In the ghetto...

16.February 2009 - Sydney


Ich sehe aus wie Hugh Grant.
Wollte mir zumindest ein chinesischer Verkäufer in einem australischen Kaufhaus erzählen. Komisch, dabei hatte ich die Ware doch schon bezahlt? der muss das wirklich ernst gemeint haben? verdammt! Vielleicht war es aber auch nur so ein Family Guy-Phänomen (?Oh my God, it´s Jackie Chan? ?Oh my God, it´s Ethan Hawke?: http://www.youtube.com/watch?v=4jopstEt1kQ )

Wie letztes Mal schon angesprochen: Ich habe eine Wohnung! Und das trotz halbherziger Suche. Andere Leute an der Uni haben mir im Gespräch erzählt, dass sie sich jeden Tag 2-3 Wohnungen angucken würden, aber entweder nicht genommen werden oder die Butze unter aller Sau wäre. Unter aller Sau ist dabei relativ, schließlich gibt es einen ganz entscheidenden Trick bei der Wohnungssuche in Sydney: Einfach keine Ansprüche haben!
So heulten sie also alle rum. Mich hat es erstmal relativ wenig interessiert, da ich im Hostel nett gewohnt habe und man dort schnell und einfach coole Leute kennen lernen konnte. Außerdem war der Weg zur Uni relativ kurz und solange ich dort noch meine Einführungsveranstaltungen und das Semester vor Ort zu planen hatte, waren meine Ambitionen, umzuziehen, relativ gering. Allerdings ist mir dieses Rumgeheule inklusive ungläubiger Fragen (?Wie? Du bist noch nicht auf Wohnungssuche??) irgendwann so auf die Eier gegangen, dass ich einfach mal im Internet bei gumtree.com.au geguckt habe, was es dort für Angebote gibt. Unter den ersten 5 Angeboten, die gerade als neueste Einträge angezeigt wurden, war etwas Nettes dabei. Angerufen, am selben Abend noch angeguckt, ein bisschen skeptisch gewesen, dass es so einfach gehen soll, allerdings für gut befunden und gleich dort geblieben.

Ohne relativ viel Aufwand wohne ich jetzt in einer WG mit 2 Brasilianern, einem Peruaner, 2 Asiaten (Malaysia und keine Ahnung, was noch) und einem Deutschen. Paul (der Deutsche) und ich haben irgendwie stillschweigend vereinbart, miteinander Englisch zu sprechen. Wir sind uns in der Uni bisher 2-mal über den Weg und im Affekt auf Deutsch begrüßt und 1, 2 Sätze deutsch miteinander gesprochen. Darauf folgte immer ein kurzes ?Oh, I´m sorry? und die Sprache wurde wieder geswitcht. Ist auch mal eine willkommene Abwechslung, da man hier wirklich sehr vielen Deutschen über den Weg läuft, die auch darauf bestehen, ihre Muttersprache zu sprechen.
Zurück zur Wohnung: Bei 7 Leuten gibt?s hier allerdings keine 7 Schlafzimmer. Ich teile mir ein Zimmer zusammen Andres, dem Peruaner, und Eric, dem Malaysianer. Zu dritt teilen wir uns einen begehbaren Kleiderschrank und Badezimmer inkl. Dusche und Badewanne. Zum Glück gibt es 2 Bäder und insgesamt 3 Toiletten, sodass von den Sanitäranlagen jeder gut versorgt ist. Weiterhin gibt es eine gut ausgestattete Küche, die gemeinsam genutzt wird, Fernseher und DVD-Player (leider ohne Foxtel), Wireless LAN und Waschmaschine und Trockner, welches allesamt in der Miete mit inbegriffen ist. 2 kleine Haken gibt es da allerdings doch: Der Trocker dreht sich nicht und das Wireless LAN ist auf 25 GB Traffic im Monat begrenzt. Mitte des Monats surft man also in guten Zeiten mit 7 kb/s herum. Ansonsten gibt?s es aber nichts zu meckern, da alles wirklich sehr sauber ist und die Leute alle cool sind. Sind, glaub ich, auch alles Studenten. Dementsprechend nerven sie auch nicht durch übertriebenes Partygehabe. Außerdem habe ich in Australien schon einige Male viel beschissener gewohnt und in Deutschland eine Wohnung in Potsdam gehabt. Dagegen ist diese WG wirklich reiner Luxus.
Ein weiterer Vorteil ist, dass ich zu Fuß noch schneller bei der Uni bin als zuvor vom Hostel aus. Wenn ich nach King´s Cross Partymachen möchte, ist der Hinweg schon ein bisschen länger. Allerdings bezahle ich als Exchange Student nur 50 der Preise für Fahrkarten im Nahverkehr. Macht dies also auch wieder wett.

