Meine neue Mangelerscheinung heißt nicht Zeit, sondern Strom.
Ich bin wieder "On the Road" und ich muss sagen, das ist ein geiles Gefühl. Über die Osterfeiertage war nicht viel zu tun. Keine Jobs?bedeutet aber auch?kein Geld. Ich hatte eigentlich geplant diese Woche noch voll durchzuarbeiten. Da hat mir das Christentum einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich hab wirklich nicht damit gerechnet, dass es über die Feiertage SO ruhig ist. Auch in der Woche danach lief das Geschäft nur langsam wieder an. Da ich Melbourne fast kenne, wie meine Westentasche, war das für mich mehr als langweilig. Ich habe die Tage damit verbracht meine Weiterreise zu planen. In diversen Foren habe ich Texte gepostet um eine Mitfahrgelegenheit oder noch besser, Mitreisende zu finden. Auch hatte ich versucht eine Schlafmöglichkeit in Canberra zu finden. Wenn sich nix ergeben hätte, wäre ich mit dem Bus gefahren. Ich hab irgendwie nicht geglaubt jemanden zu finden, zumal mir alle sagten, dass Fluchtmöglichkeiten, aus dem mittlerweile kalten Melbourne zur Zeit sehr begehrt sind (ich bin die letzten Tage mit zwei Pullovern rumgelaufen!). Um so überraschter war ich dann, als ich am Di. 13.04.2010 eine Mail in meinem Posteingang fand. Grober Wortlaut: ?Dringend netter Mitreisender für morgen gesucht?. Gott, wie spontan. Ich hatte mir die $4.000 fest in den Kopf gesetzt und die hatte ich ja noch nicht. Zudem war das Hostel bereits bis Sa. bezahlt, das Geld würde ich also nicht zurück bekommen. Was wenn ich die eine oder andere Entscheidung bereuen würde? Ich denke, das ist der Lernprozess, den ich wollte. Niemand, der mir sagt, was zu tun ist. Ich war in Melbourne nicht mehr wirklich zufrieden, das stand fest. Kurzerhand habe ich zugesagt. Absolut aus dem Bauch heraus. Schade war, dass ich mich von Patrick nicht wirklich verabschieden konnte, da ich den Truck zur Arbeit zurückbringen musste und auch meine Klamotten packen sich nach drei Monaten immer noch nicht von selbst. Vermutlich sind die schnellen Entscheidungen die richtigen. Ich bin ja kein Freund von Abschieden und mache mich lieber still und heimlich aus dem Staub. Vermutlich ist das nur so, weil es das Einfachste ist. Ich muss sagen, bereut habe ich es bis jetzt noch nicht.
Seit zwei Tagen bin ich jetzt mit drei Franzosen unterwegs. Izy, Neil und Senore Döniel. Da das bei französischen Namen nicht immer so leicht ist muss man dazu sagen, dass wir zwei Jungs und zwei Mädels sind. Erschreckenderweise weiß ich den Namen des Franzosen nach zwei Tagen immer noch nicht und ich vermute, dass sich das auch nicht ändern wird, da ihn verdamm tnoch mal keiner ausspricht und ich jetzt auch nicht mehr fragen kann. Gestern habe ich auf heimtückische Weise seinen Nachnamen erfahren. Daher wird er jetzt einfach, so lange er sich nicht beschwert, Senore Döniel genannt. Wir reisen mit einem alten VW-Bulli, der den beiden Mädels gehört. Wir sind alle in etwa im gleichen Alter. Ich muss sagen, ich bin froh mich für diese Gruppe entschieden zu haben, die beiden Mädels haben zwar einen an der Mappe, aber das finde ich momentan noch recht positiv. Sind eben anders, die Franzosen. Ich glaube wir passen von der Chemie wirklich sehr gut zusammen. Störend ist manchmal, dass sie ab und an zu viel französisch sprechen, aber ich hab ja nen Mund und kann sagen, dass ich französisch scheiße finde.
