Da waren wir nun wieder, zurück vom Kanutrip, ohne weitergehende Pläne, aber immer noch mit dem Boot auf dem Dach und guter Dinge.
Was würde näher liegen, als einfach noch paar Tage auf einem schönen See zu verbringen und die Landschaft zu geniessen.
Andy brauchte sein Kanu noch nicht wieder und alle schwärmten uns was vom nicht weit entfernten (400 km...) Murtle lake vor.
Also Sachen gepackt und weiter ging die Reise.
In der Nähe des Bowron Lake befindet sich Barkerville, eine alte, für Touristen aufgehübschte Goldgräberstadt, wo ein Stop fast obligatorisch ist.
Alte Häuser mit Original Ausstattung, Pferdekutschen und Einwohner in standesgemässer Kleidung lassen das Flair einer Goldgräberstadt vom Anfang des 20. Jahrhunderts wieder auferleben, inklusive Goldwaschen für jedermann. Mit Garantie auf Erfolg, versteht sich.
Tatsächlich wurde hier in Barkerville, welches sich am Ende des berühmten Goldrushtrails befindet, zentnerweise Gold aus dem Berg geholt und alte Minen und Geröllhalden sind stille Zeugen jener Tage.
Ein Tag reicht durchaus, um sich den Ort anzusehen und wenn man auf der Durchreise ist, sollte man sich die Zeit dafür nehmen.
Die folgenden drei Wochen unseres Resturlaubs sollten unverplant bleiben, nur der Rückflug setzte eine letzte deadline.
Grund genug also, um uns von nun an treiben zu lassen, mit dem Weg als Ziel und mit unverhofften Highlights.
Eines davon wartete in Interlakes auf uns, das zufällig durch Reklame auf sich aufmerksam machte.
Ein Rodeo stand mit auf unserer to do Liste, vielmehr auf Miris und somit war ein weiterer Tag ganz unerwartet gefüllt worden.
Enttäuscht wurden wir jedenfalls nicht, die Cowboys und Cowgirls gaben ihr Bestes beim Kälber mit dem Lasso fangen, Bullenreiten, Pferderennen und anderen Disziplinen. Auch die Kleinen hatten ihren Spaß beim Reiten auf dem Hammel.
Früh übt sich, was ein richtiger Cowboy werden will.
Wer am Ende gewonnen hat, keine Ahnung, auf jeden Fall der Mensch.
Das Tier bezwungen und gefügig gemacht, so will es der Brauch. Ein Sport für echte Kerle und handfeste Frauen, martialisch anzusehen und doch irgendwie fesselnd.
Erst recht, wenn der Reiter auf die Nase fällt...
Bevor es zum Murtle Lake weiter ging, verbrachten wir noch einen Tag im Wells Gray Park, etwas zum Rumwandern und zum Besuch der 130 Meter hohen Helmcken Wasserfälle.Imposant anzuschauen, wenn auch für mich das zweite Mal innerhalb eines Jahres.
Schon auf der Hinfahrt zum Murtle Lake gab das erste Highlight zu sehen. Auf der Schotterstraße zum See überraschten wir einen Elch, der ganz verwirrt noch ein paar Minuten vor dem Auto her rannte, bis er endlich ein Schlupfloch im Wald fand.
Der See war bald erreicht und eine abendliche Kanutour mit der Angel im Schlepptau brachte uns sogar noch das Abendbrot in Form einer dicken Forelle ein.
Drei Tage blieben wir am Murtle Lake und genossen die Ruhe und Idylle des mit langen Sandstränden gesäumten Sees, der nicht umsonst als einer der schönsten Seen in BC gilt.
Der Zugang zum See erfolgt durch eine lange Portage, nervig, aber letztendlich hält sie die ganzen Speedboot Touristen fern und erhält die Natürlichkeit dieses glasklaren Sees.
Für mich wird Murtle Lake als einer der schönsten Seen in Kanada in Erinnerung bleiben und ich würde jedem empfehlen, bei einer Reise durch BC dort vorbeizuschauen. Nur mit starkem Wind sollte man immer rechnen und die langen Strecken auf den Morgen oder Abend verlegen.
Das kleine Highlight des zweiten Tages, ein über die Murtle Lagune schwimmendes Eichhörnchen, das uns geradewegs in den Bug gebrettert ist.
Keine Sorge, es hat jedenfalls wohlbehalten das andere Ufer erreicht, vielleicht mit Kopfschmerzen...
