Brisbane Pearl - Gulf of Carpentaria ? 4 Monate auf hoher See
Genau puenktlich schafften wir es zum Saisonstart nach Karumba, unser Rolf hatte durchgehalten und nach Ankunft ging es mit Sack und Pack zurueck aufs Boot und am naechsten Tag auch schon zur See.
Das Boot war ein Garnelenfischboot, namens Brisbane Pearl und gefischt wurden hauptsaechlich Tigergarnelen, die nur Nachts zu fangen sind.
Zur festen Crew, die uebrigens sehr international zusammengewuerfetl wurde gehoerten Matt, 35 Jahre alt Australier aus der naehe von Cairns, Laki,27 Jahre, First Mate, das heisst rechte Hand des Skippers, aus Samoa, einer Insel noerdlich von Neuseeland (ein Marie = Ureinwohner Neuseelands), Nathan McMahon, 27, aus Neuseeland, genannt Lala (sah zu Anfang einem Koalabaer ziemlich aehnlich und schien mit seiner Verpeiltheit oft im Lalaland zu sein), definitv die gute Seele an Board Deckhand, Philipp als Deckhand und ich als Koch/ Deckhand. Zu Beginn gab es ausserdem noch einen Gastskipper an Board, Pete, Australier, vielleicht Anfang 50, der ca. 2 Wochen das Boot gefahren hat als Matt uns unten auf Deck antrainiert hat.Ebenfalls zu Anfang, war noch ein anderer Matt an Board, sogenannter Observer, der die verschiedenen Species die taeglich als Beifang mitgefischt werden untersucht hat. Zudem arbeitete fuer die ersten 3 Wochen noch ein Ingenieur an Board, Justin, 82 Jahre alt, von den Phillipinen und fit wie ein Turnschuh. Sein Geheimnis angeblich, nicht trinken, nicht rauchen und viele Frauen. ? Leider nicht zu guter letzt mus ich dann noch kurz unseren 2ten Ingenieur erwaehnen, aus Ghana, der ein so ekliger, falscher und hinterhaeltiger Mensch war, wie er mir in meinem Leben vorher noch nie begegnet ist und durch die ganze Saison hinweg fuer viel Terror an Board sorgte.
Das Boot, die Brisbane Pearl, ist also ein reines Garnelenfischboot, welches 23m lang und 7,2m breit war. Oben an Deck befand sich logischerweise, das sogenannte Wheelhouse, wo der Skipper sitzt und ebenfalls in der dazugehoerigen Kabine schlaeft. Zudem befinden sich am Oberdeck die Winden, mit denen die Netze rausgeschossen und reingeholt werden. Dies laeuft ueber die Fangarme links und rechts am Boot, an denen jeweils 3 grosse Boards haengen, die dafuer da sind den Boden aufzuwuehlen. Mit den Boards befinden sich zudem jeweils noch 2 riesige Netze pro Seite, die so konstruiert sind, das grosser Tiere, wie Schildkroeten oder Delfine, nicht aus Versehen mitgefangen werden. Am Ende der Netze befindet sich dann je ein grosser Sack,wo sich der Fang sammelt, der spaeter fuer den Prozess ausgeleert wird.
