Mittwoch Morgen ging ich dann tatsaechlich. natuerlich nicht im woertlichen Sinne, da mich eine aeltere Nachbarin mit nach Christchurch nahm, die soviel Sachen aus ihrem Leben erzaehlte, das wollte ich alles gar nicht wissen. Eigentlich wollte ich einfach nur schlafen. Doch daraus wurde mal wieder nichts. Der 40-jaehrige Sohn erwartete schliesslich Zwillinge und das wo man in diesem Alter besser aufpassen sollte, was dabei heraus kommt. In der Regel nichts gutes.
Anderthalb Stunden musste ich Geschichten ueber die Familie, deren Laendereien und Farming ueber mich ergehen lassen, ehe wir endlich das geraeumige Stadtzentrum erreichten.
Dort erwartete mich jedoch eine Enttaeuschung nach der anderen. Mein Hostel hatte das Internet gerade - die Nacht zuvor - auf Global Gossip - ein nationaler Internetanbieter - umgestellt und berechnete $4 die Stunde. Nach gewohnter Gratisnutzung jawohl ein bisschen happig. Nicht, dass ich die Preise nicht schon aus touristisch weniger erschlossenen Gebieten gewohnt war, aber das Internetcafe um die Ecke tat es auch. Doch lange Updates auf Mymapblog waren Fehlanzeige. Wer soll denn das bezahlen und als ob das ganze noch nicht enttaeuschend genug waere, da setzte die Fudgekitchen - Neuseelands einzige Fudgekuechentour mit etlichen Samples - noch einen drauf und blieb am Donnerstag fuer die zahlende Oeffentlichkeit einfach geschlossen. Die Tourguides waeren in der Kueche wohl unersetzbar. Angeblich und das obwohl ich mein Ticket schon am Mittwoch geloest hatte. Frechheit.
Gut, das Geld gab es zurueck und auch in Sachen Schadensbegrenzung zeigte man sich grosszuegig, in dem man mir 100g Fudge in der Geschmacksrichtung meiner Wahl umsonst gewaehrte. Doch die Enttaeuschung blieb und haelt noch immer an.
Auch der naechste Morgen konnte darueber nicht hinwegtaeuschen. Im Gegenteil, es schuettete naemlich, was die Aussichten fuer Kaikoura, meinem letzten Stopp auf der Suedinsel, nicht wesentlich verbesserte.
Gutes Wetter fuer die einzige Hauptattraktion Whalewatching vor Ort unabdingbar, doch an Neuseelands Kueste keine Selbstverstaendlichkeit. Leider.
Kaikoura, ein kleines, verschlafenes Fischerdoerfchen mit der naehrstoffreichsten Kueste im Lande, was sich aufgrund der angekoederten Wale, Delfine, Robben, Seeloewen und Albatrossen vor Touristenanstuermen kaum retten kann, wobei das Woertchen "Kai" fuer Essen und "Koura" fuer Hummer steht. Hummeressen. Welch Kreativitaet in dieser Uebersetzung stecken muss. Natuerlich Maori und ohne Sinn und Verstand.
Whalewatching, eine Bootstour, der ich anfaenglich ohnehin skeptisch gegenueber stand, nachdem mir viele, die ich in den bisherigen Hostels traf, davon abgeraten haben. Die Wale laegen wohl 20 Minuten auf dem Wasser, tauchen schliesslich ab und geben fuer den Bruchteil einer Sekunde die Moeglichkeit neben dem Ruecken auch noch die unspektakulaere Schwanzflosse zu fotografieren. Da kaeme ich mit meiner Olympus aber eh nicht hinterher. Kenn ich doch schon von den Delfinen vor Pahia, zumal ich den Anblick eines Wales auch schon von der Stewart Island Fahere in Bluff kannte. Ebenfalls im Regen.
Waere das Wetter allerdings auch nur annaehernd ertraeglich gewesen, hatte ich wahrscheinlich trotzdem ueber eine Tour nachgedacht, da ich besonders die Alternativen, ein Flug in Helikopter oder Kleinflugzeug, von vornherein schon ernsthaft in Betracht zog. Wann sonst kommt man schliesslich in den genuss eines Helikopterfluges? Selbst nach einem Autounfall kann man sich nicht sicher sein und muss womoeglich doch in einem ordinaeren Rettungswagen Vorlieb nehmen.
Wie auch immern, beide Varianten - Gutwettervarianten - nicht viel teurer als die Cruise, die neben dem ganzen Wahl in geringer Hoehe auch noch erlauben, Kaikoura Peninsula - sieht aus der Luft zufaellig genauso aus wie die Schwanzflosse eines Wales und ist laut Maorisaga der Sitz des Fischerbootes, aus dem die Nordinsel geborgen wurde. Aber sicher doch - und Kaikoura Ranges zu ueberblicken. Wie waere das himmlisch.
Doch Sonne und einen klaren, blauen Himmel setzte ich bei solch teurem Unterfangen einfach voraus und musste, als beides nicht einsetzen wollte, eben auf die Wale verzichten. Macht nichts. $140 aufwaerts gespart und auch die Enttaeuschung ueber die ausgefallene Fudgetour war groesser.
Mehr als anderthalb Tage haette ich bei teils bewoelktem, teils verregnetem Wetter in Kaikoura nur bedingt fuellen koennen, da es ohne Wale nicht viel mehr zu sehen oder zu machen gibt.
Eine wanderung, der Peninsula Walkway, der widererwartens sogar einen halben Tag dauerte und an einer stinkenden Seeloewenkolonie startete. Dieser und ein paar kleine wanderungen am Strand beschaeftigten mich auch ohne Whalewatching, Wings over Whales oder wie die touristischen Attrraktionen alle heissen, mit denen die Anbieter versuchen, den Besuchern das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Einen Pool, Whirpool und eine Sauna gab es auch, die den Aufenthalt im deutsch dominierten Hostel ein wenig bereicherten. Na wenigstens etwas.
Bei der exklusiven, externen Poolparty von irgendwelchen neuseelaendischen Johannitern, die mit ihren kleinen Goeren das grosse Becken belagerten und sich spaeter auch noch in sauna und Whirpool breitmachten, konnten wir wenigstens noch einen klassischen Kiwiroast - oder das, was liegen geblieben war - abgreifen. Dass dem ganzen bereits eine grosse Portion Spaghetti Bolognese vorausgegangen war, hielt mich nicht davon ab, einen noch volleren, ueppigern Lammteller zu fuellen. Man ist schliesslich Backpacker und nimmt jegliche Art von Almosen natuerlich dankend entgegen.
Gut, das meiste wurde eh in Tueten abgepackt und kam fuer schlechtere Tage in den Kuehlschrank. Bei einer instabilen Weltwirtschaftslage kann man schliesslich nie wissen.