So, aus Vancouver bin ich nun wieder verschwunden, ebenso von der Chaosbaustelle von Adam und Angela, wo irgendwie gar nichts richtig organisiert schien.
Ihr Umzug sah auch entsprechend aus, kaum eine Kiste gepackt und ich durfte erstmal Pflanzen umtopfen...
Nee danke, nicht noch so einen Tag und somit hab ich mir die Stunden der letzten zwei Tage bezahlen lassen und mich im Leihwagen auf Richtung Chilliwack gemacht.
Meine letzten Tage in Kanada wollte ich noch ausserhalb der Stadt verbringen und meinem Hobby fröhnen.
Die Rotlachse ziehen gerade den Fraser rauf und dürfen dieses Jahr befischt werden, da mußte ich hin!
Beim Bridal Campground fand ich einen mit 15 Dollar preiswerten Platz zum Nächtigen, der billigste und best ausgestatteste unserer gesamten Reise. Na dann kanns ja losgehen.
Ein paar gute Angelstellen hatte ich mir schon vorher im Internet rausgesucht und versuchte mein Glück am Island 22 Provincial Park.
Dort hatte ich keinen Erfolg, also auf zur Nächsten Stelle.
Was mich paar Kilometer weiter flußaufwärts erwartete, hätte ich mir aber auch nicht im entferntesten vorgestellt. An einem Uferabschnitt über mehrere hundert Meter reihten sich Angler am Ufer wie auf einer Perlenkette.
Alle 4-5 Meter stand wer und fischte, oft die ganz Familie im Schlepptau mit frisch gefangenem Fisch schon auf dem Grill. Jeder der irgendwie eine Angel halten konnte, war am Start, von jung bis alt.
Dieses Spektakel, was dort abspielte, nennen die Kanadier Gong Shows, ein Fischerntefest könnte man es auch nennen.
Permanent wurde irgendwo am Ufer ein dicker Lachs gefangen, Leute riefen durcheinander und viele kamen mir mit Müllbeuteln voller Fisch entgegen. Auch die Karawane an geparkten Autos nahm kein Ende.
Eins war klar, sowas erlebt man nicht alle Tage, selbst die Kanadier nicht. Ich muss nicht weiter suchen...
Bevor ich noch lange drüber nachdachte, in welchem Film ich hier gerade gelandet bin, mischte ich mich unter die Anglergemeinde und versuchte auch mein Glück, in der Hoffnung auf den großen Fang und einem köstlichen Stück Lachs zum Abendessen.
Wie man es sich gut vorstellen kann, kommt es bei diesem Gedränge von Anglern zu Problemen. Es ist ein permanentes Ineinandergeraten von Schnüren, Ruten und desöfteren auch ein Austausch von verbalen Nettigkeiten. Ein Spektakel sondersgleichen.
Zwei Angler hatten sich verheddert, dummerweise schauten sie sich von den gegenüberliegenden Uferseiten aus an. Lust auf Tauziehen?
Ein Typ 20 Meter von mir entfernt fing einen Fisch und gleich noch die Schnur von drei anderen mit.
Natürlich auch meine und somit verbrachten wir paar Minuten damit, den Schnursalat zu entwirren, während alle versuchten, sich nicht gegenseitig auf die Angelruten zu treten.
Die Hoffnung auf einen Fisch wurde mit der Dämmerung zunichte gemacht, brachte mich aber gleich am nächsten Morgen wieder zu der vielversprechenden Stelle.
Am Ende gelang es auch mir, einen schönen Lachs durch die Schnüre der ungeduldig schauenden Angler ans Land zu bugsieren.
Das Abendessen war gesichert, und nun bloss weg von dem Strand, der nach wochenlangen Angelorgien wie eine Schlachtebank aussah.
Später fand ich noch eine weniger frequentierte, aber ergiebige Angelstelle, an der Angeln endlich wieder Spaß machte und mir und meinen Campingplatz-Mitbewohnern reichlich Lachs bescherte.
Keine Ursache, gern geschehn...
Ja, in etwa so hab ich mir meinen Kanada Abschluss vorgestellt. Er hätte nicht besser aussehen können.
Meine Zeit ist nun abgelaufen, das Jahr ist um. Morgen fliege ich heim, den Koffer voller schöner Eindrücke und gemischten Gefühlen. Ein wenig traurig bin ich doch, dieses schöne Land zu verlassen.
Kanada, ich werd dich vermissen!
Und wir sehen uns in good old Germany wieder, ich freu mich auf euch!