Blue Mountains Teil I

25.December 2010 - Katoomba


Liebe Familie, Freunde und Fans dieses Blogs,

dieser Blogeintrag freut mich ganz besonders - aus zwei Gründen:
David und ich schreiben ihn gemeinsam
Es wird endlich spannend: wir schauen uns wirklich was vom Land an ohne auf Job- oder Vansuche zu sein

Wir suchen keinen Van mehr? Richtig gelesen. Wir haben aber auch keinen gekauft. Der Transport nach Tasmanien wäre sehr teuer gewesen, ein vielfaches von zwei Flügen und dazu kommen die derzeit hohen Preise in Sydney. Wir kaufen uns später einen ? vielleicht.

Während wir das letzte Mal noch geschrieben haben, dass kein Bericht mehr aus Sydney kommt, finde ich jetzt dass diese Stadt doch ein paar Worte aus dem touristischen Auge wert ist.
David schreibt dann etwas über unsere Tage in den Blue Mountains und zu guter Letzt gibt es wieder einen Ausblick auf die nächste Zeit... wie immer ohne Garantie und mit 90%iger Änderungswahrscheinlichkeit.

Nach 6 Wochen in Sydney mit viel Arbeit und zwischendurch Frust wegen eben dieser wollten wir einfach nur noch so schnell wir möglich raus. Durch die zeitweise Unklarheit, ob wir noch arbeiten oder nicht, hatten wir jedoch auch die Zeit uns die Sehenswürdigkeiten anzusehen.

Man ist an einem freien Tag innerhalb einer halben Stunde am Strand. Wo hat man das schon? Dort gibt es dann auch noch öffentliche Grills. Dazu ein kühles Bier und man fühlt sich wie im Urlaub.

Dann Port Jackson, der Ort wo die erste Siedlung im Süden Sydneys gegründet wurde und im heutigen Norden (Manly) die Aborigenes gelebt haben. Das ist Geschichte live. Vielleicht sieht man es der modernen Stadt nicht an, aber sie ist die älteste in Australien. Wenn man jedoch auf Spurensuche geht findet man einige Hinweise. Wie etwa The Rocks, das älteste und sehr charmante Stadtviertel mit Cadman's Cottage, dem ältesten Haus Sydneys.

Eine kostenlose Tour zu Fuß durch Sydney hat uns in der knallenden Sonne nicht nur körperlich richtig fertig gemacht, sondern auch viele geschichtliche Ereignisse erzählt und vor allem gezeigt.

Wir haben die Geschichte Sydneys erkundet, sind über die Harbourbridge gelaufen (was für ein Ausblick!!!), haben an den Stränden gelegen, im Ozean gebadet, super viel günstiges Sushi gegessen (70ct pro große Rolle, ca. 10cm) und festgestellt dass es eine ganz schöne Stadt ist, wenn man etwas Zeit hat all das zu sehen.

Für mich war es besonders schön, dass die letzten drei Wochen unsere Freundin Ina, die wir schon in Brisbane kennengelernt haben, in unserem Zimmer war. Wir haben so manchen morgen verquatscht wenn David fleißig arbeiten war, haben zusammen gekocht und waren shoppen. Wir haben aber auch viel zu dritt gemacht. Es ist wirklich schön liebe Menschen wieder zu treffen.

So schön es auch war, wir haben uns sehr gefreut endlich aus der Stadt raus zu kommen und einen Trip in die Blue Mountains zu machen, dem auch unsere Markierung ?Katoomba? gilt.

Abhandlung über einen Ausflug in unberührte Natur: ?Wo der Wildbach rauscht?:

So kam es also, das vor dem verlassen von Sydney noch ein Ausflug in das nahegelegene Gebirge ?Blue Mountains? anstand. Man hatte schon viel davon gehört und so manche Hostelbekanntschaft schwärmte von den Eindrücken die dieses Gebirge auf seine Besucher ausübte. Wir verständigten uns mit der Hostelrezeption darauf das wir nach unserem Ausflug das gleiche Zimmer bekommen würden, Nicole besorgte uns ein Zelt und so machten wir uns des morgens auf, die unberührten Weiten zu entdecken.
Der Zug benötigt für die Fahrt 2 Stunden und brachte uns zu einem niedlichen kleinen Bahnhof in dem Örtchen Katoomba. Dieser Bahnhof allein war schon ein Kleinod. Er wirkte wie ein verschlafenes Überbleibsel aus vergangenen Tagen. Es gab ein gepflegtes Wartezimmer mit Blumenkästen und mechanischer Abfahrtszeitenanzeigetafel, welche von dem Bahnhofsvorsteher (called Stationmaster) persönlich betreut wird....wie romantisch.
Der Weg zu dem von uns angepeilten Hostel war, wie alle Wege in diesem Örtchen sehr übersichtlich und schnell zu erledigen. Im ?Flying Fox Backpackers? wurden wir freundlich begrüßt und unserem Zelt wurde ein Platz zugewiesen der mit seinem Ausblick über die Bergeshöhen die perfekte Entschädigung für die vergangenen Wochen im stickigen, schlecht belüfteten Hostelzimmer darstellte.

