Arbeitsalltag

14.April 2010 - Arbeitsalltag


Die letzten Wochen waren geprägt von Arbeit. Eigentlich habe ich nich anderes gemacht. Das hat mich derart in Anspruch genommen, dass ich abends zu müde war um meinen Blog zu schreiben. Ich wollte euch auch eigentlich nicht weiter mit Arbeitsalltag langweilen. Wobei ich sagen muss, ich hab schon ne Menge erlebt. Das ist der chaotischste Verein gewesen, bei dem ich jemals gearbeitet habe. Einerseits war´s irgendwie ganz witzig, andererseits ging es mir gegen Ende aber auch mehr und mehr auf die Nerven. Oft war ich dann derjenige, der Fehler anderer ausbügeln durfte. Das hat bei mir nicht unbedingt für gute Laune gesorgt. Mit einem meiner Kollegen bin ich auch recht heftig aneinander geraten. Ravi hat mich das ein oder andere Mal warten lassen und zwar nicht 5 Minuten, sondern gern auch mal 40. Dazu hat er mir immer gesagt was ich zu tun habe, sich überall eingemischt und grundsätzlich im falschen Moment das falsche gesagt. Ich nehme an, dass er nicht mehr in meiner Firma arbeitet und ich habe deswegen auch kurz ein schlechtes Gewissen gehabt, weil er das Geld braucht, aber der ging mir wirklich derartig auf die Nerven, dass ich mir ein ?Mit dem Arsch arbeite ich nicht mehr? nicht verkneifen konnte. Überhaupt war mein Job in vielerlei Hinsicht sehr lehrreich. Australien ist eine multikulturelle Gesellschaft. Manchmal ist es schwer sich immer darauf einzustellen. In Afrika war das leichter, da waren alle aus Namibia oder Botswana, in Weißrussland alle aus Weißrussland, hier kommt eigentlich kein Schwein aus Australien. Besonders mit indischen Kunden hatte ich meine Probleme. Das ist seltsam von mir zu hören, bin ich doch sonst immer als Hippie verschrien. Ich bin mit vielen indischen Kunden nich gut klar gekommen. Wenn ich bei meinem Job Probleme hatte, dann hatte ich sie immer mit Indern. Komischer weise wurde man von denen immer behandelt als wäre man zu dämlich sich die Schuhe zu schnüren. Ravi ist übrigens auch Inder. Der Job war teilweise wirklich anstrengend, besonders weil ich mich immer für meinen Job verantwortlich gefühlt habe, was die Sache kompliziert macht, wenn er geprägt ist von Fehlern anderer.
Man sag, dass die ersten Siedler in Australien, die so genannte ?First Fleed? aus 250 Soldaten, Beamten und deren Kindern und Frauen bestand, sowie aus 750 Häftlingen. Ich habe herausgefunden, gegen was die 750 Häftlinge verstoßen haben, bevor sie hier her kamen: Straßenverkehrsdelikte!!! Die hatten alle zu viele Punkte gesammelt. Ab auf die Insel. Das macht sich noch heute bemerkbar. Ich habe noch nie eine Nation mit so vielen beschissen schlechten Autofahrern erlebt. Das war manchmal mehr als knapp. Auf den Touren, die mich weit ins Hinterland von Victoria geführt haben ist mir immer wieder aufgefallen, dass an den Seitenstreifen unheimlich viele Kreuze für Unfallopfer aufgestellt sind. Ich weiß noch nicht woran das liegt, weil Autofahren hier wirklich einfach ist. Schilder weisen darauf hin, dass Menschen oft einfach einschlafen, wenn sie hunderte Kilometer durch ihr Land fahren und sich dann tot fahren.. Auch Raserei kommt wohl ab und an vor. Meine Theorie ist dass das gepaart mit absolutem autofahrerischen Unvermögen zu einer Art Massensterben führt. Vermutlich war das Land auch mal voll mit Menschen und nicht so leer wie heute. Ich mein 20 Millionen sind für nen Kontinent nix. Im ollen Holland leben 16 Millionen, nur als vergleich. Die haben sich nur alle kaputt gefahren. OK, ist wirklich nur ne Theorie. So habe ich Tag ein Tag aus malocht, teilweise 15 Stunden am Tag. Hätte ich Patrick nicht kennengelernt, ich glaube nicht, dass ich das so lange gemacht hätte. Mit ihm hat das einfach geklappt und ich kann sagen, der ist mir wirklich ans Herz gewachsen (für einen Engländer).Ein echt feiner Kerl.
Zum Thema Inder und ich ist ne Zecke fällt mir noch was ein. Gestern wurde mir auf der Straße von einem älteren Herrn ein Informationsblatt zugesteckt. Darauf wurde darauf hingewiesen, dass jedes Jahr 4 Millionen Illegale nach Australien kommen und das dies so nicht mehr weiter gehen könnte. Australien den Australiern und so weiter und so fort?.Das kam mir sehr bekannt vor. Komisch, in irgend neu Land gab es das doch schon mal?! Fällt mir nicht mehr ein. Hier hat es eine seltsame Note, denn wer kann hier von sich behaupten Australier zu sein. Sich darüber Gedanken zu machen ist absolut absurd. Die Nation ist eine recht junge und setzt sich aus einer Vielzahl von Kulturen zusammen. Das führt zu Spannungen, die man als Pauschaltourist wohl weniger deutlich mitbekommt. In der Bahn in Melbourne, die voll mit Menschen von allen möglichen Nationen war, ist mir mal ein Mensch begegnet, der, vermutlich angetrunken, lautstark kundgetan hat, dass sein Land voll mit Asiaten sei und dass die verdammtnochmal dahin gehen sollen, woher sie kamen. Mich hat das irgendwie beschäftigt und mir fällt es schwer damit umzugehen. OK, der Typ war ein besoffener, frustrierter Arsch, aber es scheint so, dass hier viele ein Problem mit irgend einer anderen Nation haben. Vor einigen Jahren gab es in Sydney sogar Rassenunruhen. Ich sag es immer wieder, das ist ein komisches Land, dieses Australien. Wer ist denn Australier?! Ihr Deppen. Und wer hat den hier ein Problem mit indischen Kunden?

