Von dem berüchtigten "Caddylack" verspüre ich garnichts. Nicht das ich mich jetzt beschweren
will deswegen, ein wenig positiv überrascht bin ich dennoch. Geschlafen wie eine Kröte im
Winter habe ich. Mein geliebter Wecker hat mich dann wieder um 7.30 Uhr, Ortszeit versteht sich,
aus einem traumlosen Schlaf geholt. Ab ins Bad zum morgendlichen zivilisierungs Akt. Beethoven
dröhnt aus dem iPhone und das Wasser riecht ziemlich penetrant nach Chlor, Japanisches H2O+Cl.
Egal, das Gesicht wird trotzdem glatt und die Zähne entkariesiert. Kurz vor 8.00 Uhr; ab zum
Frühstück. Üppige Auswahl ist in der Tat etwas anderes, dafür schmeckt das Ganze um so besser.
(Achtung, ich als nicht-Japan-freak kenne die Bezeichnungen der versch. Speisen nicht, dennoch
beschreibe ich sie ein wenig, ganz ohne Fachchinesisch, öhm -japanisch.)
Reisdreicke mit versch. Gewürzen, Misosuppe (Hey, das konnte ich mir sogar merken. FÜr fehlerhafte
bist total-verquatschter Rechtschreibung übernimmt der Autor dennoch keine Haftung), Eiercreme
, Kaffee mit Kaffeesahne und Wasser gab es. Nach genüsslichstem Schlemmen, naja gut, das was man in 20-30 min. so alles verschlemmen kann, ging es dann auf zu unserem ersten gemeinsamen Ausflug. Man sollte noch hinzufügen, dass jeder Raum, ja jeder, einchließlich jedes Haus, mit einer oder gleich mehreren Klimaanlagen ausgestattet ist. Strom haben die Japaner, dank den Atomkraftwerken die rund um die Insel verteilt stehen, genügend. Mir stellt sich nur die ernst zu nehmende Frage, wie ich finde, ob die Japaner sich hier nicht im (Teufels-)Kreis Kühlschrankeffekten. Denn jede Klimaanlage erzeugt bekanntlich extreme Abwärme.
Also ging es nun los. Wir gingen aus dem Hotel und ich lief erst einmal gegen eine Wand von
schwülwarmer Luft. Nochmals zur Erninnerung, es ist 8.40 Uhr morgens. Die Luft hat es nichtmal
im Entferntesten im Sinne sich auch nur ein paar Meter weit zu bewegen, sie steht. Wie dem
auch sei, los geht's. Die Sonne strahlt so unerbittlich durch das Ozonloch, das wir uns so gut es
geht in den Schatten flüchten, um dort Uv-sicherer weiter zu laufen. Getränkeautomaten Säumen jede
Straße und Gasse. Im Vergleich sind die Preise sogar angemessen und im Supermarkt nicht billiger. Nur bei größeren Abnahmemengen wird es ein wenig billiger. Eine kleine Flasche im Automaten
kostet um die 130 Yen (Umrechnungskurs liegt bei 1:112). Die größeren Flaschen im Supermarkt
ca. 180Yen/2l. Wasser gibt es zwar in jedem Restaurant umsonst dazu, und das auch soviel man will, dafür kostet das Wasser an den Automaten teilweise mehr als andere Getränke, sogar mehr als manches Bier, und Alkohol ist in Japan total überteuert. Verstehe einer die Japaner.
Wir machen uns auf den Weg zum Rathaus von Kobe. Dort angekommen, fahren wir in den obersten Stock und haben eine gigantische Ausicht. Unter anderem schon auf die Erdbebengedenkstätte die wir gleich besuchen werden. 1995 erschütterte Kobe ein ca. 23 sekündiges Erdbeben der Stärke 7. Die Skala richtet sich nach der Japanischen und weicht ab von der Europäischen. Stärke 7 ist so die letzte Stufe vor dem totalen Weltuntergang, also die vorletzte Stufe der gesamten Skala. Solange sich ein Erdbeben Spiralförmig
oder auch linear vertikal bewegt, besteht keine große Gefahr. Wenn es jedoch horizontal bebt, dann sollte man, sofern man gläubig ist, anfangen zu beten, denn dann wird es richtig ungemütlich und verdammt lebensgefährlich. Dies beben im Jahre 1995 war so ein horizontales Beben. Dabei wurde fast die komplette Stadt zerstört und wieder von der Japanischen Mafia aufgebaut. Warum die Mafia? Weil kleinkriminalität die Aufmerksamkeit von den örtlichen Behörden auf sich gezogen hätte, und sich so schlecht Drogengeschäfte
und der Gleichen erledigen lassen. Also hilft man doch lieber bei dem Wiederaufbau der Stadt, und richtet es sich gleich noch schön modern ein. Also von dem Gesichtspunkt unterscheidet sich Kobe nicht groß von anderen Großstädten. Es ist ein wenig enger wie in Stuttgart, dichter und höher. Es funktionieren sehr viele Sachen mit elektronischer Unterstützung. Zum Beispiel das Händewaschen funktioniert fast überall nur mit einem Sensor. Mir kommt gerade so die Frage, was die Japaner wohl machen, wenn einmal das
Stormnetz zusammenbrechen sollte. Ich meine, wenn man sich nicht einmal mehr die Hände waschen oder die
Toilettenspülung benutzen kann...