So fahren wir unglaublich langsam und singend mit dem ollen Bulli (der Pito heißt, wer weiß warum) durch die Lande und ich muss wieder feststellen, Australien ist mega schön. Unsere erste Nacht haben wir in Snowy River verbracht. Fragt jetzt nicht warum das so heiß.t. Direkt am Fluss (der dann ja vermutlich auch so hieß, wie der Ort). Mit Lagerfeuer und einem Glas Wein. Die Lagerfeuer sind hier übrigens so eine Sache für sich, denn die wollen nicht brennen. Das ist vermutlich mit der Feuerfeste der hiesigen Vegetation zu erklären. Wir hatten wirklich einen lustigen Abend. Izy hat unheimliche Angst vor Krabelfiechern. Ich schwöre euch, ich werde ihre Reaktion nie vergessen, als ich sie mitten im Gespräch unterbrechen musste, da mich was am Oberarm gekratzt hat und ich dann eine Handteller große Kakerlake aus dem Pullover gezaubert habe, die mir wohl irgendwie unbemerkt den Rücken hoch in meinen Ärmel gekrochen ist. Izy hat irgendwie nicht begriffen, wie mich da sso kalt lässt. Im nachhinein kann ichs auch nicht verstehen, lag wohl am Wein oder einfach daran, dass ich nen scheiß cooler Typ bin. Tagsüber haben wir uns diverse schöne Orte auf unserer Rute angesehen, zumeist schöne Strände oder Buchten. Für mich sehen die ja alle gleich schön aus mitlerweile. Sogar vDelphine konnten wir gestern beobachten. Es wird doch immer behauptet Delphine seien so unglaublich schlau!? Wenn ich so schnell schwimmen könnte wie ein Auto fährt, dann wäre ich bestimmt irgendwo, wo es schön warm ist und nicht in der Kälte in Mallancoota. Ok, Kälte ist für euch Mitteleuropäer ja auch was anderes. Ich mein ja auch nur wenn ich wählen könnte. Ihr versteht schon.
Einen Großteil des nächsten Vormittags haben wir dann damit verbracht ,Duschen zu finden. Da entdeckt man dann die Unterschiede in unserer Reisegruppe. Erst wurde versucht sich auf einem Campingplatz einzuschleichen, was in die Hose gehen musste. Natürlich wurden wir entdeckt und rausgeschmissen. Ich war von der Idee nicht begeistert. Obwohl ich das von uns als äußerst unverschämt empfunden habe, hat der Besitzer recht freundlich reagiert. Mir ist so was peinlich, aber das ist der Nachteil, ich lebe in Demokratie und nicht in Diktatur, auch wenn ichs ja mag, wenn alle tun was ich will.
Die zweite Nacht haben iwr im Regenwald verbracht. Nach langer Fahrt erschien mir das am klügsten. Die Straße schlängelt sich die ganze Zeit die Hänge entlang. Eine wunderschöne Strecke, die aber meiner Meinung nach nicht sooo leicht zu fahren ist. Mit Einbruch der Dunkelheit haben wir dann auch innerhalb einer Stunde drei Riesen-Kangaroos gesehen. Die werden gerne mal zwei Meter groß und hundert Kilo schwer. Dumm wie die Fiecher sind, hüpfen sie auch nich schnell ins Gebüsch wenn ein alter, klappriger Bulli um die Ecke kommt. In Afrika wurde immer dazu geraten, nachts nicht zu fahren. Mir erschien das schlauer. Es ist wirklich erstaunlich wie schnell das hier dunkel wird. Erinnert mich ebenfalls sehr an Afrika. Um 7 Uhr ist es hier finster. Kam uns wohl allen ganz gelegen, da wir es am Vortag mit dem Kennenlernen ein wenig übertrieben hatten Nach einer DVD i(es lebe der technische Fortschritt, in dem man DVD´s auch im Regenwald gucken kann) hab ich mich dann auch in mein Zelt verkrochen. War schon witzig nachts die ganzen Geräusche der Tierwelt zu hören. Das Kribbeln geht halt ein wenig stiften, da es hier nichts gibt, was mich fressen könnte und noch ist ja kein Krokodil- und Spinnenland.
Gerade sitze ich im Bulli und mein Akku dürfte jeden Moment