Ueber Arbeit und nette Tiere

31.October 2010 - Townsville


Hallo!!! Nach fuenfwoechiger Abstinenz kehre ich wieder auf die Blog-Buehne zurueck.

Joa, die Zeit ist rasend schnell vergangen - schon ueber Zwei Monate.
Ich schreib am besten einfach drauf los...

Mein erster Arbeitstag fing turbulent an.
Als ich an einem Montagmorgen aufwachte hoerte ich es schon plaetschern und regestrierte schnell, dass es sich nicht nur um einen kleinen Schauer handelt.
Ein Blick aus offener Tuer schockte & faszinierte mich zugleich, denn solche Regenfaelle habe ich in Deutschland noch nicht erlebt. Was da an Wassermassen herabfiel - ueberwaeltigend!
Weniger Ueberwaeltigend war die Erkenntniss, dass ich so unmoeglich mit dem Fahrrad zur Arbeit komme und gezwungenermassen ein Taxi bestellen musste, welches mich 30 Euro kostete... Auf dem Rueckweg nahm mich dann ein Arbeitskollege mit.

Hier koennt ihr meinen Arbeitsweg sehen (Bild 3)

Was mache ich dort eigentlich genau?

Ich hab mich ein bisschen frueher von der Mittagspause zurueck zum Arbeitsplatz geschlichen, um ein paar Fotos zu schiessen - hat auch ganz gut geklappt ;-)

Also, ich arbeite fuer ALS http://www.als.com.au/, ein Unternehmen, das Weltweit mit diversen Rohtstoffen operiert.
Meine Fabrik (Bild 4/5) arbeitet mit Goldminen zusammen, welche uns Proben aus ihren Minen zusenden (Bild 6) welche zumeisst noch ziemlich feucht sind, weshalb wir sie vorerst in einem Ofen (90Grad, Bild 7,8) aufgewahren.
Jede dieser Proben ( in den Saecken) deckt ca. 1 qm in dem zu testenden Gebiet einer Mine ab.

Das ist mein Arbeitsbereich (Bild 9) & Arbeitstisch (Bild 10). Meine Aufgabe ist es, die Proben aus den Saecken, welche zumeist noch extrem Steinig sind, mittels einer Maschine (Bild 11) zu ''pulveresieren''. Anschliessen fuelle ich das Pulver in kleine Tuettchen (Bild 12) und leite diese weiter dann weiter an das Labor, wo der Goldgehalt analysiert und entschieden wird, ob sich eine Grabung lohnt. Deshalb ist es von hoechster Wichtigkeit, dass ich die Proben in die richtigen Tuettchen fuelle, da sonst ein Schaden im 6-Stelligen Bereich entstehen koennte .Also immer die Nummern vergleichen (Bild 13).

Ich beginne damit, die Probe in die Maschine zu fuellen (Bild 14) und schliesse diese (Bild 15). Anschliessend oeffne ich sie wieder und lifte dieses ''Gewicht'' (10kg), welches sich in der Trommel befindet, in die Luft (Bild 16), um den Inhalt anschliessend mit einer kleinen Schaufel (Bild 17) in die Tuettchen (Labor) und zurueck in die Saecke (Lager) zu fuellen. So Handhaben es zumindest alle ausser dem, der mich anlernte und mir. Wir heben das Gewicht mit der Hand heraus und wieder rein (Bild 18), da es oefter mal vorkommt, dass das Seil vom Lift reisst, was sicher nicht sehr angenehm auf der Hand ist...
Damit abgeschlossen reinige ich die Maschine und fuelle sofort die naechste Probe zum pulverisieren herein. Das befuellte Tuettchen (Labor) stecke ich in einen Karton (Bild 19). So geht es die ganze Zeit weiter. Je nachdem, wie schnell man ist nutzt man zwischen 3- 5 Maschinen und ist so in staendiger Bewegung. Ich schwitze dermassen stark, dass mir der schweiss von der Stirn tropft. Das ist dann der Indikator fuer mich, dass ich gerade wirklich schnell bin.
Aua, ja, die Maschinen sind auch total heiss, weshalb man sich regelmaessig mal verbrennt (Bild 20, 21). Man wird ebenfalls extrem dreckig durch den ganzen Staub in der Luft...

Dann hat man halt noch ein bisschen Papierkram und Computerarbeit zu erledigen.