Wie sah nun ein typischer Arbeitstag auf der Brisbane Pearl aus; Gearbeitet wurde, wie schon erwaehnt nachts. Das hies fuer die Crew normalerweise um 5 Uhr abends aufstehen. Philipp hatte die Ehre vor Kaffee und Zigarette ertsmal ins sogenannte schwarze Loch zu steigen, in der Front des Bootes, um die Ankerkette zu legen. Diese hatte einen Durchmesser von ca.20cm, war demzufolge sehr schwer und fuer mindestens 5-10m so laut, das es jeden, den es bis dahin noch nicht aus dem Bett getrieben hatte spaetestens dann stramm stand, da das ganze direkt neben unseren Kabinen ablief. Die jungs mussten also aufstehen, alles bereit machen, damit die Netze 18:30 Uhr rausgeworfen werden konnten und hatten ab dann bis zum Einholen der Netze nur kleine Arbeiten an Deck zu machen oder Boxen fuer den Verpackungsprozess vorzubereiten.Mit dem Auswerfen der Netze, wird ausserdem die Trygear ausgeworfen, die dann alle 20-40 minuten hochgeholt und auf das Vorkommen der Garnelen untersucht wird. Sie dient also zum Spotten des Produktes und ist um einiges kleiner als die eigentlichen Netze. Ab dem ersten Auswerfen bis zum letzten Shot am naechsten Morgen musste diese von uns regelmaessig hochgezogen, gecheckt und dem Skipper gezeigt werden. Der musste dann je nach Vorkommen entscheiden, ob man in dem Gebiet weiterfischt oder den Ort wechselt. Zum Beispiel, wenn es sehr rau draussen ist, wandern die Garnelenschwaerme gern und koennen ihr Position um Kilometer verschieben. Das heisst, man fischt manchmal tagelang in einem Zirkel und ploetzlich gibt es in der naechsten Nacht gar nichts mehr, weil die Flut sie weitergetragen hat. Sie dann wieder zu finden bedarfviel Wissen ueber Garnelen und auch etwas Glueck. Unser Skipper hat sich anhand von vielen Jahren gesammelten (mittlerweile digitalen) Daten ueber Vorkommen zu bestimmten Jahreszeiten, Mondphasen etc. Orientiert.
Sobald also das eigentliche Fischen startet ist es bis zum ersten Einholen der Netze meine Aufgabe gewesen die Crew mit Essen zu versorgen. Ich begann meist so gegen 5-6 mit den Vorbereitungen, damit gegen 7:30 oder 8 Uhr gespeist werden konnte.Manch einer kann es vielleicht nicht glauben, aber die Crew war durch die ganze Saison hinweg zufrieden, ausser wenn es mal zu wenig Steak gab. Fleisch ist natuerlich ein ganz grosses Thema auf so nem Boot und wir hatten verarbeitetes Fleisch einer ganzen Kuh, eines Schweins, etwas Lamm und mehrerer Huehner an Board. Schoen abgepackt im Gefrierraum, wobei man manchmal nicht wusste, was fuer einen Batzen Fleisch man da in der Hand hatte. Klar, fuer mich als Vegetarier noch interessanter. So ist auch mein einziges kleines Malheur zustande gekommen. Noch ziemlich am Anfang kochte ich Silverside, ein Stueck vom Rind und mir wurde verraten, dass man das im Kochtopf schoen mit Gemuese kocht. Das ist auch super gelungen. Am naechsten Tag dann, hatte ich wieder so ein Riesenstueck irgendwas in der Hand und dachte mir, ok, machste das wieder so, haust es in den Kochtopf und laesst es sprudeln bis es irgendwann durch ist. Wenige Minuten spaeter kam dann meine liebe Crew rein, neugierig wie immer, was es wohl zu essen gibt und sagte nur noch,: ?What the hell Romy, is this roast doing in the pot?????, also was machte dieser Braten im Kochtopf!? UUUPPS, das war also ein Braten, der quasi bekanntlicherweise in den Ofen gehoert. Da hab ich also erstmal fuer grosses Gelaechter gesorgt und mir ist das dann nie wieder passiert. Das und meine Backunkuenste, durch die ich einmal versuchte selbstgemachte Schlagsahne, die schon von Anfang an nicht wirklich gelungen und viel zu duenn gewesen war, als