ja das haetten wir jetzt auch geschafft. Die Polymeranlage ist ruhig angelaufen, die Spinnerei und Fsserlinien noch ruhiger. Die Inbetriebnahme der Spinn- und Faserlinien lief so ruhig und qualifiziert ab, dass spontan nach der Inbetriebnahme der ersten Linie entschieden wurde, auch die zweite Linie gleich mit in Betrieb zu nehmen. Wir waren naemlich schon um 15:30 Uhr mit der ersten Linie komplett durch, das heisst, es liefen alle Spinnpositionen in die große Kanne rein. Abends um 23 Uhr war dann auch die zweite Linie komplett durch.
Die Inebtriebnahme der Polymeranlage war in der ersten Nacht sehr zaeh. Wir haben haben ja 12.5 Stunden Schichten gemacht - immer von 8 Uhr bis 20:30 Uhr und von 20 Uhr bis 8:30 Uhr. In der ersten Nacht haben wir zuerst ueber 9.5 Stunden lang nur die Paste aus Glycol und Terephtalsaeure und Katalysator in die erste Veresterungsstufe anfangs mit 9.5 Tonnen pro Stunde und spaeter dann mit 13.5 Tonnen pro Stunden eingespeist. Die erste Veresterungsstufe war mit 80 Tonnen Glycol zum Aufheizen der Anlage gefuellt worden. Dieses Glycol, dass waehend dem Aufheizen auch zu Diethylenglycol weiter reagiert hat, mußte mit dem einspeisen der Paste erst einmal abdestilliert werden. Gleichzeitig entsteht bei der Veresterung auch Wasser, was auch abdestilliert wird. Das Dampfgemisch (Brueden) wird in die Prozesskolonne ueberfuehrt, wo dann Wasser ueber Kopf wieder als Dampf abgeht und unten im Sunpf das Glycol/Diethylenglycol bleibt. Das haben wir dann abgepumpt zum Einsatz in den bereits laufenden Anlagen. Dauert aber so seine Zeit bis 80 Tonnen fluessiges Material verdampft sind und in der Kolonne sich wieder finden. Bei uns ist die Kolonne auch sehr ueberschaubar in der Groesse - sie misst nur 16 Meter, im Vergleich zu richtigen Kohlenwasserstoffanlagen ein Winzling. Da sind Groessenordnungen von 60 - 80 Meter Hoehe normal.
Gut, also als endlich mal so annaehrend die 80 Tonnen verdampft waren und nur noch das Monomerengemisch in der ersten Veresterung war, haben wir begonnen, langsam einen Teil in die Veresterung II zu pumpen. Weiterhin wurde Paste in die Veresterung I gepumpt, weil das ja ein kontinuierlicher Prozess ist. In die zweite Versterung wird auch dann das Titandioxod zugegeben. Dann war es auch schon soweit, dass wir unsere erste Nachtschicht ferti hatten und die Abloesung da war. Ich war fix und foxi - mir macht so eine Nacht rumlaufen in der Anlage ueberhaupt nichts aus, aber das rumsitzen und warten und auf den Bildschirm schauen - entsetzlich!!
In der zweiten Nacht war dann Betrieb angesagt - also nach meinem Geschmack. Als wir kamen, war das Polymer schon durch den Granulatschneider - na ja, wenn er lief. Als wir kamen waren gerade die Wasserspiele im Gang. Der Granulatschneider lief zwar wieder, aber es war auch eine mittelgrosse Ueberschwemmung auf Null Meter der Anlage. Die Operator sind es hier nicht gewohnt einen Cutter zu betreiben, weil alles Polymer normalerweise sofort direkt versponnen wird. Na und bei einer Stoerung muessen eben Handgriffe sitzen, sonst ist ruckzuck alles mit fluessigem Polymer zugefahren, was dann abkuehlt und fest wird. Genau das war passiert - da hilft nur begrmaennisch abbauen. Zum Glueck geht das bei Polyester, weil der bricht, Nylon bricht nicht - da ist so etwas eine Katastrophe.
Gut also die Wasserspiele kamen zu einem Ende, die naechste Vorstellung war um 1 Uhr nachts. Da traten wieder alle Fluesse ueber die Ufer, zum Glueck war jetzt aber Vorsorge getroffen, dass das heisse Polymer sofort auf Null Meter runter mit Wasser ablaufen konnte. Und unten hatten die ein gutes Waste Management eingerichtet. Mit kleinen Schleppern haben die die erstarrte Schmelze mit samt dem Wasser gleich weggeschoben. Dieses Mal war die Schute, die im Wasserabscheider nach der Granulierung das Granulat auf den Ueberlaengenabscheider transportiert verstopft. Hat auch 50 Minuten gedauert, bis das im Griff war. Da laufen halt so ca. 10 Tonnen Polyester auf den Boden auf Null Meter.
Na und um 6 Uhr die naechste Havarie. Lief ja alles ruhig zwischen 2 Uhr und 6 Uhr, also wird alles ein wenig schlaefrig. Bei einer kleinen Stoerung am Granulator hat der operator eine Schiene, die umklappt, wenn der Granulator wieder in Produktion geht und die die Polymerstraenge auf die Wasserkuehlschienen legt, vergessen zu reinigen. Da ging der Granulatorstart maöl eben in die Hose und bis die operator verstanden haben, was jetzt passiert ist, haben die sich den Granulator so etwas von voll gefahren mit Schmelze, das habe ich auch noch nicht gesehen. Na klar, da kommen 11 Tonnen pro Stunde raus, also knapp 200 kg pro Minute. Das ist also gleich richtig Material. Wenn da nicht jeder Handgriff sitzt und man nicht aufpasst, ist die Kacke gleich richtig am dampfen. Also bis 8 Uhr haben die dann wieder gekaempft - letzendlich haben sie sogar den ganzen Cutte rausheben muessen, weil sie sonst gar nicht ueberall dran gekommen waeren, wo sich ueberall erstarrte Schmelze hin verkrochen hatte.
Morgen gibt es dann einen Bericht ueber die Spinnerei.