Ich hoffe es einigermassen vernuenftig erklaert zu haben :-)

Die ersten fuenf Wochen habe ich im Wechsel Frueh- (6 - 16 Uhr) und Spaetschicht (16 - 00 Uhr) gearbeitet.
Die Spaetschicht gefiel mir eher weniger, da man quasi nichts vom Tag hat. Schoen war aber die Heimfahrt, da es etwas kuehler war und desoefteren ziemlich grosse Fledermaeuse die Strasse kreuzten.
Da ich extrem produktiv bin und gut mit meinem Chef auskomme, machte er die Ausnahme mich nun permanent in der Tagesschicht arbeiten zu lassen. Ich haenge mich auch wirklich ziemlich rein, bin schon schneller als der, der mich anlernte und liefere Stueckzaehlen ab, die kaum ein anderer schafft. So knackte ich nun schon mehrmals die 200er Marke, was in den letzten Monaten nur dem Bruder des Chefs regelmaessig gelingt.
Aus diesem Grunde ist es mir auch gestattet nun jeden Samstag zu arbeiten - Zuschlaege fuer Wochenende und Ueberstunden kosten die Firma ziemlich, darum wird selektiert, wer arbeiten darf.

---> Eine weitere Besonderheit in Australien ist, dass der Lohn Woechentlich ueberwiesen. <------

So sieht meine Arbeitswoche ungefaher aus:

Mo. - Fr.: 6 Uhr auftstehen, Fruehstuecken,
7 Uhr mit dem Fahrrad zur Arbeit
16 Uhr nach Hause fahren, fuschen, kochen, Sport und mit Mitbewohnern was unternehmen
Samstag: 4 Uhr aufstehen ---> derselbe ablauft.

Gestern habe ich z.B. nach der Arbeit eine Stunde Sport gemacht und habe anschliessend mit einem Mitbewohner den "Castle Hill" bestiegen (Bilder beim naechsten Blog). Danach war ich auch dermassen platt, dass ich um 9 in die Falle ging.

Ich werde auf alle Faelle versuchen, die 6 Tage Woche bis Weihnachten durchzuziehren und schoen zu sparen - aber das wird schon, die Zeit vergeht wirklich wie im Flug.
Ach, Flug! Ich fliege am 28. 12. nach Sydney und habe dort fuer fuenf Tage freie Unterkunft. Wurde von einem Franzosen aus meinem Hostel eingeladen. Grossartig!

Man munkelt, in Sydney sei das schoenste Sylvester der Welt :-p

Werde danach wohl wieder zurueck nach Townsville, um noch drei weitere Wochen zu arbeiten, bevor das Reisen richtig losgeht. Habe auch schon einen kleinen Plan (kann sich bekanntlich schnell aendern). Werde wohl nach Brisbane fuer ein paar Wochen, dann nach Melbounre und von dort aus per Faehre nach Tasmanien. Hin und wieder werde ich dann nach kleinen Jobs ausschau halten, denn permanent Rumreisen und nur Geld ausgeben kann ich mir schwer vorstellen.

Hier noch eine nette Anekdote:

So ziemlich am Anfang meines Fabrikantendaseins, als ich mit meinerm Rad gerade zur Arbeit fuhr, knallte es auf einmal ziemlich an meinem Helm.
Mein erster Gedanke was, dass ein Auto mir beim Vorbeifahren eine Flasche an den Kopf geworfen hat.
Ha! Ein toter Gegenstand waere wuenschenswerter gewesen, stattdessen stuerzte sich dieser verruecktgewordene Greifvogel auf mich.
Ich, wie verrueckt in die pedale getreten, dreh mich um, da ist dieser Koloss (Ja, er war erschreckend gross) im Gleitflug genauso schnell, wie ich im Sprint und kotet auf mich!!!
Es gab also nur noch mich und dieses Menschenrechtsverletzende Ungetuem.
Nur so am Rande: es ist schon erstaunlich - in Deutschland dreht ab und an mal ein Hund am Rad, hier griff mich schon eine Riesenkakalake an, gefolgt von einer uederdimensional grossen Heuschrecken. Mittlerweile sinds tollwuetige Voegel. Klingt fuer mich ganz klar nach einer Steigerung.

Nun ja, nach ein paar gefuehlten Kilometern (ca. 100 Metern) brach er dann doch die verfolgung ab. Wurd ihm wohl zu langweilig....

Hmmm, was noch... Ach ja, kommt oefter mal vor, dass mir ein Reifen platzt, da 'ne Menge Mist (Glas, Draht) auf meinem Radweg liegt. Einmal musste ich es 3 Km zur Arbeit schieben. Ein anderes Mal sammelte mich ein netter Australier mit seinem Auto ein und fuhr mich zur Arbeit.

Hier ein paar Bilder (22, 23, 24) von meiner Lieblingsstrasse. Hier fahren die Trucks, Lieferwagen Jeeps ca. 50 cm neben mir.

Doch gerade das ist es, was Australien so sympathisch macht. Vieles ist so extrem und besonders ;-)

Aber dazu mehr im naechsten Blog.


Bis Bald!