Probleme mit der Schleuder

02.February 2013 - Faisalabad


Ich spreche ganz salopp mal von der Schleuder, dabei ist es eine Zentrifuge. Wir geben ja als Weißmacher und um das Polymer zu mattieren, 0.35 Titandioxid zum ÜPolymer in der zweiten Veresterungsstufe. Dazu wird eine Suspension aus TiO2 in Glycol hergestellt, indem beides einfach gut geruehrt wird. Das sieht dann aus wie Milch, strahlend weiss wie Wandfarbe. In weisser Wandfarbe ist uebrigens auch jede Menge TiO2 drin - ist der gaengige Weissmacher.

Also diese weisse Suspension bzw. das TiO2 neigt zum Kluempchen bilden - man nennt das agglomerieren. Um die Agglomerate fein zu verteilen, lassen wir die Suppe zuerst mal durch eine Perlmuehle laufen. Das ist eine drehende Trommel mit Glasperlen drin. Anschliessend wird die Suppe in eine Zentrifuge nachn und nach eingefuellt und immer wieder durchlaufen lassen. In der Zentrifuge werden die restlichen Agglomerate abgeschieden. Die Agglomerate stoeren uns spaeter beim Spinnen sehr, weshalb wir auch vor dem Verspinnen noch einmal die Schmelze durch einen Filter mit 20 Micron druecken, um eben diese stoerenden Agglomerate zurueck zuhalten. Wuerden wir diese in die Spinnduesen bekommen, wuerden diese den Aufbau so einer Spinnduese im Handumdrehen verstopfen, was zu immensem Druckanstieg fuehrt. Da kommen ruckzuck 300 bar zusammen.

Also wir haben hier insgesamt 2 dieser Zentrifugen, eine in Betrieb und eine standby, falls mal eine kaputt ist. Wir haben gestern morgen dann zu ersten Mal die Suspension durch die Zentrifuge geschickt - zuvor nur die Zentrifuge mit Wasser oder dann Glycol als Funktionstest betrieben. Na und dann ging binnen kurzer Zeit das Spektakel los. Die Schleuder hat geschlagen wie eine schlecht geladene Waschmaschine. Da hat dann mal gleich hektisches Telefonieren mit dem Hersteller in Deutschland eingesetzt. Der Inbetriebnehmer von denen ist auch nur Elektroniker und hat weder von der Mechanik noch vom Prozess Ahnung. In so einem Fall setzt immer Telefonseelsorge ein, das heisst Handy am Ohr und vor der Maschine stehen. Wir haben dann einen Fachmann bei Hersteller am Ohr gehabt und mit dessen Hilfe dann das Einspeiserohr in die Zentrifuge verstellt. Hat auch geholfen bis zu einem gewissen Grad. Nun hat aber die zweite Maschine noch wie wild gerattert und das selbst im Leerlauf nun. Da mußte dann heute frueh unser Mechanik-Spezialist zusammen mit meinem Kollegen, der diese TiO2 Aufbereitung jetzt in seinem Aufgabengebiet hat, mal ran. Die haben dann die halbe Maschine erst mal zerlegt und alle Komponenten einzeln geprueft. So haben sie festgestellt, dass die Spannung des Keilriemens zwischen Motor und Zentrifuge den Unterschied ausmacht. Zu fest ist auch nicht gut. Im Leerlauf ist jetzt alles paletti - morgen wird mit Suspension mal probiert. Na spaetestens wenn wir fuer den Prozess neue Suspension brauchen, erfahren wir mehr.