Aber wer hätte gedacht, das Eichhörchen schwimmen können. Vielleicht wartete am anderen Ufer eine begehrenswerte Eichhörchendame auf ihn, wer weis.
Als wir am dritten und letzten Tag in einen der Kanäle reingepaddelt sind, hielten wir direkt auf einen Elchbullen zu, der gerade ein morgentliches Bad im Bach nahm.
Ein seltsames Gefühl, wenn um die Kurve plötzlich so ein Berg von Tier den Weg versperrt. Wir stoppten und staunten, der Elch guckte dumm aus der Wäsche und verschwand langsam im Gebüsch.
Ganz verschwunden war er dann aber noch nicht und schaute uns beim nahen Vorbeifahren aus dem Busch heraus an, vollkommen irritiert und mißtrauisch.
Uns trennten vielleicht drei, vier Meter von dem gewaltigen Tier, was hätte jederzeit losspringen können und keiner von uns machte irgendeinen Mucks. Am Ende blieb er stehen und verschaffte uns ein Erlebnis der besonderen Art, das Highlight des Tages sowieso.
Nun war es an der Zeit, Kanu und Ausrüstung wieder zurück zu bringen.
Wie der Zufall es so wollte, plante Ellis Helferin Cindy und Bekannte (Sina aus Dresden...) eine Wanderung zur Mica Mine auf dem gleichnamigen Berg in der Nähe.
Wir schlossen uns spontan an und gemeinsam nahmen wir die 5 stündige Tour in Angriff.
Bis rauf zur Ostflanke des Mica Moutain, wo einst Glitter in der besagten Mine abgebaut wurde, führte uns der recht steile, aber aussichtsreiche Weg und der mindestens genauso schmerzvolle Abstieg.
Oben an der alten Mine kann man noch reichlich von dem wie zähe Plastikfolie anmutenden Gesteins finden und wir nahmen reichlich Souvenirs mit.
Die Rückfahrt vom Berg wurde noch mit einer Schwarzbärsichtung belohnt, große Freude tat sich auf.
Cindy reiste an demselben Abend noch ab und schon am nächsten Morgen kam ihre Nachfolgerin Sarah aus der Schweiz an.
Wie man es von Elli und Andy kennt, immer voll Haus und immer einen Helfer, oder zwei...
Ich hatte es die ganze Zeit gehofft, aber noch nicht wirklich dran geglaubt, aber tatsächlich waren die ersten Lachse in Tete Jaune angekommen.
Diese Nachricht sprach sich rum wie ein Lauffeuer und genauso wie wir fanden sich bald jede Menge Schaulustige an den Rearguard Falls ein, um sich dieses Spektakel nicht entgehen zu lassen.
Die Wasserfälle markieren die natürliche Grenze des Aufstiegs der Lachse, nur wenigen gelingt es, drüber zu kommen. Trotzdem versuchen es viele der Fische unter Aufbringung der letzten Kräfte, die Fälle durch hohe Sprünge zu überwinden.
Den wenigsten gelingt nach der 800 km langen und anstrengenden Wanderung aus dem Meer die Überwindung dieser Wassermassen, aber jene die es schaffen, können genau an dem Ort ihrer Geburt ihr Laichgeschäft vollziehen. Die meisten Lachse laichen aus dem Grund etwas stromabwärts an den Laichgründen nahe Tete Jaune.
August bis September dauert dieses Treiben an und ist Höhepunkt für viele Besucher.
Die Fische stellen ab Beginn der Wanderung das Fressen ein und verlieren bis zum endgültigen Laichort das vielfache ihres Körpergewichts. Nach dem Laichen sterben alle Fische, stinkende Kadaver säumen die Flußufer und der Kreis schließt sich wieder.
Ein unglaublich eindrucksvolles Phenomen, wenn man man sich genau damit beschäftigt.
Wir hoffen, auch noch weitere Lachswanderungen zu Gesicht zu bekommen auf unserer Weiterreise. Die Saison hat gerade erst begonnen und Millionen Lachse werden auch in anderen Flüssen erwartet.
Unsere Fahrt führt uns nun wieder in die kanadischen Rockys, erst nach Jasper, dann den bekannten Weg nach unten Richtung Banff.
Die schöne Bergkulisse wollen wir nun auch mal im Sommer anschauen, wenn wir sie auch mit vielen anderen Touristen teilen müssen.
Bis Bald