denn das Helium braucht auch etwas Zeit, um durch die leckende Stelle einzudringen. Da Helium sehr leicht ist, verflüchtigt es sich auch schnell, weshalb wir ein gewisses Volumen brauchen.
Ja diese Lecksuche muß ich jetzt vorbereiten, das heisst alle Flansche und Ventile im zu untersuchenden System abgehen und festlegen, wieviel Untersuchungspunkte wir an welcher Stelle haben. Dann werden die Punkte nummeriert auf einem Diagramm und Listen erstellt, wo dann genau eingetragen werden muß, wann und wie lange es gedauert hat bis zum Signal, wie stark das Signal ist, ob ueberhaupt eine Signalverstaerkung kam und all so Sachen. Der Lecktest selbst wird dann wohl ueber drei Wochen dauern, bis wir alle Punkte abgearbeitet haben.