Traumhafter Paronella Park

29.April 2011 - Atherton Tablelands


Einen sehr schönen Guten Morgen meine lieben Freunde und Verwandte,

Wie ja nun bereits vor ein paar Tagen angekündigt wurde, obliegt mir die Ehre den vorangegangenen Bericht durch nähere Ausführlichkeiten unserer Reise fort zu setzen. Da sich nunmehr unser Australienaufenthalt dem Ende nähert und wir in gut einer Woche bereits wieder unter unseren Landsleuten weilen werden, denke ich das es ausreichen wird detailierte Berichterstattung in gemütlicher Runde zu geben.

Wie Nicole bereits erwähnte verließ ich das Tauchboot wie geplant eher als sie. Man hatte uns bereits von dem Schwesterschiff der Ocean Quest, der Taka, erzählt. Bei ihr handelt es sich um ein schnelleres Boot was auf fünftäigen Tauchreisen das nördliche Große Barriere Riff erkundet und dabei legendäre abgelegene Orte wie das Codhole und das Osprey Reef (zu deutsch Fischadler Riff) ansteuert. Ich erkundigte mich nach meiner Rückkehr in die Tauchbasis also nach den Möglichkeiten zwei Plätze auf einer jener Expeditionen für uns zu erhalten. Ich hatte nicht damit gerechnet und war um so überraschter als man mir mitteilte, dass bereits eine Woche später zwei Plätze für uns zu haben wären. Ohne zu zögern wurde zugesagt, denn solch eine Möglichkeit konnte man sich nicht entgehen lassen. Bedingung: ?Hand für Koje und Tauchgänge? Bevor die Leichtmatrosen Nicole und David erneut in See stechen konnten gab es noch eine Woche in Cairns zu verbringen.
Australische Städte kannten wir ja nun schon mehr als genug und so stand es außer Frage, dass wir uns in der frei verbleibenden Zeit die Umgebung weiter ansehen. Der Norden mit dem Kap des Trübsals war ja bereits erkundet und so ging es nächstens in den Süden. Als Günstigste Autovermietung hatten sich ja bereits unsere Freunde von ?Wicked Campers? erwiesen. Der stumpf grinsende Herr hinter dem Tresen freute sich als er uns wiedersah und wir bekamen die gleiche Hämoroidenschaukel die wir bereits in unserem vorangegangenen Kurzausflug als fahrende Hundehütte zu schätzen gelernt hatten. Zu unserer hellen Freude gab es für treue Kunden vom Verleih sogar eine Vertrauensprämie. Einen Preisnachlass (immer sehr willkommen), volle Gaskartuschen für den Kocher (juchhu) und auf unser Verlangen ein Bettlaken (igitt). Bei der Bitte um letzteres wurden wir mit den Worten ?Please help yourself? in eine Ecke der Werkstatt geschickt. Dort sahen wir uns mit dem Übel eines Lumpenhaufens konfrontiert. Geschirrtücher neben verstockten Kopfkissen, Decken, Bezüge und Inlets?..ungewaschen ? zerknautscht ? muffig - ekelhaft?.wir haben dankend abgelehnt und uns mit dem Auto aus dem Staub gemacht. Die schönste Sonderprämie unseres freundlichen Autoverleihers sollten wir jedoch erst später entdecken?