Die Wohnung ist in Redfern, einem Bezirk ca. 1,5 km südlich der Innenstadt gelegen. Wenn man Redfern bei Google eingibt, spuckt einem die Suchmaschine als erste Ergebnisse Meldungen über Straßenkrawalle im Jahr 2003 aus. Außerdem wurden hier einige Szenen aus der Matrix-Trilogie gedreht. Australier rollen bei Redfern eher mit den Augen, soll hier in Sydney schon ein ziemlicher Problembezirk sein. Vom subjektiven Eindruck ist es hier allerdings nicht so schlimm. Ok, es laufen schon ziemlich abgefuckte Leute durch die Gegend, ansonsten ist aber ganz ok. Wäre Sydney Tostedt, wäre Redfern Dohren. Wäre Sydney Deutschland, wäre Redfern Ostdeutschland. Nur, um die Relationen zu verdeutlichen.
In Relation zu meinen Mitstudenten zahle ich als Miete nur die Hälfte von dem, was andere zahlen. Selbst für deutsche Verhältnisse sind die Mietkosten ok.

Break ohne Überleitung: Die letzte Woche war von Uni-Veranstaltungen weitestgehend befreit. Man hatte also ordentlich Zeit, einen draufmachen zu können. Donnerstag Abend sollte es in die World Bar gehen, Freitag auf ein House-Party am Strand, da unter den Leuten, bei denen Melinda (Potsdam) wohnte, ein DJ dabei war, der dort auflegen würde. Ich war an beiden Abenden allerdings so fertig, dass ich schon um 23 Uhr Ortszeit ins Bett gegangen bin. Das Wetter hat sein übriges getan.
Überhaupt ist außer den ersten beiden Tagen, seitdem ich hier in Sydney bin und die ich nur verpennt habe, dauernd am regnen. War für Samstag gutes Wetter vorausgesagt, hat es geregnet und die Nachrichten vertrösteten einen auf Montag. War Montag gutes Wetter vorausgesagt, wurde man vom ans Fenster prasselnden Regen geweckt und die Nachrichten vertrösteten einen auf Mittwoch. War Mittwoch, blabla? ihr wisst Bescheid, wieder auf Samstag.

Break mit Überleitung: À propos Samstag ? Samstag haben sich Nikola (Potsdam), Johannes (ein anderer Deutscher aus Berlin) und ich für ein paar Drinks in der Scubar, einer Backpacker Bar im Zentrum von Sydney, verabredet. Dort haben wir auch weitere (wieder mal deutsche) Leute von der Uni getroffen. Zusammen sind wir weiter in eine andere Bar gezogen. Alle anderen sind schon früher aufgebrochen, Johannes und ich sind noch bis zum Schluss geblieben, was so viel bedeutet: 3 Uhr. Um diese Uhrzeit musste der Laden schließen und alle Gäste rauswerfen. Als wir zurück in die andere Bar wollten, war dort das gleiche Bild vorzufinden. War dennoch ein wirklich witziger Abend. Unter den Leuten war auch Ulrich dabei. Ulreich ist aus Österreich, aber ansonsten cool. Er hat es schon raus zu haben, wie und wo man in Sydney billig trinken und essen kann. So meinte er, dass es in einem Hotel jeden Mittwoch und Samstag Steak für 3 $ und jeden Sonntag BBQ im Darling Harbour für 2 $ Dollar und Cocktails für 5 $ geben würde. Gleich mal die Nummern ausgetauscht und für nächsten Tag für die Bar verabredet.
Am nächsten Tag sollten auch die Soccer Trials für die diessemestrige Saison der Universität stattfinden. Aufgrund des Regens wurde das allerdings kurzfristig abgesagt. Finde ich gut, dass die Verantwortlichen auch wirklich mit so viel Verantwortungsbewusstsein ihre Arbeit tätigen und diese Maßnahme ergriffen haben. Schließlich hätte man sich auf dem nassen Rasen ja ganz schlimm wehtun können. Stellt euch vor: Am Ende wäre jemand ausgerutscht und hätte sich einen Fingernagel abgebrochen. Vögel?

Die jetzige Woche ist voll mit Veranstaltungen rund ums Studium. Unter anderem gibt es Dienstag ein Free BBQ in der Uni und Fakultäts-Willkommens-Parties, Mittwoch ist O´Day, an dem sich die ganzen Social und Sports Clubs der Uni vorstellen, sowie eine Welcome Cocktail Party für alle International und Exchange Students. Freitag gibt es schließlich noch ein O´Festival mit verschiedenen Bands, welches draußen auf dem Uni Campus stattfinden soll

I´ll keep you updated with any new developments. Flips Flops brauche ich übrigens immer noch. Beim derzeitigen Wetter hat das allerdings keine Eile?