eine kalte Dusche

23.May 2013 - Montreal


Also das, geliebtes Montreal, haette nun wirklich nicht sein muessen! Nicht nur, dass du mich seit geraumer Zeit mit grauem Himmel statt Sonnenschein am morgen gnadenlos weckst und meinen Elan, dich besser kennzulernen, damit bremst, Nein! Dann auch noch die Dusche meines Lebens ? Da ringe ich mich nach 2 Stunden morgendlicher Gammelei in Leos Vogelnestartigem Rattansessel, wie ihn meine Schwester frueher auch besass, und 2 Tassen Kaffee dazu durch, endlich joggen zu gehen und du ueberlegst dir wie aus dem nichts, dass es Zeit fuer eine kalte Dusche sei? Eine, die die Seele reinwaescht, die binnen Sekunden die Strassen mit Wasser flutet, eine, die alte Autofahrer mitleidvoll gegenueber der armen Joggerin schauen laesst (nehme ich zumindest an, denn ich sehe ja die Hand vor Augen nicht, also auch nicht das Mitleid in den ihrigen). Ich danke dir fuer die Erinnerung an die Zyklone ueber Martinique, die Heimfahrt mit Anne-Lise durch die metertiefen Baeche auf der Haupstrasse, auch fuer den Vorgeschmack auf Deutschland vielleicht. Nur, liebes Montreal, hast du dabei nicht verstanden, dass das alles nur halb so amuesant ist, wenn man draussen, schutzlos wie ein armes Rehkitz im Wald unter den Kiefern schon nach 1 Minute keinen Unterschlupf mehr findet.

Erkenntnis des Tages: Beine in die Hand, ab durch die Mitte, unter die Dusche und geflucht in allen Sprachen dieser Welt, DAS reinigt die Seele wirklich.