Ich hatte mir immer zum Ziel gesetzt hier $4000 zu verdienen. Das Gerechnet hatte ich damit, dass ich das Geld in etwa Mitte April zusammen haben würde. Letztes Wochenende ist Stefan mit Nils in Melbourne angekommen. Das war eine wirklich willkmommmene Abwechslung. Gemeinsam sind wir zum Futti gegangen. Futti ist eigentlich Football, führt aber zu Verwechslung, da es weder was mit Fußball zu tun hat, noch mit Rugby. Es ist eine komplett eigene Sportart und australischer Nationalsport. Die fahren hier alle darauf ab. Die regeln sind verwirrend aber ich bin auf dem besten Wege sie zu lernen. Wir haben uns im MCG-Stadium das spule Carlton gegen Essid(?) angeschaut. Allein das Stadium war den Eintrittspreis meiner Meinung schon wert. Es ist das größte in Australien und fasst mehr als 100.000 Zuschauer. Gewaltiger Pott! Das Spiel an sich hat auch mich in seinen Bann gezogen, spätestens nach der Live-Erfahrung, die vermutlich nicht meine letzte sein wird. Die haben sich da derartig an die Mappe gehauen, dass es eine wahre Freude war. Das is auch keineswegs Metaphorisch. Die haben sich da tatsächlich gewemmst und das gehörte wohl irgendwie dazu. Wirklich fein. Danach waren wir noch ein Bierchen trinken. Da wir alle sehr müde waren, wurde der Abend weniger ausschweifend als von uns geplant.
Am nächsten Tag waren wir in meinem Stadtteil St. Kilda unterwegs. Ich hasse es den Gastgeber zu spielen. Ist mir zu anstrengend. Schon immer! Später hatte ich dann meine erste 3D-Kinoerfahrung. Es sollte eigentlich einen Film für echte Männer werden. Es war dann Alice im Wunderland, da nix anderes lief. Ok, das war ein wenig ?schwul?. Dennoch war es ein echtes Erlebnis. Das muss man mal gemacht haben, zumal es eine der größten Leinwände der Erde ist. Ich hab überlegt mir etwas derartiges für zuhause zuzulegen. Muss ich wohl noch sparen.
Leider sind die Beiden nach zwei Tagen weitergereist. Das ist wirklich schade, da ich es genossen habe mal wieder gute Freunde um mich zu haben. Aber ich habe mir das selbst so ausgesucht und auch wenn mich das anfänglich traurig gemacht hat glaube ich, dass ich intensivere Erfahrungen sammle, wenn ich mich allein durchschlage. Es hat eben immer alles seine Vor- und Nachteile.