Fuellung im Kuchen im Ofen zu backen. Hm, diese war dann natuerlich nicht mehr da, als ich das Prachtstueck dann servieren wollte. Wer auch bis jetzt keinen Dunst hat, was vorgefallen ist: die Sahne ist natuerlich weggeschmolzen. Logisch! Neben diesen beiden Vorfaellen und dem Fakt, dass ich mich danach mehr und mehr geweigert habe zu backen, ist in der Kueche alles mehr als gutgegangen und ich habe viel dazugelernt. In der ersten Woche habe ich noch alle Speisen von der Mutti (Gulasch, Bratwuerste, Rolladen etc.), die mir noch in Erinnerung waren rausgehaun, was ziemlich gut ankam und mit der Zeit wurde ich immer kreativer, nachdem ich mir alle Grundkenntnisse ueber das Zubereiten von Fleisch angeeignet hatte. Was kochte ich also: Lieblingspeise Steak mit Ofenkartoffeln und Gemuese und Speiegelei obendrauf stand ganz oben dran. Der Renner war ebenfalls Kartoffelbrei, wieder Fleisch und Veggis dazu. Kommt der deutschen deftigen Kueche ziemlich nahe. Pasta wurde gegessen, war aber nicht unheimlich beliebt, Reispfannen wurden gemocht, aber am wenigsten, auch wenn es jetzt jeder erwartet haette, gab es Essen aus dem Meer. Garnelen habe ich nur 3-4 mal gemacht, in der ganzen Zeit, da es keiner wollte und frichen Fisch gab es gelegentlich am Morgen, direkt, nachdem er von uns selbst gefangen wurde. Das war sehr lecker, ganz klar. Aber man hat wirklich kein bzw. Weniger Verlangen danach, wenn man die ganze Zeit damit arbeitet. Kochen jeden Tag 2x und damit jeden Tag wieder eine neue Idee entwickeln, was man servieren kann ist schon gelegentlich anstrengend sein, aber ich habe es genossen und damit besonders den einen Tag als Philipp mal meinen Job uebernahm und fuer alle Pizza machte und ich damit meinen kochfreien Tag bekam, en einzigen in der ganzen Saison. Insgesamt habe ich den Job als Koch sehr genossen und hatte neben dem Skipper denke ich die angenehmste Position auf dem Boot. Manche harte Momente, stressige Situationen und auch harte Worte an Deck durfte ich verpassen und mich auf meine Kueche, mit Musik und meinem kreativen Kochen konzentrieren, waehrend die Jungs immer verantwortlich dafuer waren, was an Deck geschah. Natuerlich musste ich auch mit raus. Nachdem das Abendbrot beendet war hiess es dann alles vorbereiten fuer den Prozess in dem die Garnelen in die Box gelangen, die dann zum Export kommt.
Gegen 10 oder 11 in der Nach kommt dann der erste Shot hoch. Dabei befinden sich jeweils 2 Mann an jeder Seite des Bootes um die 4 Beutel mit dem Fang auszuschuetten, der dann in einem grossen Tank auf dem Boot ausgeleert wird. Von dort laeuft alles ueber ein Laufband, wo ein oder 2 Leute die Garnelen vom Beifang picken. Diese gehen weiter in einen kleineren Tank mit einem Lebensmittelstoff , der die Garnelen lange haltbar macht. Die naechste Station ist die des Gradens, d.h. es wird in verschiedene Groessen sortiert. Die groesste Ganrnele, die an Board kam war 170g schwer und ca. 25cm gross. Danach kommt das Produkt in die Boxen, die auf 3 kg abgewogen und letztendlich an der letzten Station von uns gelegt werden. Der beste Fang waren fast eine Tonne pro Nacht, das war jedoch leider nicht sehr oft. Im Durchschnitt haben wir um die 400 Kilo gefangen.
Nach dem ersten Prozess kann dann ein Team ins Bett gehen, die anderen machen die Tryshots bis zum naechsten Hochholen der grossen Netze, was ca. 4 Stunden nach dem ersten Shot passiert. Das Team, was auf sogenannten Watch ist sollte sich waehrenddessen mit kleinen Arbeiten an Deck die Zeit vertreiben, das wird gern gesehen. Manchmal ist man aber ziemlich muede und schlaeft seine 20-30 Minuten irgendwo in der Ecke.