Wenn man Cairns in südwestliche Richtung verlässt, trifft man nach ungefähr 50 Kilometern auf die Atherton Tablelands. Ein tropisches Gebirge mit sattgrünen Wiesen auf denen friedliche Kühe grasen, skurrile Vögel durch die Luft sausen und das Surren der mannigfaltigsten Insekten die schwüle Luft schwängert. Wir durchstreiften also mit dem Auto die Straßen die dieses Land durchzogen und wurden mehr als einmal zum Verkehrshindernis, weil wir vor Staunen das Gas geben vergessen haben. Jede Kurve bot einen neuen Anblick, ein anderes atemberaubendes Panorama. Berge, Täler, Täler, Berge - und überall dieses tiefe, satte Grün, tausendfach grüner als alles Grün was bei uns so grünt. Dank unserem Reiseführer wussten wir auch wo sich die Sehenswürdigkeiten befanden. Diese bestanden vornehmlich aus zahllosen Wasserfällen die sich in unbeschreiblicher Schönheit in den satten Schoß der Natur ergossen. Mir selbst fällt es schwer die gewonnenen Eindrücke in Worte zu fassen, weswegen ich hier einfach auf die nebenstehende Bilder verweise, auch wenn sie nichts im Vergleich zur Realität sind.
Übernachtet haben wir an den verschiedensten Stellen am Wegesrand, wobei ich eine Stelle ganz besonders hervorheben möchte. Zum einen weil es ein besonders schöner Platz war, wir standen mit unserem Auto hoch oben auf einem Berg mit einem 360 Grad Panorama und Sonnenuntergang, zum anderen weil uns die bereits erwähnte Extrazugabe unseres Autovermieters erreichte. Nachdem die Sonne untergegangen war und wir uns unserem wohlverdienten Schlaf hingeben wollten, krabbelte es mir auf dem Unterarm. Nach dem Lichteinschalten wurde ich einer überdimensionalen Schabe gewahr die als blinder Passagier Teilnehmer unserer Reise gewesen war. Es begann eine wilde Jagd auf das Tier welches um sein Leben fürchtete und am Ende mit einem Giftgasangriff (Insektenspray) mit Stumpf und Stiel ausgerottet wurde. Man kann sich vorstellen, dass es das Wohlgefühl der Nacht trotzdem nicht unbedingt gesteigert hat, nicht zuletzt weil das Spray einen wiederwertigen Geruch verbreitete.?

Wenn man als Mensch allzu schwache Nerven sein eigen nennt, kann man hier der überwältigenden Schönheit der Natur leicht erliegen. So erging es auch dem spanischen Bäckergesellen Paronella der vor 80 Jahren als armer Arbeiter nach Australien kam und dem Traum nachhing, in der paradiesischen Umgebung am Fuße eines Wasserfalls für sich und seine Herzdame ein Schloss zu errichten. Wenngleich er auch nicht über fundiertes Ingenieurswissen verfügte so war er doch ein Mann der Tat. Sein auf Zuckerfeldern sauer verdientes Geld investierte er in einen Grundbesitz inmitten der Wildnis und begann mit eigener Manneskraft mit der Errichtung seines Schlosses. Baumaterial war hier offenbar schwer zu bekommen und so begann er auf die billigste Art und Weise mit Beton zu bauen. Alle Wände, Böden und Decken sollten gegossen werden, aber Kenntnisse über den richtigen Einsatz von Bewährungsstahl oder gar über die Mischungsverhältnisse von Beton hatte er nicht? Dennoch schaffte er es ein beeindruckendes Anwesen fertig zu stellen. Ein Tennisplatz, Erfrischungsraum, Badesee unter dem Wasserfall, ein Theater mit Kino?..und das alles in dieser beeindruckenden Umgebung. Die schlechte Bauausführung und die widrigen Umgebungsbedingungen ließen aber schon bald nach Fertigstellung den Verfall einsetzen. Dem Grundbesitz der Paronellas setzten über die Jahre Blitzfluten und Zyklone zu und nach zwei aufwändigen Wiederinstandsetzungsaktionen wurde die Anlage Anfang der siebziger Jahre völlig aufgegeben und sich selbst überlassen. Vor einigen Jahren im Jungel wiederentdeckt, ist es heute eine der wohl romantischsten, verträumt mystischsten Orte die es in dieser Gegend zu entdecken gibt. Der verfallene Charme der mit Moos bewachsenen Gebäude, die wilde Parkanlage oder der Fischteich unter dem Wasserfall ?.gerade bei Nacht unter seichter Beleuchtung einfach atemberaubend.

Der Ausflug zu dem Schloss der Paronellas war der Abschluss unserer kleinen Zwischenreise. Nun sollte es zurück nach Cairns gehen und dann auf die Taka. Nordwärts, zu unberührten Lebensräumen unter dem Meer, zu klaren Wassern in denen unbekannte Kreaturen hausen.

Fortsetzung gibt es im nächsten Artikel... Osprey Reef.