Der Name ?Blue Mountains? kommt nicht von ungefähr. Lässt man seinen Blick in die Ferne schweifen, erscheint es einem als würden die Berge in einem blau schimmernden schleierhaften Dunst liegen. Dieser blaue Nebel kommt von den zahllosen Eukalyptusbäumen, die ihre ätherischen Öle in der sommerlichen Hitze an die Umgebung ausdünsten. Dieser liegt dann wie eine Glocke über den Bergen. Gerade beim Blick durch das Fernglas ist man in ständiger Versuchung die Linsen zu putzen, weil man denkt das Glas sei beschlagen.

Von diesem schönen Ausblick motiviert ließen wir uns vom Chef des Hostels auf unseren ersten Ausflug schicken, der zu der touristischen Hauptattraktion Katoombas führte. Der ?Echo Point?, ein am Rande der Stadt gelegener Aussichtspunkt gibt einen gigantischen Überblick über das Tal und auf die ?Three Sisters?, einem Felsmassiv, deren äußere Erscheinung bei den alten Aboriginies, die Fantasie beflügelte. Sie stellten sich drei Schwestern verschiedenen alters vor, welche aufgrund unzüchtigen verhaltens von einer übermächtigen Gottheit in Felsen verwandelt wurden. Von hier aus also wurden die zahllosen Postkartenfotos gemacht die einem überall begegnen. Daher verwirrte es uns auch nicht wirklich, dass an diesem Aussichtspunkt zahlreiche Busse ankamen, welche Unmengen asiatischer Touristen ausspiehen. Bewaffnet mit Kameras zogen sie zunächst gegen das bekannte Motiv ins Gefecht und im weiteren sich selbst nach vollendeter Schlacht wieder in den Bus zurück. Ein verzichtbares, wenngleich beeindruckendes Erlebnis ? welchem man sich desöfteren in Australien nicht erwehren kann.
Vom Echopoint aus führte eine abenteuerliche Treppenkonstruktion in die Tiefe der Schlucht. Bereits nach wenigen Metern traf man kaum mehr einen Menschen. Der straffe Zeitplan und die vom Busfahren müden Knochen ließen einen derartigen Abstieg bei den Tourigruppen glücklicherweise nicht zu. Auf einem schmalen Trampelpfad ging es über Stock und Stein durch den Eukalyptusregenwald. Es tropfte von den Felswenden und mit Geschrei pfiff von Zeit zu Zeit ein Papagei an unserem Kopf vorbei.
Die Vegetation die uns begegnete war tatsächlich so wie ich mir einen Urwald immer vorgestellt hatte. Riesige Farne bedeckten den Boden und ließen nur stellenweise den Blick auf darunterliegende Mooskissen zu. Niederes Buschwerk, mit eigentümlichen, tausendfarbigen Blüten rankten sich um die Stämme übermächtiger Bäume die wie Riesen ihre Kronen hoch über unseren Köpfen trugen. Diese Bäume bildeten ein Dachwerk unter welchem es dem feuchtwarmen Klima gelang gegen die sengende Hitze zu bestehen. Unseren Weg säumten dicke Lianen. Nicht selten war man in Versuchung sich wie Tarzan daran zu versuchen. Die Vernunft gebot mir jedoch Einhalt, da meine körperliche Beschaffenheit nicht ganz an die von Tarzan reicht.
Nach ungefähr zwei Stunden Wanderung kamen wir an einen Wasserfall, welcher durch seine unglaubliche Höhe das bisher beeindruckendste Naturschauspiel bot. In donnerndem Tosen ergossen sich die Wassermassen über mehrere Hundert Meter tief in der Schlucht. Ein feiner Nieselhauch kühlen Wassers benetzte unsere müden Glieder und erfrischte uns. In den zahllosen Tröpfchen spiegelte sich glitzernd die Sonne, regenbogenfarben schillerte uns die Schönheit der Natur entgegen.

Erfrischt von dieser Begegnung schlugen wir uns weiter durch das Unterholz, bis wir unweit davon eine alte Kohlenmiene entdeckten. Vor vielen Jahren wurde hier in den Bergen das Schwarze Gold abgebaut. Fleißige Bergleute gründeten auf dem erwirtschafteten Reichtum so das heutige Katoomba. Die Miene ist heute ein Besucherzentrum, welches auf einfachem Wege mit einer historischen Schienenbahn aus dem weit über uns liegenden Ort erreicht werden kann. Man erhält Auskunft über die Arbeits- und Lebensbedingungen in alter Zeit und kann mit der Familie eine kleine Zeitreise unternehmen. Da die Fahrt mit der Bahn recht preisintensiv ist, entschieden wir uns für den Aufstieg auf Schusters Rappen. Eine beschwerliche steile Treppe saugte uns die letzte Energie des Tages aus den Knochen und wir waren froh uns am Abend in dem gemütlichen Aufenthaltsraum unseres Hostels zurücklehnen zu können. Da es in den Bergen am Abend zuweilen recht kalt werden kann, gab es sogar ein Kaminfeuer. Wir plauschten in gemütlicher Runde und versuchten uns an handgemachter Hausmusik bis uns gegen Mitternacht die Müdigkeit überrollte und wir uns in unser Zelt begaben um eine Nacht mit seeligem Schlaf zu verbringen.

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