Also heute der Inbetriebnahmetag. Gestern haben wir die Paste fertig angeruehrt und in der vergangenen Nacht dann sogar laut Analyse im Chemielabor genau das Zielmolverhaeltnis von 1:1,12 erreicht. Da aber die Probennahme und die anschliessende Behandlung im Labor ganz entscheidend fuer das Ergebnis sind, ist der Wert aus dem Labor immer mit einiger Vorsicht zu geniessen. Die Probe muss naemlich staendig geruehrt werden, auch auf dem Weg ins Labor, damit sich nichts absetzt.
Gestern kamen dann noch ein weiterer Kollege fuer die Polymerinbetriebnahme, der aber nur ein paar Tage bleibt. Ich werde mit ihm zusammen heute Nacht und die Nacht von Sonntag auf Montag in der Anlage sein. Da er neben dem Prozess auch das Trimmen der Regler beherrscht, was ich nicht kann (die Mess- und Regeltechnik ist mir immer wie ein Buch mit 7 Siegeln erschienen - habe die Klausur in der Uni irgendwie aber geschafft). Aber vielleicht lerne ich ja in den naechsten beiden Naechten noch etwas dazu.
Gestern haben wir dann noch ein paar Kuehe vom Eis gezerrt. Um die fluessige Schmelze in den Granulatzustand zu bringen, muß die Schmelze abgekuehlt werden. Dazu wird die Schmelze zu einem Granulator gepumpt. Dort wird die Schmelze durch einen Kopf durch grobe Loecher gedrueckt, wobei grob hier ca. 3 mm bedeutet. Gegenueber den Kapillaren einer Spinnduese, die einen Durchmesser von 0.25 mm haben, ist dies aber grob.
Der Strang einer jeden Bohrung laeuft dann im Kühlwasserbad bis zum Scheider, der einfach den bis dahin abgekuehlten Strang in kleine Stuecke schneidet. Dann laeuft das Granulat mit dem Wasserstrom zu einem Wasserabscheider und Trockner, faellt in einen Silo und wird von dort mit Luft in die Granulatsilos geblasen.
Das Kuehlwasser ist entmineralisiertes Wasser, was ueber einen Kuehler im Kreis gefahren wird. Das Wasser wird aus einem Sammelbehaelter heraus umgepumpt und kommt vom Wasserabscheider wirder dorthin zurueck. Wenn nun zuwenig Wasser laeuft, faellt der Granulatschneider aus und wenn zu viel Wasserlaeuft, schafft es der Ruecklauf des Sammelbehaelters, wo Siebkoerbe drin sind um mitgerissenes Granulat abzufiltern nicht mehr. Dann schiesst das Wasser ueber den Ueberlauf und die Wasserspiele setzen ein. Da gibt es ein Druckregelventil in einem Bypass, der von der Pumpe in den Sammelbehaelter zurueck fuehrt, ohne ueber den Ruecklauf mit den Sieben zu gehen. Erst war gestern und schon seit einigen Tagen das Dilemma, dass zu wenig Wasser zum Granulatschnieder kam, dann war ploetzlich viel zu viel da. Also habe ich gestern mal mit dem Systemdruck gespielt, den Wasserdruck mit dem Regelventil also so eingestellt, dass jetzt ausreichend Wasser da ist, aber auch nicht zuviel, dass es laufend Wasserspiele gibt. Wir werden die ersten zei Tage wohl nur Granulat machen und wohl ab Dienstag dann in die Spinnerei gehen. Dann muss ich auch selbst in die Spinnerei wechseln, wo ich den Prozess auch hundertpro beherrsche. Und am naechsten Tag geht es dann in der Faserstrecke los, wo ich dann auch gefordert bin.