Auf dem Weg zur Gedenkstätte und auch dort selbst fällt sofort das sehr penetrante und, je nach
Popolationsdichte, extremst laute gezirpe der Zikaden auf. Diese überdimensionierten Maikäfer machen jedem Stadtverkehr den (Dezibel-) Garaus, und selbst bei sehr lautem Sprechen versteht man nur in unmittelbarer Nähe das Gesagte. Aber den Tieren kann man fast nicht böse sein, denn selbstredent hat ihr
gezirpe einen Sinn. In der Evolution erhält sich unnützes nicht sehr lange. Es ist die, ganz japanisch, hauseigene Klimaanlage, ihre Art mit der Hitze druch Kühlung fertig zu werden. Also nehme ich diese an Geräuschterror und Lauschangriff grenzende gezirpe hin, und versuche trotzdem Peter, unsere Reiseleitung zu verstehen. Ich vermisse irgendwie den Kühlungseffekt der Klimaanlage des Rathauses. Es geht weiter. In
Richtung Küste sehen wir noch weitere Zeugen des Erdbebens. Unter anderem ein Stück des Hafenstegs, der so belassen wurde, wie ihn das Beben hingerichtet hat. Steinpfosten mit Bildern und ein Video zeugen weiter
von der Katasrophe. Und denkt daran, falls es Beben sollte, macht die Türen auf und geht von den Fenstern weg. Such euch Schutz, weg von Regalen und sowieso allem was umfallen und dabei Schaden anrichten könnte.
Die Türe deswegen öffnen, da sich der Türramen verziehen könnte bei einem heftigeren Beben.
Jetzt treten wir eine etwas längere Reise zu Fuß an, in Richtung City, genauer gesagt Richtung ChinaTown. Es ist heiß, penetrant heiß, schwül, und heiß. Denise explodiert fast der Kopf von der Hitze, nicht nur innerlich, eine Tomate Güteklasse 1 hätte es schwer gegen sie im "Red Head Contest". "Isch hab' Kreislauf" würde Horst Schlemmer wohl sagen. Und den hat sie auch, wie jeder andere auch, nur dieser ist im Moment ein wenig am druchdrehen. ChiaTown kann man da fast nicht wirklich genießen, wir bummeln nicht, wir suchen einfach nur kühle (weil ja immer alles überall Klimatiesiert ist) Läden. Die finden wir auch, kaufen sogar
etwas. Einen Fächer. Damit der dehydrierende Kopf auch Sinn ergibt, verpasst man mit dem Fächer dieser faulen, nur stehenden Luft, einen gehörigen Schlag, und erreicht somit einen Kühlungseffekt durch die am dehydrierenden Kopf vorbei sausenden Luftmolekülen. Mittagspause vorbei, Treffpunkt erreicht geht es mir der Gruppe wieder weiter nach Hause zum Hotel.
Im Zimmer angekommen ärgere ich mich ein wenig über das sehr gründliche und gut arbeitende
Reinigungspersonal, denn sie haben die Klimaanlage ausgeschalten. Sinnvoll in der Tat, weil wir ja auch nicht da waren. Aber mal ganz ehrlich, Einkaufsläden die zu zwei Seiten hin offen sind, also so richtig offen, nicht nur die Türen, sind Klimatiesiert. Da würde es nur einen kleinsten Bruchteil ausmachen, wenn wir unser Zimmer fünf Stunden gekühlt hätten, ohne selbst anwesend zu sein. Die Umwelt ist ein Wesen in Japan, dass es nicht unbedingt im Alltag zu schützen gilt. Und wenn man so überhizt ist, versteht man
das sogar, bzw. man fühlt es ihnen nach. Wenn der Kreislauf spinnt, erquickt man sich selig an der kühlen Luft.
Wohl an denn, jetzt noch etwas essen und dann Schlafen, achja gebadet habe ich noch. Eine sehr komfortable
und für einen Badstieber angemessene säubernde Erfrischung.